Cupido #1
watschelte herein, die schwarze Robe auf dem Boden hinter sich herschleifend.
«Erzähl ich dir später», flüsterte C. J.
«Nicht vergessen!», flüsterte Dominick zurück.
«Setzen Sie sich», befahl der Gerichtsdiener, und alle setzten sich.
«Guten Tag», begann Richter Hilfaro und räusperte sich. «In Anbetracht des, na ja, besonderen Falles, den wir heute zu verhandeln haben, dessentwegen wahrscheinlich die meisten von Ihnen hier sind» – er nickte in Richtung der Presse, die die letzten zehn Reihen des Gerichtssaals besetzte –, «habe ich beschlossen, die Abfolge zu ändern und zuerst den Fall Florida gegen William Rupert Bantling aufzurufen, damit wir danach wieder mehr Platz hier haben. Anschließend werde ich die Tagesordnung wie gewohnt einhalten. Ist die Staatsanwaltschaft bereit zu beginnen?»
C. J. war ein wenig überrumpelt. Sie hatte gedacht, dass sie wenigstens die Verlesung der Tagesordnung und eventuell noch ein oder zwei Fälle Zeit hätte, um sich emotional auf ihren Auftritt vorzubereiten. Aber vielleicht war ein Sprung ins kalte Wasser das Beste. So konnte sie sich nicht verrückt machen. Sie trat vor den Richter auf das Podium der Staatsanwaltschaft.
«Ja, Euer Ehren. C. J. Townsend für den Staat Florida. Wir sind bereit.»
«Die Verteidigung?»
Lourdes Rubio, im konservativen schwarzen Kostüm, das Haar in einem straffen Knoten, schritt durch den Gerichtssaal zum Podium der Verteidigung.
«Lourdes Rubio für den Angeklagten William Bantling. Auch wir sind bereit, Euer Ehren.»
«Schön. Wie viele Zeugen für die Anklage?»
«Nur einer, Euer Ehren.»
«Gut. Lassen Sie uns anfangen. Die Staatsanwaltschaft soll beginnen.» Richter Hilfaro machte keine Mätzchen. Er legte keinen Wert auf Rampenlicht, und daher mochte er Fälle, die durch die Medien gingen, nicht. Das war einer der Gründe, warum der oberste Richter ihn für Arthur Hearings einsetzte. Die zogen normalerweise kaum Interesse auf sich. Die Presse berichtete bei besonders barbarischen Verbrechen über die erste Anhörung und, falls dann noch Interesse bestand, über den Prozess selbst. Es geschah nicht alle Tage, dass ein Serienkiller, der es in die internationalen Schlagzeilen geschafft hatte, in Richter Hilfaros ruhigem Gerichtssaal landete.
«Die Staatsanwaltschaft ruft Special Agent Dominick Falconetti in den Zeugenstand.»
Mit großen Schritten kam Dominick herüber. Als er vereidigt wurde, waren alle Augen auf ihn gerichtet.
Nach ein paar Formalien befragte C. J. ihren Zeugen zum Abend des 19. September, als Dominick zum MacArthur Causeway gerufen worden war. Er war als Zeuge gut zu gebrauchen – er wusste, welche rechtlichen Gegebenheiten sie brauchte, um ihren Fall abzusichern, und er wusste, welche Aussagen ihr diese lieferten. Außer «Was passierte dann?» brauchte er keine weiteren Stichworte. Er berichtete dem Gerichtssaal über die Fahrzeugkontrolle, die Entdeckung von Anna Prados Leiche und die Hausdurchsuchung, bei der menschliches Blut mit Anna Prados Blutgruppe an der Wand und dem Boden des Gartenhäuschens gefunden worden war sowie Spuren an der möglichen Mordwaffe, einem Skalpell.
Keine Erwähnung wurde von der Substanz gemacht, die man in Anna Prados Körper gefunden hatte, ebenso wenig wie von den Pornovideos aus Bantlings Schlafzimmer. Die Anklage musste in diesem Stadium nur darlegen, dass ein Mord begangen worden war und dass die Indizien den Verdacht nahe legten, dass Bantling der Täter war. Alle weiteren hässlichen, abseitigen Fakten würden erst später im Prozess verwendet werden, wenn es darum ging, einer zwölfköpfigen Jury Motiv und Möglichkeit darzulegen und jeden Zweifel auszuräumen.
Die Presse saugte durstig jedes Wort auf, das Dominick sagte, im Saal war das hektische Kratzen von Dutzenden von Kugelschreibern zu hören. Die meisten Details waren neu für die Öffentlichkeit, und die Aufregung der Journalisten war fast mit Händen zu greifen.
C. J. spürte Bantlings kalte Augen auf sich, sein Blick wanderte langsam, mutwillig über ihren Körper, wahrscheinlich zog er sie im Geist bereits aus, hier, mitten im Gerichtssaal. Während des Arthur Hearing saß der Angeklagte nicht bei der Verteidigung, und von der Geschworenenbank aus hatte Bantling einen ausgezeichneten Blick auf den ganzen Gerichtssaal – und auf sie, wie sie Dominick ver hörte. Sie sah aus dem Augenwinkel, dass er sie beobachtete, und einen Moment lang fragte sie sich, ob er sie vielleicht
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