Cupido #1
Entführer verabreicht, namentlich von William Bantling. Damit hat sich Mr. Bantling einer «fortdauernden kriminellen Handlung» laut Paragraph 848 des U.S. Code schuldig gemacht.»
Doch für seine Rechtsverdrehungen hatte sich Tom de la Flors den falschen Tag und die falsche Frau ausgesucht. «Die Information über die Droge ist durchaus richtig. Aber – und korrigieren Sie mich, wenn ich Unrecht habe – was die fortdauernde kriminelle Handlung angeht: Meines Wissens müssen mindestens fünf Personen daran beteiligt sein. Falls dem FBI die Namen von vier weiteren Verdächtigen bekannt sind, bitten wir höflich um Mitteilung, aber meiner Kenntnis nach handelte Bantling allein. Es fehlen Ihnen also vier Leute für eine fortdauernde kriminelle Handlung. Und damit für Ihre Zuständigkeit.»
Das war's dann wohl. C. J. hatte sich gerade von einer möglichen beruflichen Zukunft in der Regierung verabschiedet, von einer Stelle als hoch geschätzte Bundesstaatsanwältin im Besonderen. De la Flors schoss ihr über den Tisch giftige Blicke zu.
«Nun, ich werde mir den Fall noch einmal genau ansehen müssen, Ms. Townsend, aber das war nur eine der Möglichkeiten, die mir spontan eingefallen sind. Da wäre außerdem der Hobbs Act.» Er wandte sich jetzt wieder an Tigler. «Auf den haben wir uns schon früher berufen, und zwar erfolgreich, als es um die Raubüberfälle auf Touristen hier in Dade County ging.»
«Ja. Aber damals ging es um Raub», setzte C. J. nach. «Was hat das mit den Morden zu tun? Das reicht doch hinten und vorne nicht für eine Anklage.»
Jetzt hatte de la Flors die Schnauze voll: Was für eine lästige Fliege! Er war Politiker, kein Paragraphenreiter. In den vier Jahren, seit er Bundessstaatsanwalt war, hatte er kaum einen Gerichtssaal mehr von innen gesehen oder einen Blick ins Bundesgesetz geworfen; und er war nicht geneigt, hier irgendwelche juristischen Feinheiten zu diskutieren. «Es reicht für einen Riesenkrach, das gebe ich Ihnen schriftlich. Und wenn Ihre Behörde uns wirklich die Zuständigkeit streitig machen will, dann nehmen wir uns einfach Fall für Fall unter dem Raubaspekt vor.»
«Von welchem Raub sprechen Sie überhaupt, wenn ich fragen darf?» Zaghaft meldete sich Tigler zu Wort.
«Sie dürfen, Jerry. Jedes der Opfer wurde doch nackt und ohne Herz aufgefunden, korrekt? Ms. Prado eingeschlossen? Also sind sie alle beraubt worden. Und diesbezüglich ist das Gesetz klar, Ms. Townsend. Der Fall fällt unter unsere Zuständigkeit. Wir können Mr. Bantling ganz leicht ein paar Jahre lang vor dem Bundesgericht festhalten und jeden Raub einzeln verhandeln. Und das wäre immer noch besser als alles, was Ihre Behörde bis jetzt veranstaltet hat. Wenn wir dann mit ihm durch sind, können Sie ihn aus Camp Leavenworth wiederhaben und die Anklage verhandeln, die Sie bis dahin vielleicht endlich zustande gebracht haben. Vorausgesetzt natürlich, Jerry, dass Sie dann noch Oberstaatsanwalt sind und solche Entscheidungen überhaupt noch treffen können.
Denken Sie darüber nach und lassen Sie mich wissen, ob Sie den Fall nicht doch lieber mit uns gemeinsam vorantreiben wollen, bevor ich darangehe, Anklage zu erheben. In der Zwischenzeit habe ich hier eine Verfügung und einen Durchsuchungsbefehl von Bundesbezirksrichterin Carol Kingsley, die uns Zugang zu Bantlings Haus und seinen Autos und allem Beweismaterial gewährt, das bisher sichergestellt wurde.» Er warf ein Bündel von Papieren auf den Konferenztisch.
C. J. ließ de la Flors keine Sekunde aus den Augen. «Ich werde Ihnen eine Kopie aller sichergestellten Dokumente zukommen lassen, Mr. de la Flors. Ich werde Sie selbst durch die Asservatenkammer führen und Ihnen alle Laborberichte persönlich überreichen. Doch für alles, was darüber hinausgeht, müssen wir Richterin Kingsley einen Besuch abstatten, denn so gerne ich mit Ihnen kooperieren würde – ich habe hier einen Mord zu verhandeln. Und nach Ihren Drohungen muss ich mich offenbar beeilen, bevor ich eine Verfügung brauche, um meinen Angeklagten aus dem Niemandsland des Bundesgerichthofs zurückzukriegen, wo er wegen Raub verklagt wird.»
Sie stand auf und griff nach dem dicken Umschlag auf dem Tisch.
«Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, Gentlemen, ich muss ja noch die Dokumente kopieren, die Sie wünschen.»
Jerry Tigler sah aus, als beneidete er C. J. um ihren Mut. Nichtsdestotrotz wirkte auch er jetzt fünf Zentimeter größer in seinem unschicken Anzug,
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