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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Mittelfinger ließ das Foto eines Unterschenkels das gesamte Display einnehmen. »Ein Brandmal am rechten Unterschenkel.« Er reichte Walde das Gerät.
    »Genau das Gleiche wie bei der Toten aus Saarburg.« Walde, der sich wünschte, Hoffmann um ein Foto gebeten zu haben, drehte das iPad ins Hochformat und gab es dann zurück.
    »Es wurden übrigens keine Schlangenbisse am Opfer gefunden.« Grün klickte ein Foto der beiden toten Schlangen an. »Es handelt sich um Kornnattern, die sollen nicht sehr bissig sein. Sie dienten wohl nur dazu, dem armen Kerl in dem Sack zusätzliche Qualen zu bereiten.«
    Walde nickte. Im Trierer Präsidium hingen die Fotos wie eh und je an einer Magnettafel. Wenn auch die Akten mehr und mehr elektronisch ausgefertigt wurden, so gab es doch immer noch zu viel Papierkram.
    Derweil klickte sein Kollege durch eine Sammlung von Fotos, die von dem gefundenen Laufchip über Reste der Buchstaben auf dem Plastiksack und Reifenabdrücken bis zu einem Foto des Altenheims reichten, das Knauer zuletzt leitete, eine noble Seniorenresidenz, die sich, wie der Commissaire ausführte, nur gut betuchte Luxemburger leisten konnten.
    »Seine zweite Ehefrau Carla hat er wohl auch hier kennengelernt«, erläuterte Grün. »Oder sie war der Grund, warum er hierher gezogen ist. Sie waren seit drei Jahren verheiratet, bewohnten ein Appartement in Grevenmacher. Es muss wohl eine Zeit lang gedauert haben, bis die Scheidung von der ersten Frau durch war. Bisher haben wir hier in Luxemburg keine aussichtsreiche Spur gefunden. Ich denke, Sie könnten vielleicht drüben«, er deutete mit einer Handbewegung über den Fluss, »in Deutschland ermitteln, zumal nun neben der seltsamen Schrift auch dieses ominöse Brandmal bei einem anderen Opfer entdeckt worden ist. Da muss es doch einen Zusammenhang zwischen den Fällen geben.«
    »Was die Schrift angeht«, sagte Walde, »sollten wir uns ebenfalls austauschen, und vielleicht sollte auch Ihre Gerichtsmedizin mit unserer wegen des Brandmals zusammenarbeiten.« Das abrupte Ende der Ermittlungen nach dem Auffinden der Wasserleiche kam ihm wieder in den Sinn, als der Tote von Luxemburger Seite eingefordert worden war. »Es sei denn, es gibt da Dienstwege, die eingehalten werden müssen.«
    Grün, der die Anspielung verstanden hatte, schüttelte den Kopf. »Davon haben wir auch erst erfahren, als der Tote bereits zu uns unterwegs war.« Er reichte Walde eine CD. »Da ist alles drauf, was wir zusammengetragen haben. Wenn etwas nicht kompatibel sein sollte, lassen Sie es mich wissen.«

Samstag
    Das Erste, was Walde von der Person sah, die ihm im Treppenhaus des Präsidiums von oben mit federnden Schritten entgegenkam, waren die zweifarbigen Schuhe unter einer karierten Hose, dann wurde ein akkurat gebügeltes Hemd mit Button-Down-Kragen sichtbar. Über die Schulter hatte sich Stiermann lässig einen hellen Kaschmirpulli geworfen.
    »Ich bin gar nicht da«, säuselte der jovial nickende Polizeipräsident.
    »Herr Stiermann, einen Moment.« Walde blieb stehen, während der Präsident weitere Stufen zurücklegte.
    »Wir brauchen mehr Leute, es muss eine Sonderkommission eingerichtet werden.«
    »Ich bin schon so gut wie weg.« Der Chef war auf dem nächsten Treppenabsatz angelangt.
    »Zumindest Amtshilfe und eine …«
    »Rufen Sie mich am Montag übernächster Woche an, da bin ich aus dem Golfurlaub zurück. Ob mein Handy auf den Caymans Empfang hat, kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    Um den Davoneilenden noch akustisch zu erreichen, brüllte Walde hinter ihm her: »Zumindest eine neue Tafel, das müsste doch drin sein, mit bunter Kreide!«
    Walde wachte auf.
    Als er vom Brötchenholen zurückkam, waren noch alle Türen in der Diele geschlossen. Walde war früh aufgestanden und wollte zumindest einen gedeckten Frühstückstisch hinterlassen, wenn er schon am Samstagmorgen zur Arbeit musste. Umso überraschter war er, als er nach dem vorsichtigen Öffnen der Tür Doris und Annika am Küchentisch vorfand und daneben die in einer Wippe liegende Mathilda.
    Doris’ Lächeln sagte ihm, dass sie seine Gedanken erraten hatte.
    »Gehen wir gleich Schweine füttern?«, fragte Annika erwartungsvoll. Als er die Brötchentüte in den Korb auf dem Tisch entleerte, fischte sie sich gleich eins heraus.
    »Du kannst mit mir und Mathilda zu den Kranen …« Noch während Doris nach einem für ihre Tochter reizvolleren Wort für spazieren suchte, protestierte Annika: »Darauf habe ich mich total

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