Cupido #1
sollen, denn genauso hat Lourdes auch früher schon taktiert. Angriff aus dem Hinterhalt. Aber ich hätte nicht gedacht, dass sie es diesmal wieder versucht, bei allem, was auf dem Spiel steht. Dabei sind die Indizien wasserdicht ...»
«Hör zu, mich hat sie direkt beschuldigt, Beweismaterial gefälscht zu haben. Was glaubst du, wie ich mich dabei fühle, C.J.?» Dominick war wütend. «Du bist hier nicht die Einzige, die mit allen Kräften versucht, diesen Kerl hinter Gitter zu bringen.»
Manny versuchte zu schlichten, seine Stimme war so sanft, wie der Bär es überhaupt hinbekam. «Boss, wir tun alles, reden mit jeder Werkstatt in einem Radius von zehn Kilometern –»
«Mach daraus zwanzig. Wir müssen diese Werkstatt finden. Hört euch um, ob jemand was gesehen hat.»
«Schön. Zwanzig Kilometer. Wir fangen nochmal an und reden mit den Zeugen. Mit jedem Bekannten, den er in Miami je hatte ...»
«Es muss schnell gehen, denn Richter Chaskel ist fest entschlossen, voranzukommen. Er fängt früh an und hört erst spät am Abend auf. Wir haben nicht viel Zeit.»
«Dann müssen wir eben abwarten, was er sagt, wenn er seine Argumente vorbringt», meinte Dominick.
«Dann ist es vielleicht schon zu spät, Dominick. Wenn die Geschworenen denken, wir sind nicht gut genug, oder schlimmer noch, wir halten Beweismittel zurück, dann lassen sie ihn ziehen. Und das kann ich nicht zulassen. Das lasse ich nicht zu!» Wie früher schon einmal spürte sie die Risse in der zerbrechlichen Fassade, die mit jahrelanger Therapie wieder geklebt worden war. Die Risse wurden länger und breiter und verästelten sich in alle Richtungen. C.J. fuhr sich durchs Haar, versuchte, ihre Gedanken in normale Bahnen zu zwingen. Dominick sah sie eindringlich an.
Sah zu, wie sie zerbröckelte. Wie sie vor seinen Augen in Stücke brach.
«Ich brauche seine Akten. Alles. Ich muss wissen, womit er als Nächstes auf uns losgeht. Und ich muss es herausfinden, bevor er zu Wort kommt», sagte sie, vor allem zu sich selbst.
Sie blickte auf. Manny und Dominick beobachteten sie. Das betretene Schweigen ernüchterte sie.
«Versteht ihr denn nicht? Er hat das alles von langer Hand geplant», sagte sie schließlich, ihre Stimme war nur noch ein raues Flüstern. «Wir sind ihm in die Falle gegangen. Und ich habe es nicht kommen sehen ...»
74.
Das melodische Klingeln des Handys riss Dominick aus dem Tiefschlaf. Er lag auf der Couch, die Jay–Leno–Show war längst vorbei, und jetzt lief eine Dauerwerbesendung für ein brandneues Enthaarungsmittel. Blinzelnd sah er sich nach dem Telefon um. Er wusste nicht genau, ob er noch schlief oder schon wach war.
«Falconetti», meldete er sich dann.
«Wer ist DR?», fragte die Stimme am anderen Ende.
«Was? C. J., bist du das?» Er rieb sich die Augen und suchte nach einer Uhr. «Wie spät ist es?»
«Es ist eins. Wer ist DR? Was ist DR?»
«Wovon redest du? Wo bist du?»
«Im Büro. Ich habe die letzten Stunden damit verbracht, Bantlings Terminkalender durchzugehen, und seit 1999 tauchen immer wieder diese beiden Buchstaben auf, ohne weitere Erklärung. Am Tag, bevor Anna Prado verschwand zum Beispiel, und an dem, bevor Bantling verhaftet wurde. Hast du das gesehen?»
«Klar. Wir sind dem auch nachgegangen. Wir haben jeden verhört, den wir mit diesen Initialen finden konnten. Kam aber nichts dabei raus. Wir wissen nicht, für wen oder was DR steht.»
«Bei den letzten drei Opfern ist es dasselbe. Zwei bis acht Tage vor ihrem Verschwinden steht in seinem Kalender DR. Was zum Teufel heißt das?»
«Es könnte alles Mögliche sein. Oder gar nichts. Ich weiß es nicht. Manny ist wohl nicht zu Hause?»
«Was meinst du denn damit?»
«Seit fast zwei Wochen habe ich nichts von dir gehört, und ich weiß, dass du ihn anrufst, wenn du was brauchst. Also schätze ich, du meldest dich bei mir, weil du ihn nicht zu fassen kriegst.»
Ohne auf seinen Sarkasmus einzugehen, sagte sie dann: «Na ja.
Ich dachte nur, DR könnte was sein, das wir übersehen haben. Vielleicht eine Stelle, an der wir noch nicht waren. Vielleicht der Ort, den er besucht, wo er die ...»
«Wir sind das schon alles durchgegangen. Du klammerst dich an einen Strohhalm. Es ist spät.»
Schweigen. Ihre einmalige Chance, einfach aufzulegen. Aber sie überraschte ihn, denn sie sprach mit sanfterer Stimme weiter. «Es tut mir Leid wegen gestern im Büro. Ich hätte dich nicht so anfauchen dürfen. Aber es macht mich einfach
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