Culpa Mosel
Fenster nieder.
»Sagen Sie mal, was war das da vorhin mit dem Panther, den die belgischen Kollegen zum Abschuss freigegeben haben?«
»Es könnte sein, dass dieses Tier indirekt am Tod von Elke Minar-Pawelka beteiligt war.«
»Wie soll das möglich sein, die Frau ist laut Sterbeurkunde eines natürlichen Todes gestorben!«
»Vermutlich hat sie sich zu Tode erschrocken und einen Herzinfarkt erlitten.«
»Unser Labor untersucht Spuren aus ihrer Wohnung in Belgien, in der sich nicht einmal ein Verbrechen abgespielt hat.« Der Polizeipräsident schüttelte den Kopf. »Das ist No-go-Area!«
Während Walde überlegte, woher Stiermann diese Information haben konnte, legte der Polizeichef nach: »Sie haben am Samstag ein Dienstfahrzeug für einen größeren Trip genutzt.«
»Ich habe …«
»Überlegen Sie sich die Antwort gut. Bis morgen möchte ich das Fahrtenbuch auf dem Tisch haben.«
Walde musste den Reflex unterdrücken, aufzuspringen und wortlos zu gehen. Er fing sich, als er den Subtext in Stiermanns Worten verstand. Der Mann wollte verhindern, dass es zu einer Ermittlung aufgrund einer ungenehmigten Fahrt nach Verviers kam und sich damit nicht zuletzt auch selbst schützen. Er holte tief Luft. »Wir brauchen dringend Verstärkung, allein mindestens acht Leute für den Personenschutz und noch mal so viele, um weitere Spuren zu verfolgen, ein Berg Akten muss auch noch mal durchgesehen werden und und und.«
»Der Personenschutz ist schon in die Wege geleitet, und den Rest kriegen Sie auch, und einen Profiler werden wir ebenfalls einbinden.«
»Das ist gut, solange es nicht so ein Typ ist, der nach dem Schnuppern an der Leiche erkennt, dass es sich beim Täter um einen Gärtner mit Ödipuskomplex handelt, der Tiere quält, in der Schule noch am Daumen gelutscht hat und seinen Mitmenschen nicht in die Augen sehen kann«, sagte Walde und beobachtete, wie in einem von einer hohen Mauer umgebenen Garten auf der anderen Straßenseite zwei Nonnen im Gleichschritt zwischen den Rabatten wandelten. Beide hatten den Oberkörper nach vorne gebeugt. Diese Stadt ist voller Klöster, dachte er, und die meisten befanden sich in allerbester Citylage.
»Sie können mit roundabout einem Dutzend Leuten Verstärkung rechnen. Der Fall hat eine Dimension angenommen, die anfangs nicht zu erwarten war.«
Augenblicklich war Walde auf der Hut. Wenn der Präsident das Wort Dimension ins Spiel brachte, war das Landeskriminalamt, womöglich sogar das BKA, nicht fern.
»Grabbe ist noch in der Wiedereingliederungsphase, und wir sollten auch früh genug an die Vertretung für die bevorstehende Elternzeit …«
Stiermann stand auf und tippte auf seine schwere Armbanduhr. »It’s Showtime, Herr Bock, die Presse wartet.«
Gabi glänzte durch Abwesenheit, sie wollte dem Präsidenten zeigen, dass sie sich um andere Dinge kümmern musste. So betrat Grabbe allein den großen Raum, wo vor dem Podium, an dem Monika bereits Platz genommen hatte, zwei der drei Stuhlreihen mit etwa zwanzig zum Teil miteinander plaudernden Presseleuten besetzt waren. Dahinter standen die Kamerateams. Er musste aufpassen, dass er nicht über die sich über den Boden schlängelnden und nur hier und da notdürftig mit rotem Klebeband gesicherten Kabel stolperte. Als er sich neben Monika setzte, schob sie ihm freundlich lächelnd ein Namensschild vor das Mikrofon. Noch während er seine Papiere ablegte und darüber nachdachte, ob die Teleobjektive dazu in der Lage waren, seine Aufzeichnungen lesbar abzufilmen, betraten Stiermann und Walde den Raum.
Die Gespräche endeten, als Stiermann die Presse begrüßte und Monika den Stand der Ermittlungen referierte. Es war erstaunlich, wie sie in so kurzer Zeit aus den Informationen, die sie erst vorhin erhalten hatte, eine verständliche Zusammenfassung formulieren konnte. Grabbe wurde erst wieder aufmerksam, als er spürte, dass die Blicke der Journalisten auf ihn gerichtet waren.
»Den Originaltext können Sie bei Bedarf auch gerne per Mail erhalten«, hörte er die Pressesprecherin sagen, die damit Grabbe Zeit gab, endlich die Aufzeichnung mit der entsprechenden Info vorzulesen.
Während Grabbe die ersten Zeilen des lateinischen Textes vortrug, wurden vor ihm die Mikrofone verschoben. Nachdem er den Text wiederholt hatte, erntete er für die Bemerkung, dass er für die nicht fließend lateinisch Sprechenden im Auditorium eine Übersetzung anbieten könne, ein paar Lacher.
Auch die deutsche Übersetzung musste er
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