Cupido #1
sichergestellt haben, ist der Reihe nach aufgeführt. Wenn Sie fertig sind, vergessen Sie nicht, sich auszutragen, und geben Sie Becky im Büro gegenüber Bescheid. Sie hat die Asservatenaufsicht. Ich habe gleich ein Verhör, sonst würde ich Ihnen helfen. Heute Nachmittag ist anscheinend überhaupt keiner da.»
«Kein Problem, ich brauche niemand. Ich wollte nur mal einen Blick auf das werfen, was wir haben. Es dauert nicht lange.»
«Dom nimmt ein paar Aussagen drüben in Miami Beach auf. Er kommt heute wahrscheinlich gar nicht mehr rein, soweit ich weiß. Soll ich ihn anfunken?»
«Nein danke, ich brauche keine Hilfe. Trotzdem danke.»
«Na gut. Viel Erfolg. Ich lasse Sie dann mal arbeiten.» Er schloss die Tür hinter sich und ließ sie allein in dem dämmrigen Zimmer zurück. Es war fast fünf, und die Sonne ging bald unter. Von der «Mauer» starrten die toten Mädchen auf C. J. herunter, als sie sich mit zitternder Hand eine Zigarette anzündete und sorgfältig durch die sechsseitige Inventarliste blätterte. Sie wusste nicht genau, was sie suchte – aber sie wusste, wenn etwas existierte, dann würde sie es finden.
Lourdes' Anfechtung der Fahrzeugkontrolle war ein Schuss ins Blaue – oder ihr Antrag war unvollständig. Lourdes hatte C. J. eine Kopie gegeben und würde ihn morgen früh einreichen. C. J. hatte sich das Papier dreimal gründlich durchgelesen und keine Erwähnung des anonymen Hinweises gefunden oder auch nur eine entsprechende Andeutung. Der Antrag basierte allein auf Bantlings Behauptung, er sei nicht zu schnell gefahren, sein Rücklicht sei nicht beschädigt gewesen und die Fahrzeugdurchsuchung habe ohne seine Zustimmung und ohne hinreichenden Grund stattgefunden. Um ganz sicherzugehen, dass weder Chavez noch Lindeman noch Ribero mit Lourdes oder einem ihrer Mitarbeiter gesprochen hatten, hatte C. J. beim MBPD angerufen. Sie hatte dem Sergeant fast einen Herzinfarkt versetzt mit der Nachricht, dass Bantling wegen unrechtmäßiger Fahrzeugkontrolle die Abweisung der Klage beantragte. Keiner habe geredet, versicherte ihr Ribero. Das Wort des verhafteten Angeklagten stand gegen das Wort eines achtbaren Polizeibeamten. Es war nicht schwer zu erraten, wer diesen Kampf gewinnen würde.
Doch C.J.s Erleichterung hatte nur kurz gewährt, denn der zweite Teil des Antrags befasste sich mit der Anschuldigung, die Lourdes im Gefängnis gemacht hatte. Dass C. J. vergewaltigt worden war, dass Bantling der Täter war und dass C. J. sich des Betrugs und der Vertuschung von Fakten schuldig machte. Und es bestand die Möglichkeit, dass Bantling vielleicht irgendetwas in seinem Besitz hatte, das diese Behauptung beweisen könnte.
Die Inventarliste führte jedes nummerierte Beweisstück einzeln auf, das in Bantlings Haus und Autos sichergestellt worden war. C. J. überflog den Inhalt von Kartons mit Teppichproben, Bettwäsche, Küchenutensilien und Hygieneartikeln und nahm sich dann drei große Kisten mit der Aufschrift EXHIBIT 161A, B und C vor. Oben auf der Liste stand «Persönliche Habe», darunter waren verschiedene Rubriken aufgelistet: «Fotos, div.»; «Fotoalben 1–12»; «schwarze unbeschriftete Videokassetten 1–98»; «Bücher (44)»; «Zeitschriften (15)»; «CDs 1–64»; «Kleidung, div.»; «Schuhe, div. (7 P.)»; «Kostüme, div.»; «Schmuck, div.». Es waren diese Kisten, die sie interessierten.
Sie nahm sich jedes Album vor, jedes Foto, ohne auf etwas zu stoßen, und dann arbeitete sie sich langsam durch den Sack mit den diversen Kleidungsstücken. Nichts. Die Bücher waren hauptsächlich zeitgenössische Romane, bis auf ein paar Werke von Marquis de Sade und Edgar Allan Poe; die Zeitschriften waren Soft– bis Hardcore–Pornoheftchen – Playboy, Hustler, Shaved. Auf den CDs war Popmusik, und im Büro hatte sie bereits eine Kopie aller Videokassetten erhalten, die sie ein schreckliches Wochenende lang abgespielt hatte. Auch dort war nichts.
FDLE Exhibit No. 161C,11 : diverse Kostüme stand handschriftlich auf dem weißen Asservatenetikett, das auf dem Deckel einer blauen Plastikbox in der letzten Kiste klebte. Eine detailliertere Aufzählung des Inhalts gab es nicht, auch nicht auf der Liste. C.J. öffnete den Deckel, der nicht versiegelt war, und schnappte nach Luft.
Dort, ganz obenauf, starrte ihr mit einem blutroten Grinsen und zottigen Nylonaugenbrauen eine unheimliche Clownmaske entgegen. C. J. erkannte sie sofort. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, und sie
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