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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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um lateinische Wörter handelt, kann ich nicht sagen. Es ist jedenfalls die gleiche Schrift wie die in dem Setzkasten von diesem Pa …«
    »Pawelka«, ergänzte Walde. Er fragte sich, was … RM …. HUMA … DI … zu bedeuten hatte.
    »Wir hatten keine Möglichkeit, die Größe der Buchstaben zu messen, bevor die Luxemburger die Geschichte übernommen haben. In Saarburg sind es neun Millimeter Höhe gewesen.«
    Die Vergrößerung der Einzelbuchstaben von vorhin erschien wieder auf dem Bildschirm. »Das verwischte A war auf der Folie, das deutlichere stammt vom Badezimmerschrank.« Sattler zeigte mit dem Stift auf den unteren Teil der Buchstaben. »Die Serifen sind absolut identisch. Sie stammen aus der gleichen Schrift, einer klassizistischen Antiqua. Sie weist schmale, nicht gerundete Serifen auf.«
    »Und was heißt das im Klartext?«, fragte Gabi.
    »Wir müssen unsere Ergebnisse mit denen der Luxemburger und Koblenzer Kollegen abgleichen. Das sieht nicht nach Zufall aus.«
    Walde wendete sich zu Grabbe: »Kannst du dich um die Luxemburger kümmern?«
    »Aber …« Grabbe blickte auf seine Uhr. »Um fünf geht mein Shuttle zum Flughafen.«
    »Entschuldige.« Walde sah, wie Gabi die Augen verdrehte.
    »Es bleibt ja nicht mehr allzu viel Auswahl!« Sie hob resignierend die Hand.
    »Da steckt ihr ja!« Monika kam zur Tür herein. »Wenn ihr schon so abrupt abhaut, solltet ihr mich vorher besser briefen … Ein paar Häppchen hätten wir der Presse schon noch hinwerfen können.«
    »Wir sind doch nicht bei einer Tierfütterung.« Walde richtete sich auf.
    »So ähnlich ist es nun mal«, erwiderte sie. »Stiermann ist jedenfalls ziemlich sauer.«
    »Soll er endlich seine Zusage bezüglich der neuen Stelle einlösen, dann haben wir auch mehr Zeit für seine Pressekonferenz.«
    »Das war nicht seine PK, da muss ich dir widersprechen. Es ist gut möglich, dass wir Hinweise gebrauchen können. Und dabei kann uns die Presse helfen.«
    »Wie es aussieht, hat sich umgekehrt erstmal die Presse helfen lassen, vielleicht von einem von uns«, empörte sich Gabi. »Dieser Wachtmeister Knopp braucht nicht zu meinen, er käme ungeschoren davon. Im Moment hat der Fall Priorität, aber dann ist er dran.«
    Während Gabi an ihrem Schreibtisch mit dem Telefon am Ohr darauf wartete, in der Direktion der Grevenmacher Polizei weiterverbunden zu werden, beobachtete sie, wie Grabbe ein Blatt aus seiner Brusttasche zog, es vor sich auffaltete, sich konzentriert darüberbeugte und langsam mit dem Zeigefinger Zeile für Zeile darauf hinunterwanderte.
    Im Hörer erklang das Besetztzeichen.
    »Na toll.« Sie atmete tief durch. Früher hätte sie in dieser Situation eine Zigarette geraucht. »Wie kommt es, dass du auf einmal fliegen kannst?«
    »Mir sind noch keine Flügel gewachsen«, brummte Grabbe.
    »Du weißt, was ich meine, dein Flug nach London.«
    »Der Arzt meint, die Geschichte mit dem … du weißt schon, könnte bei mir eine leichte Veränderung in der Amygdala verursacht haben.«
    »Der was?«
    »Die Amygdala ist ein Hirnabschnitt, den es bei allen Wirbeltieren gibt. Bei manchen ist er weniger ausgeprägt.«
    »Aha!«
    »Selbst bei manchen Menschen soll das der Fall sein.«
    »Sagt dein Gehirnklempner?«
    »Nein, das ist eher meine auf berufsbedingt schlechten Erfahrungen basierende Theorie.«
    »Und was ist diese Amidala?«
    »Die Amygdala braucht dich, als Außenstehende, eigentlich weniger zu interessieren.« Grabbe faltete das Blatt, steckte es in seine Brusttasche zurück, schnappte seine Tasche und ging zur Tür. »Sie beherbergt das Gefühlszentrum. Ich muss los.« Er knallte die Tür hinter sich zu.
    Kurz darauf wurde sie wieder geöffnet.
    »Späßle gemacht, keiner hat gelacht.« Grabbes grinsendes Gesicht erschien. »Nix für ungut, schönes Wochenende!«
     
    Walde stand mit einem belegten Brötchen in der Hand am Fenster seines Büros. Von einem Sims am Glockenturm von St. Paulus beobachtete ihn eine Krähe. Er nahm die Tasse mit dem heißen Kaffee von der Fensterbank. Unten im Hof fuhr ein Radfahrer in einem gekonnten Schlenker an der geschlossenen Schranke vorbei.
    Als es kurz darauf an seiner Tür klopfte, wischte Walde, über den Papierkorb gebeugt, die Krümel von seinem Hemd.
    »Störe ich?« Burkhard Decker, der junge Kollege von der Kripo Koblenz, kam zur Tür herein.
    »Nein, ich wollte sowieso noch mit Ihnen reden.« Walde setzte sich hinter seinen Schreibtisch und deutete auf den Besucherstuhl, wo der Mann

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