Cupido #1
sein Hund Butch schlug am Heck des Fahrzeugs an. Damit hatten die Beamten hinreichenden Tatverdacht, der sie zu einer Durchsuchung des Kofferraums berechtigte, wo sie dann Anna Prados Leiche fanden.»
Sie sah die beiden Männer eindringlich an.
«Ist es so passiert, Officer Chavez? Habe ich Sie richtig verstanden?»
«Ja, Ma'am. Genau so war es.»
Sie sah Ribero an. «Hat man Ihnen den Vorfall so berichtet, Sergeant?»
«Genau so.»
«Gut. Trinken Sie ruhig noch einen Kaffee mit Officer Linde –man, Sergeant Ribero. Ich erwarte ihn dann zu seiner Vernehmung um zwölf.»
Ribero stand auf. «Vielen Dank für Ihre Hilfe, Ms. Townsend. Wir sehen uns.» Er nickte C. J. grimmig zu, dann warf er einen finsteren Blick in Chavez' Richtung. «Komm schon, Chavez.»
Die Tür schloss sich hinter ihnen, und nun war es passiert. Der Deal stand. Ein Pakt mit dem Teufel. Von jetzt an gab es für sie alle kein Zurück mehr.
41.
Das erste Mal in ihrem Leben setzte C. J. ihre Karriere aufs Spiel. Für einen höheren Zweck, sagte sie sich. Ihre berufliche Integrität war ein kleines Opfer für einen höheren Zweck. Damit die Bestie vernichtet, der Drache getötet werden konnte, mussten auch die Guten sich manchmal die Hände schmutzig machen.
Die Fahrzeugkontrolle war unrechtmäßig gewesen – eindeutig. Rechtlich gab es keinen hinreichenden Tatverdacht, um sie zu begründen, und genauso unrechtmäßig war auch die Durchsuchung. Es wäre C.J. lieber gewesen, wenn Chavez ein besserer Lügner gewesen wäre und sie gar nicht erst hätte herausfinden müssen, was sie jetzt wusste. Dann hätte sie nicht die Rolle spielen müssen, zu der sie jetzt gezwungen war.
Ohne Durchsuchung keine Leiche. Ohne Leiche kein Fall. Wenn sie Chavez' Geschichte nicht in Ordnung brachten, war Bantling ein freier Mann. Egal, wie viel Spuren in seinem Haus ihn mit den Morden in Verbindung brachten, die Anklage wäre geplatzt, denn ohne die unrechtmäßige Fahrzeugkontrolle hätte die Polizei nie von Bantlings Existenz erfahren. Sie hätten das Haus nicht durchsucht. Sie hätten kein Haldol gefunden, kein Blut, keine Mordwaffe, keine sadistischen Pornovideos. So war eben das Gesetz.
Das Telefon klingelte und riss sie aus ihren trüben Gedanken.
«C.J. Townsend.»
«C. J.? Hier ist Christine Frederick von Interpol. Tut mir Leid, dass es ein paar Tage gedauert hat. Ich musste die Information, die du mir gegeben hast, durch verschiedene Systeme laufen lassen.»
«Hast du irgendetwas gefunden?»
«Ob ich etwas gefunden habe? Ja, also, ich glaube, ich habe eine ganze Menge gefunden. Ich glaube, wenn du mit ihm fertig bist, hat dein Verdächtiger ein Pied–à–terre in den Gefängnissen einiger Länder. In allen drei südamerikanischen Staaten gab es Übereinstimmungen: in Rio, Caracas und Buenos Aires. Männlicher Weißer mit Maske. Er schneidet und quält gern. Die Masken ändern sich. Es gab einen Alien, ein Monster, einen Clown und ein paar Gummigesichter, die von den Frauen nicht erkannt wurden. Dein Mann wird auch auf den Philippinen gesucht, vier derartige Vergewaltigungen zwischen 1991 und 1994. Seitdem nichts mehr. Die Fahndungslisten aus den Achtzigern sind größtenteils überholt oder unbrauchbar, daher konnte ich über die Zeit nichts rausfinden. Und in Malaysia gab es nichts. Insgesamt scheint es um die zehn Opfer in vier Ländern zu geben. Aber das ist ja nur das, was in den Fahndungslisten auftaucht. Bei den Konsulaten und Polizeibehörden habe ich nicht angerufen. Ich dachte, das möchtest du lieber selbst tun, falls dein Mann auf die Gesuchten passt, und so sieht es ja aus. Ich faxe dir mein Material, dann hast du es schwarz auf weiß.»
Weitere zehn Frauen. C.J. musste sich Christines Funde gar nicht durchlesen, um zu wissen, dass es Bantling war. Er war ein Serienvergewaltiger, eine Serienmörder, eine Bestie, die es auf Frauen abgesehen hatte. Er hatte über siebzehn Frauen vergewaltigt und gefoltert. Zehn, wahrscheinlich elf Frauen hatte er ermordet – vielleicht auch noch mehr.
Ohne Chavez' «neue» Aussage hätte es keinen Fall gegeben. Bantling könnte wegen des Mordes an Prado nicht belangt werden. In den Vereinigten Staaten waren seine Vergewaltigungen verjährt. Sie wusste, dass die Vergewaltigungen in den anderen Ländern nie vor Gericht kommen würden. Es war immer dasselbe: keine Sachbeweise, und die Rechtssysteme armer südamerikanischer Länder waren nicht besonders vertrauenerweckend, um es milde
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