Cupido #1
bloßgestellt in einem Raum voller Voyeure. Sie saß reglos da, völlig überrumpelt von dem, was sie gehört hatte. Was konnte sie darauf sagen? Was sollte sie tun? Fieberhaft suchte sie nach der Antwort. Ihr Kopf glühte, eine schreckliche Stille hing über dem Raum.
Dann sprach er. Die Stimme aus ihren Albträumen. Kaum einen halben Meter von ihr entfernt.
«Ich weiß noch, wie du schmeckst», sagte die Stimme. Lächelnd lehnte er sich über den Tisch und leckte sich langsam mit der langen rosa Zunge über die Lippen. Er schloss die Augen. «Lecker, Chloe. Oder soll ich dich lieber Beany nennen?»
Lourdes zuckte zusammen und fuhr ihn an: «Mr. Bantling! So kommen wir nicht weiter! Halten Sie den Mund!»
C. J. zitterten jetzt so sehr die Knie, dass sie die Beine leicht anheben musste, damit man ihre Absätze nicht auf dem Zementboden klackern hörte. Ihr war kotzübel, kalter Schweiß brach ihr aus, und sie hatte das unwiderstehliche Bedürfnis wegzurennen. Einfach nur weg von hier. Denn schon wieder hatte er sie in der Falle. Doch sie bewegte sich nicht von ihrem Stuhl. Sie durfte nicht fliehen, denn jetzt war der Moment gekommen. Der Augenblick, auf den sie gewartet hatte; den sie so gefürchtet hatte.
... der möge jetzt sprechen oder für immer schweigen.
C. J. sah ihm in die Augen und hielt seinem bösen Blick ein paar Sekunden lang stand. Er grinste gehässig, seine Pupillen tanzten vor Erregung. Dann fand sie ihre Stimme wieder. Sie sprach leise, aber deutlich und entschlossen; sie war selbst erstaunt, wie entschieden sie klang.
«Ich weiß nicht, wie Sie von dem Verbrechen erfahren haben, dessen Opfer ich gewesen bin, Mr. Bantling – ich weiß es wirklich nicht. Die Polizeiberichte, nehme ich an. Das ist lange her. Aber Ihre Anschuldigung ist wirklich ungeheuerlich, vor allem die Tatsache, dass Sie sich daraus in Ihrem kranken Gehirn einen Vorteil in der Gerichtsverhandlung erhoffen.»
Jetzt war sie an der Reihe. Sie spürte, wie sich die Wut in ihr aufbäumte und die schwache, ängstliche Chloe fortscheuchte, die weglaufen und sich verstecken wollte. Sie lehnte sich über den Tisch und widerstand seinem eisblauen Starren. Ihre Stimme wurde noch leiser, es war kaum mehr als ein Flüstern, doch sie wusste, er konnte sie sehr gut hören. «Doch ich kann Ihnen versichern, nichts in der Welt wird mir mehr Vergnügen bereiten, als zuzusehen, wie man Sie auf die Pritsche schnallt und Ihnen eine Spritze voll Gift in die Venen pumpt. Dann werden Sie voller Verzweiflung den Zeugenraum nach jemandem absuchen, der Ihnen helfen kann. Doch es wird keiner da sein, Mr. Bantling. Niemand außer mir. Und ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass Sie dort landen.»
Dann stand sie auf und wandte sich noch einmal an Lourdes, die mit offenem Mund dasaß und die Szene beobachtet hatte. «Und was Sie angeht, Ms. Rubio, das war das unethischste Verhalten, das mir in meiner Laufbahn jemals untergekommen ist. Ich werde Richter Chaskel umgehend darüber in Kenntnis setzen. Vielleicht werde ich den Vorfall sogar vor die Anwaltskammer bringen.»
Lourdes wollte etwas sagen, aber C.J. brachte sie mit einem Blick zum Schweigen.
Voller Wut zischte sie: «Sprechen Sie mich nie wieder an! Mit Ihnen kommuniziere ich in Zukunft nur noch über schriftliche Anträge. Wir haben uns nichts mehr zu sagen, was nicht genauso gut vor Gericht gesagt werden kann. Sie sind so verabscheuungswürdig wie Ihr Mandant.» Dann schnappte sie sich ihre Aktentasche, lief zur Tür und klingelte nach dem Wachmann.
Bantling war leichenblass geworden, Schweißperlen sammelten sich auf seiner Stirn. Plötzlich stieß er einen lauten, unmenschlichen Schrei aus, wie eine Katze, die lebendigen Leibes gehäutet wird.
«Verdammt noch mal, Bill! Hören Sie auf!», rief Lourdes.
C. J. drehte sich nicht um. Die Wut in seiner Stimme war allzu vertraut, und im Stillen begann sie zu beten.
«Ich habe es nicht getan!», kreischte er. «Sie wissen, dass ich unschuldig bin! Sie können doch keinen Unschuldigen zum Tode verurteilen lassen!»
Die schwere Tür glitt auf. C.J. verließ den Raum und versuchte, nicht loszurennen.
Jetzt stand Bantling auf, der Metallstuhl krachte hinter ihm auf den Boden, die Handschellen rasselten gegen das Tischbein, an das er gefesselt war. Er schrie hinter ihr her: «Du verfluchte dreckige Schlampe! Vor mir kannst du nicht weglaufen, Chloe! Denk immer dran – du miese Nutte!»
Sie klingelte an der zweiten Tür. Der Wachmann
Weitere Kostenlose Bücher