Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
Vom Netzwerk:
die Person eben erst als möglichen Verdächtigen identifiziert.» Sie wusste, dass sie sich mehr als schwammig ausdrückte.
    «Haben Sie denn mit den ermittelnden Beamten in New York gesprochen? Werden Sie einen Haftbefehl beantragen?»
    «Noch nicht. Ich glaube, der Fall ist bei den Cold Cases gelandet. Wir sind eben in diesem Moment mit den Ermittlern dort im Gespräch wegen des Haftbefehls und allem anderen, das nach New Yorker Gesetz nötig ist, um in Florida einen Verdächtigen festzunehmen.»
    «Also, zuerst mal muss Anklage erhoben werden. Dann können Sie einen Haftbefehl beantragen, und damit können Ihre Ermittler die Festnahme durchführen und ihn so lange in Miami festhalten, bis wir die ganzen Papiere für die Auslieferung fertig haben. Aber vielleicht bin ich auch ein bisschen voreilig. Wie alt ist der Fall denn?»
    Sie schluckte. Siedend heiß fiel ihr etwas ein,  das sie als Staatsanwältin nicht hätte vergessen dürfen. «Ich glaube, das Verbrechen ist vor über zehn Jahren passiert, aber ich müsste nochmal mit den Detectives reden, die hier unten an der Sache arbeiten.»
    Bob Schurr pfiff durch die Zähne. «Zehn Jahre? Oh, oh. Sagen Sie mir, es geht um Mord, dann können wir loslegen.»
    «Nein, kein Mord.» Ihre Hände waren feucht. Sie wollte die Antwort auf ihre nächste Frage gar nicht hören. «Warum das ‹Oh, oh›?»
    «Weswegen habt ihr den Kerl am Wickel? Angenommen natürlich, es ist ein Kerl. Das haben Sie noch nicht gesagt.»
    Sie räusperte sich und hoffte, dass ihre Stimme einigermaßen normal klang. «Es geht um ein Sexualdelikt. Schwere Vergewaltigung. Und versuchten Mord.»
    «Tja, deswegen das ‹Oh, oh›. Sie haben kein Glück, tut mir Leid. In New York sind solche Verbrechen nach fünf Jahren verjährt. Außer natürlich Mord. Mord verjährt nicht. Wenn innerhalb von fünf Jahren nach der Tat keine Anklage erhoben wurde, können Sie dem Kerl nichts mehr anhaben. Aus und vorbei ...»
    Sie schwieg, also fuhr er fort. «Es tut mir Leid. Dies Elend passiert immer wieder, vor allem bei Sexualdelikten. Wenn man den Typ endlich findet, anhand einer DNA–Analyse oder so, kann man ihm nichts mehr anhaben. Erst vor kurzem hat man angefangen, gegen die DNA–Stränge selbst Anklage zu erheben, in den Fällen, in denen es noch keinen konkreten Verdächtigen gibt und wo die Zeit knapp wird. Vielleicht ist das auch bei Ihrer Sache geschehen – haben Sie die Cold–Case–Leute gefragt?»
    «Nein, aber das werde ich tun. Vielleicht haben die so etwas ver–anlasst. Ich hoffe es», sagte sie, obwohl sie genau wusste, dass nichts gefunden worden war, was für eine DNA–Probe gereicht hätte, die wiederum für eine solche Anklage hätte dienen können. Sie merkte, dass ihre Stimme immer leiser wurde. «Danke für Ihre Hilfe. Ich rufe Sie wieder an, wenn ich mehr habe.»
    C. J. legte auf. Das konnte nicht wahr sein. Die Verjährung. Eine willkürliche Zeitspanne, die irgendwelche dummen Gesetzesmacher in Stein gemeißelt hatten, um zu definieren, was ein fairer Zeitraum war, innerhalb dessen man jemanden vor Gericht stellen konnte. Wie lange sollte sich jemand mit der Frage plagen müssen, wann seine Verbrechen ihn wohl einholten? Was konnte dem Angeklagten zugemutet werden? Vergiss das Opfer – Hauptsache der Täter wurde geschützt!
    Langsam begann ihr die Tragweite der Information zu dämmern. Bantling würde nicht für das zur Verantwortung gezogen werden, was er ihr angetan hatte. Niemals. Er könnte sich auf die Spitze des Empire State Building stellen und seine Schuld hinausschreien, mit all den ekelhaften, grausigen Details, und trotzdem käme er nie vor Gericht. Er würde den Fahrstuhl nach unten nehmen und ungestraft von dannen ziehen. C. J. hätte an die Verjährung denken sollen, aber in Florida verjährten bestimmte Sexualdelikte nicht, und ehrlich gesagt – es war ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Sie war so damit beschäftigt gewesen, Bantling nach den Regeln des Gesetzes nach New York zu schicken – und ihren eigenen Dämonen dabei ins Gesicht zu sehen, ohne durchzudrehen –, dass sie die Frage völlig vergessen hatte, ob er dafür überhaupt belangt werden konnte. Sie hatte die Scheuklappen des Opfers getragen und es einfach für selbstverständlich gehalten.
    Wieder hatte sie das Gefühl, alles bräche auseinander, und sie müsste es verzweifelt zusammenhalten. Sich durch den Nebel der Angst kämpfen, der sie zu erdrücken schien.
    Sie lief in der Wohnung

Weitere Kostenlose Bücher