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Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Talent.» Er schwieg einen Moment, versuchte, ihr in die Augen zu sehen, doch C. J. fixierte immer noch die Akten auf dem Tisch. «Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber die Sache sieht doch gut aus, selbst wenn sich Chavez noch so viel Mühe gibt, alles zu verpfuschen.»
    «Hoffentlich.»
    «Und Bantling tut sich selbst auch nicht gerade einen Gefallen. Ich glaube, wenn er den Mund nicht halten kann, lässt Chaskel Cupido den eigenen Prozess auf dem Bildschirm verfolgen, in einer Zelle auf der anderen Straßenseite.»
    C. J. sagte nichts.
    «Deine Zusammenfassung hat mir gefallen.»
    «Danke. Was für ein Tag.»
    «Das kannst du laut sagen. Heute sind wirklich die Geister los. Übrigens, fröhliches Halloween. Kann ich dir helfen, die Sachen zurück ins Büro zu bringen?»
    «Sind alle weg?»
    «Mehr oder weniger. Ich glaube, im Flur sind nur noch Manny und die Jungs und deine Sekretärin.»
    «Marisol ist hier?»
    «Ich glaube, sie wollte dich anfeuern.»
    «Das bezweifle ich.»
    «Sie hat die ganze Anhörung verfolgt. Jetzt unterhält sie sich draußen mit Manny. Sie hat heute wieder ein interessantes Outfit an.»
    «Wie immer. Also gut. Ich kann Hilfe gebrauchen.»
    Er begann, die Akten vom Tisch auf das Wägelchen zu wuchten. Dann zog er es mit einer Hand hinter sich her, in der anderen trug er ihre schwere Tasche. Nebeneinander durchquerten sie den Saal.
    «Wie steht's mit einem Abendessen heute?», fragte er.
    «Das wäre schön», sagte sie. Diesmal zögerte sie nicht. Keine Sekunde.

 
63.
     
     
    Lourdes Rubio zog die unterste Schreibtischschublade auf und holte die bernsteinfarbene Flasche Chivas Regal heraus, den guten, den sie für besondere Gelegenheiten aufhob, für Feiern, positive Urteile, Freisprüche. Doch heute brauchte sie ihn aus einem anderen Grund. Heute trank sie ihn, um sich einen anzusaufen und ihre Nerven zu beruhigen.
    Sie schenkte sich ein Glas ein und starrte auf ihren Schreibtisch, der mit schrecklichen Tatortfotos übersät war. Anna Prados abgeschlachtete, blutverschmierte Leiche starrte mit schreckgeweiteten Augen aus dem Kofferraum des nagelneuen Jaguar ihres Mandanten.
    Sie hasste sich. Für das, was sie heute bei Gericht gesagt hatte. Für das, was sie fast gesagt hätte. Für das, was sie nicht gesagt hatte. Keiner konnte gewinnen. Keine Feier, kein Sieg heute.
    Sie wusste, dass ihr Mandant ein Vergewaltiger war. Ein kranker, sadistischer, brutaler Vergewaltiger. Und sie wusste, dass er die Staatsanwältin vergewaltigt hatte und dass er nicht den Hauch von Reue darüber empfand, deren Leben ruiniert zu haben. Lourdes hatte den Verdacht, dass er auch andere Frauen vergewaltigt hatte, auch wenn er das nicht zugab. Noch nicht. Bill Bantling gab ihr nur so viel Information, wie sie seiner Meinung nach unbedingt brauchte. Doch das überraschte sie nicht; die meisten ihrer Mandanten teilten dieses Verhalten.
    War er ein Mörder?
    Am Anfang ihrer Zusammenarbeit hätte sie das absolut abgestritten. Ihm wollte jemand etwas anhängen, das Ganze war eine Falle, ein Irrtum. Auf keinen Fall war dieser Mann ein Vergewaltiger, ein Mörder. Er war nie im Leben Cupido. Doch sie hatte sich täuschen lassen, und  das kam  selten vor. Gerade als Strafverteidigerin wusste sie, dass die meisten ihrer Mandanten Geheimnisse hatten, logen; auch die Leute, die Lourdes dafür engagierten, die Kohlen für sie aus dem Feuer zu holen, und das akzeptierte sie. Doch Bill Bantling war anders aufgetreten als die meisten ihrer Mandanten. Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann, attraktiv, charmant, ehrlich. Sie hatten sich angefreundet, lange bevor er verhaftet wurde. Sie joggten zusammen, samstagmorgens in South Beach, und manchmal tranken sie im Buchladen einen Cappuccino. Sie hatte die ganze Geschichte gekauft, und jetzt stellte sie fest, dass er sie getäuscht hatte. Sie hatte sich blenden lassen von einem aalglatten Psychopathen. Das war das, was sie am tiefsten traf.
    Und dann war da C. J. Townsend, die Anklägerin, die sie immer respektiert und bewundert hatte. Eine Person, die keine politischen Spielchen machte oder miese Tricks anwendete, nur um die Staatsanwaltschaft besser dastehen zu lassen. Lourdes wusste, dass auch C. J. log, und auch wenn ihre Motive vielleicht verständlich waren, machte das die Sache nicht weniger verwerflich. Lourdes war die Inventarlisten der Haussuchung durchgegangen. Sie hatte sich die Kisten mit den Beweismitteln gründlich angesehen. Und nichts gefunden. Nichts von

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