Cupido #1
waren, und wedelte damit vor ihr herum.
«Danke fürs Vorbeibringen, Dom.» Sie nahm ihm die Dokumente ab. «Das war nicht nötig. Ich hätte es mir auch abholen können.» Sie bat ihn nicht herein.
«Du hast gesagt, du brauchst es heute, also bekommst du es auch heute. Sogar mit drei Stunden Spielraum. Es ist erst neun.»
«Vielen Dank. Woher weißt du eigentlich, wo ich wohne?» Die Vorstellung, dass man sie finden konnte, war ihr unangenehm. Sie war sehr vorsichtig mit ihrer Adresse und gab sie niemandem. Und weil sie Staatsanwältin war, wurde sie auch im Büro unter Verschluss gehalten.
«Hast du vergessen, dass ich ein Cop bin? Wir werden dafür bezahlt, solche Dinge rauszukriegen. Ehrlich gesagt, habe ich einfach bei dir im Büro angerufen, Marisol hat mir deine Adresse gegeben, und dann habe ich im Internet beim Stadtplandienst nachgesehen, wo es ist.»
C. J. nahm sich vor, Marisol am nächsten Morgen die Hölle heiß zu machen.
Es entstand eine peinliche Pause. Schließlich fragte Dominick: «Meinst du, ich könnte vielleicht einen Moment reinkommen? Ich
wollte dir noch von der Haussuchung erzählen. Außer, du hast gerade keine Zeit.» Sein Blick schweifte an ihr vorbei in die Wohnung. Sie antwortete schnell, zu schnell wahrscheinlich: «Ich bin allein.» Dann biss sie sich auf die Lippe und fuhr langsamer fort. «Naja, ich bin nur ein bisschen müde, und ich habe Kopfschmerzen und ...» Sie sah ihm in die Augen und merkte, dass er seine eigenen Schlüsse zog. Sie bemühte sich zu lächeln und normal zu wirken. «Ach, was soll's, tut mir Leid, komm schon rein.» Sie machte ihm die Tür auf, und er trat ein. Einen Augenblick oder zwei standen sie im Flur voreinander, dann drehte sie sich um und ging in die Küche.
«Möchtest du ein Glas Wein, oder bist du noch im Dienst?» Er folgte ihr. «Ich dachte, du hättest Kopfschmerzen.» «Habe ich auch», antwortete sie und öffnete den Kühlschrank. «Wein ist gut gegen Kopfschmerzen. Man vergisst einfach, dass man welche hatte.»
Er lachte. «Na, dann nehme ich auf jeden Fall ein Glas, danke.» Er sah sich in ihrer Wohnung um. Sie war farbenfroh und geschmackvoll eingerichtet. Die Küche war strahlend sonnengelb gestrichen, auf Tischhöhe lief eine Borte mit bunten Früchten entlang. Das Wohnzimmer war dunkelrot, und moderne Kunst hing an den Wänden. Dominick war überrascht. C.J. wirkte immer so ernst. Irgendwie hatte er erwartet, dass ihre Wohnung ganz in Weiß und Grautönen gehalten wäre, vielleicht mit einem Hauch von Creme – und dass die Wände kahl wären.
«Schön hast du es hier. So bunt und so fröhlich.» «Danke. Ich mag bunte Farben. Sie beruhigen mich.» «Die Wohnung ist super. Was für eine Aussicht.» Die Glastüren, die vom Wohnzimmer auf den kleinen Balkon gingen, standen offen. Von unten war das sanfte Plätschern des Kanals zu hören, und auf der anderen Seite glitzerten die Lichter von Pompano Beach.
«Ja, ich bin ganz froh hier. Ich habe sie jetzt schon seit gut fünf Jahren. Sie ist ein wenig klein. Nur drei Zimmer. Aber wir sind ja auch nur zu dritt, Lucy und Tibby und ich. Viel mehr Platz brauchen wir eigentlich nicht.»
«Lucy? Tibby?»
«Tibby ist der, der gerade seine weißen Haare auf deiner schicken schwarzen Hose verteilt.» Wie auf Stichwort ließ Tibby von unten ein herzzerreißendes Miauen hören. Dominick streichelte dem dicken Kater den Kopf, und Tibby schnurrte so kläglich, als hätte er noch nie im Leben Liebe bekommen.
«... und das ist Lucy. Mein Baby.» Lucy hatte gerochen, dass der Kühlschrank offen stand, und schlappte in die Küche. Sie entdeckte C. J.s ausgestreckte Hand und schob sich in Stellung, um sich hinter den langen Ohren kraulen zu lassen. «Sie hört nicht mehr so gut, aber das macht nichts. Stimmt's, Mädel?» C.J. beugte sich zu ihr herunter, und Lucy wedelte eifrig mit dem Schwanz.
«Schön ruhig hier. Ein ganz anderes Tempo als in Miami.»
«Ich mag das. Wie in jeder Großstadt gibt es in Miami einfach zu viele Verrückte. Ich sehe sie täglich, muss mich schon den ganzen Tag mit ihnen herumplagen. Ich brauche sie nicht auch noch da, wo ich wohne. Nicht dass Fort Lauderdale das Epizentrum der Normalität wäre, aber es ist wenigstens etwas stiller. Außerdem halte ich gern Arbeit und Wohnung voneinander getrennt.»
«Wegen der Anonymität?»
«Auch deshalb. Das alles hier ist die fünfunddreißig Minuten Fahrt ins Büro wert.»
«Ich bin wohl schon zu lange in Miami. Die
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