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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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seine Jacke über die Lehne hängte. Den Helm stülpte er sich über ein Knie.
    »Sie sind mit dem Rad unterwegs?«
    Der Besucher nickte.
    »Wie war die Unterkunft?«
    »Hmh.« Decker fuhr sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn. »Ich komme gerade von Saarburg zurück.«
    »Mit dem Rad?«, fragte Walde erstaunt.
    »Ist ja eine flache Strecke. Das Rad hab’ ich geliehen.« Er knöpfte sich einen zweiten Knopf am Hemdkragen auf.
    »Und wie geht es bei Ihnen voran?«
    Als Walde einen Moment zögerte, sagte der Koblenzer Kollege: »Ich habe mitbekommen, was in der Zeitung gestanden hat. Knopp war ganz außer sich.«
    »Wachtmeister Knopp aus Saarburg?«
    »Pawelka hat früher mal in Saarburg gewohnt. Knopp konnte sich noch an die Familie erinnern. Dort wurde auch die erste Tochter geboren, nach der wir suchen.«
    »Sind Sie weitergekommen?«
    »Nicht wirklich, diese Elke war ja noch im Kindergartenalter, als die Pawelkas weggezogen sind.« Decker krempelte sich die Ärmel seines Hemdes auf. »Übrigens haben die Pawelkas anfangs ein Jahr lang in der Bäckerei Becker gewohnt, ganz oben, da …«
    »… wo heute heute die Tochter wohnt?«, fragte Walde.
    »Ja, das ist über dreißig Jahre her.«
    »Und nun?«
    »Ich fahre zurück nach Koblenz.«
    Walde überlegte, ob er den Mann bitten sollte, den Setzkasten unterwegs bei Andrea Pawelka in Mülheim abzugeben.
    Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Er erkannte die Nummer der Gerichtsmedizin und nahm den Hörer auf.
    »Ich hab’ da was … also … es wäre gut, wenn Sie mal vorbeischauen würden.« Hoffmann klang längst nicht so souverän wie sonst. »Es kann natürlich sein, dass ich Gespenster sehe.«
    »Um was geht es?«
    »Das möchte ich Ihnen … das kann ich wirklich besser hier zeigen … das sollten Sie sich ansehen.«
    »Okay, ich komme.« Walde legte auf. »Entschuldigung!«, wandte er sich an den Besucher.
    »Die Info über Elke Pawelka«, fuhr Decker fort, »habe ich aus Koblenz, da hat man sich wohl auch mal herabgelassen, sich um Fall Nummer zwei zu kümmern.«
    »Und was ist die Nummer eins?«, fragte Walde.
    »Das war doch in den Nachrichten. Ein Autofahrer wurde auf einem Rastplatz in der Nähe von Koblenz erschossen. Die Kugel stammt aus der gleichen Waffe, mit der vorher auf einen Juwelier geschossen worden ist.«
    Walde schaute ihn fragend an.
    »Er wurde schwer verletzt. Die Fahndung läuft auf Hochtouren.« Decker wischte sich wieder über die Stirn. »Pawelka ist eindeutig bei uns die Nummer zwei, wobei noch nicht einmal feststeht, ob es sich überhaupt um einen Mord handelt. Und der Umstand, dass die ganze Sache erst durch den Hinweis eines Bestattungsunternehmers ins Rollen kam, wirft kein gutes Licht auf uns.« Er nahm den Helm von seinem Knie und tastete mit dem kleinen Finger in einen der Luftschlitze. »Den ermittelnden Kollegen trifft nach meiner Meinung keinerlei Schuld.«
    »Und Knopp war außer sich?« Walde stand auf und öffnete das Fenster. Die Krähe saß immer noch auf dem Sims des Glockenturms. Oder war es ein Rabe?
    »Ja, wegen der Zeitungsmeldung.«
    »Aha.«
    »Ich fahr’ dann mal los«, Decker stand auf. »Ich muss auch noch das Rad zurückgeben.«
    Auf dem Umweg durch die Fußgängerzone fühlte Walde die Stimmung, die hier am Freitagnachmittag herrschte. Ein Teil der Leute schien mit Erledigungen vor dem Wochenende beschäftigt, andere waren bereits in der Freizeit angekommen, flanierten an den Schaufenstern vorbei oder nahmen die Stühle vor den Straßencafés in Beschlag. Am Verkaufsfenster von Calchera entschied sich Walde für eine Kugel Pistazie in einem Waffelhörnchen. Was wäre, wenn er nachher einfach nach Hause ginge? Der Gedanke kam ihm, als er über den sonnigen Vorplatz der Porta Nigra an den Gruppen entlangschlenderte, die den Erklärungen der Stadtführer lauschten. Vor der Klinik wischte er sich die klebrigen Finger an einem Papiertaschentuch ab. Während der letzten Viertelstunde hatte er es geschafft, komplett von der Arbeit abzuschalten.
     
    Dr. Hoffmanns Büro war abgeschlossen. Zwei Türen weiter betrat Walde nach kurzem Anklopfen den Obduktionsraum.
    »Die Sprechstunde ist für heute leider zu Ende«, rief der über einen Labortisch gebeugte Gerichtsmediziner. Mit einer Pinzette in der Hand wandte er sich um. »Ach, Sie sind schon da!«
    »Sie haben es spannend gemacht.« Über die Entfernung konnte Walde das Objekt nicht erkennen, das zwischen zwei Metallbügeln

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