Cupido #1
dich auch. Schaffst du das?»
Das Arthur Hearing war sehr viel gründlicher als die Erste Anhörung, in der der Richter ja praktisch nur das Festnahmeprotokoll vorlas und den Tatverdacht feststellte. Selbst wenn die Anklage seitens der Grand Jury bis dahin schon stand, musste C. J. immer noch anhand von Zeugenaussagen glaubhaft darstellen, dass «die Beweislage eindeutig und der Verdacht begründet» war, dass Bantling sich des Mordes schuldig gemacht hatte. Das wiederum bedeutete, dass sie mindestens den leitenden Ermittler in den Zeugenstand rufen musste. Auch hier waren mittelbare Beweise gestattet, aber anders als vor der Grand Jury konnten alle Zeugen ins Kreuzverhör genommen werden. Die Verteidigung nutzte das Arthur Hearing gern als Instrument, um herauszufinden, was die Anklage in der Hand hatte und wie gut sich die Zeugen im Kreuzverhör hielten, selbst wenn sie genau wussten, dass der Richter keine Kaution gestatten würde. C.J. vermutete, dass in diesem Fall genau das Lourdes Rubios Absicht war.
«Machst du das Arthur Hearing?»
«Ja. Yars ist nur wegen der Grand Jury dabei. Danach liegt alles in meinen Händen.»
«Wie sollte ich dann nein sagen? Aber wir wollten das Ganze ja auf einer rein beruflichen Ebene halten, da wirst du mir schon eine offizielle Vorladung schicken müssen.»
Sie spürte wieder, dass sie rot wurde. «Sehr witzig. Danke, hm, für das Verständnis, dass wir ... äh, dass wir es bei dieser beruflichen Freundschaft belassen.»
«Ich habe nichts von Verständnis gesagt. Ich habe nur gesagt, dass ich es akzeptiere. Großer Unterschied.»
Sie begleitete ihn vorbei an den leeren Schreibtischen des Sekretariats und durch die Sicherheitsschleuse zum Fahrstuhl.
Er drehte sich noch einmal zu ihr um. «Manny und ich gehen heute im Alibi einen trinken, um noch ein paar Sachen zu besprechen. Du bist herzlich willkommen, wenn du willst. Wir drei könnten ja über ein paar Bier an unserer beruflichen Beziehung arbeiten.»
«Danke, aber eher nicht. Ich habe noch so viel zu tun.»
«Na gut. Dann ein schönes Wochenende, Boss. Dann sehen wir uns am Mittwoch nach der Grand Jury.»
«Bleib trocken», rief sie ihm hinterher, als sich die Fahrstuhltüren schlossen, und dann stand sie wieder einmal allein auf dem dunklen Flur.
43.
Die Grand Jury brauchte nicht einmal eine Stunde, um Anklage gegen William Rupert Bantling wegen Mordes an Anna Prado zu erheben. Und das auch nur, weil sie während der Beratung zu Mittag aßen – denn die Rechnung bezahlte der Staat nur, wenn während der Dauer der Sitzung gegessen wurde.
Innerhalb von Minuten, nachdem es bekannt wurde, stürzten sich die Medienhorden auf die Nachricht von der Anklageerhebung, und dann fütterten sie die Information in ihre Mikros auf den blütenweißen Marmorstufen des Gerichtsgebäudes von Miami Dade und analysierten für das gebannte Publikum an den TV–Geräten rund um die Welt, was das«im Einzelnen zu bedeuten hat».
C.J. hatte nicht damit gerechnet, dass die Entscheidung so schnell fiele. Sie befand sich gerade in einem Meeting mit dem Oberstaatsanwalt, als eine der Sekretärinnen mit der Nachricht in den Konferenzraum stürzte und den Fernseher anstellte. Sie und Tigler mussten gemeinsam mit dem U.S. Attorney in Südflorida und dem Special Agent in Charge des FBI Miami ansehen, wie ein überforderter, rotgesichtiger Martin Yars, Chief Assistant der Staatsanwaltschaft von Miami Dade, vor dem Gerichtsgebäude über die einfachsten Sätze stolperte und sich schlicht unfähig zeigte, das Maschinengewehrfeuer der Fragen von gut einem Dutzend Reportern flüssig zu beantworten, die ihn auf dem Weg zu seinem Wagen überfallen hatten. Er machte keine gute Figur. Und das, was er sagte, war auch nicht besser.
Das improvisierte Treffen war gemeinsam vom FBI und der Bundesstaatsanwaltschaft einberufen worden. Anscheinend wollten die Bundesbehörden Cupido haben, und sie wollten nicht teilen. Alle Augen waren auf Yars gerichtet, der ausgerechnetjetzt so herumstottern musste. Nach ein paar peinlichen Momenten kannte sogar Channel 7 Gnade und machte Werbepause. Tom de la Flors, der U.S. Attorney in Südflorida, brach das Schweigen.
«Sehen Sie, Jerry? Das ist genau das, wovon ich spreche. Unsere Behörde hat die Möglichkeiten und die Erfahrung, mit dem Medienzirkus fertig zu werden.» Er schüttelte den Kopf, dann schlug er einen vertraulichen Ton an und sah Tigler, der nervös auf seinem Sessel
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