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Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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kann in die Menschen eben nicht hineinsehen.» Sie beugte sich vor und flüsterte. «Ich hoffe, Sie sperren ihn weg, Ms. Townsend. Wo er keinem Mädchen mehr wehtun kann.»
    Da wo er hingeht, Estelle, braucht sich – bis auf Lizzie Borden vielleicht — keine Frau mehr Sorgen zu machen.
    «Ich tue mein Bestes, Estelle. Ist Dr. Chambers da?»
    «Oh – ja, ja. Er erwartet Sie. Bitte gehen Sie einfach rein.» Peinlich berührt drückte Estelle hastig den Summer, und die Kranke durfte die Zone der Gesunden betreten. Die Tür zu Dr. Chambers' Sprechzimmer am Ende des Flurs stand offen. C. J. konnte ihn sehen, wie er über den Mahagonischreibtisch gebeugt dasaß. Er blickte lächelnd auf, als er sie hörte, ihre Absätze klackten leise auf den Fliesen.
    «C. J.! Schön, Sie zu sehen. Kommen Sie rein.»
    Das Sprechzimmer war in einem zarten Bleu gestrichen. Elegante Chintzvorhänge mit Blumenmuster waren kunstvoll über die Bogenfenster drapiert. Die geschlossenen, hölzernen Fensterläden ließen das Sonnenlicht in goldenen Streifen über den Berberteppich und die bequemen blauen Ledersessel fallen.
     
    «Hallo, Dr. Chambers. Das ist aber schön geworden! Es gefällt mir.» Sie war in der Tür stehen geblieben.
    «Danke. Wir haben vor ungefähr drei Monaten renoviert. Es ist schon eine Weile her, dass Sie zuletzt da gewesen sind, C. J.»
    «Ja, ja, ich weiß. Der Job frisst mich auf.»
    Es entstand eine Pause, dann erhob er sich und kam hinter dem großen Tisch hervor. «Schön. Bitte, nur hereinspaziert», sagte er und schloss die Tür hinter ihr. «Setzen Sie sich.»
    Dr. Chambers führte sie zu einem der großen Ohrensessel und setzte sich ihr gegenüber auf den anderen. Er beugte sich vor, die Arme auf die Knie gestützt, die Hände ineinander verschränkt. Er wirkte sehr locker, fast schon leger. C. J. wusste nicht, ob er bei all seinen Patienten so war oder ob er sie anders behandelte, weil sie sich schon so lange und gut kannten. Jedenfalls hatte Greg Chambers ihr immer das Gefühl gegeben, dass ihre Probleme zu lösen waren.
    «Ich habe gestern Abend in den Nachrichten die Anhörung zu den Cupido–Morden gesehen. Herzlichen Glückwunsch, C. J.»
    «Danke. Aber wir haben noch einen langen Weg vor uns.»
    «Ist er denn wirklich der Täter?»
    Sie schlug nervös die Beine übereinander. «Es sieht so aus. Wenn Anna Prados Leiche in seinem Kofferraum als Beweis nicht schon reicht – das, was wir gestern Abend bei ihm zu Hause gefunden haben, räumt wohl die letzten Zweifel aus.»
    «Wirklich? Dann wünsche ich Ihnen viel Glück.» Er sah sie mit blauen Augen forschend an. «Ich weiß, es ist ein sehr anstrengender Fall, mit dem Medienrummel und so weiter.» Bei «und so weiter» hob er fragend die Stimme, und sie wusste, dass er ihr ein Stichwort liefern wollte.
    Sie nickte und sah auf die Knie. Es war mehrere Monate her, seit sie zuletzt hier gesessen hatte. Nach all den Jahren war es an der Zeit gewesen auszuprobieren, ob die Therapie geholfen hatte, ob der Vogel fliegen gelernt hatte, ob sie allein in der Welt zurechtkam.
    Konnte sie über die Erinnerungen hinwegkommen, die immer wieder an ihr zerrten? Also hatte sie – unter vielen Ausreden – immer weniger Termine gemacht, war nur noch selten da gewesen, bis sie es im Frühling schließlich ganz hatte sein lassen. Und jetzt musste sie reumütig an seiner Tür kratzen.
    «Bearbeiten Sie den Fall mit jemand zusammen?» Er klang wie ein Vater, besorgt, dass sie nicht genug aß oder schlief.
    «Nein. Bis jetzt mache ich es allein, außer Tigler ruft noch jeman–den auf.»
    «Wer ist der leitende Ermittler? Dominick Falconetti?»
    «Ja. Und Manny Alvarez von der City.»
    «Ich kenne Manny. Guter Detective. Ich habe mit ihm vor ein paar Jahren in Liberty City an einem vierfachen Mord gearbeitet. Und ich glaube, Falconetti habe ich einmal auf einer Forensik–Konferenz in Orlando kennen gelernt.»
    Greg Chambers' schwarzes Haar war grau meliert, ein lebendiges, glänzendes Grau, das seine blauen Augen betonte und ihn insgesamt besser aussehen ließ. Die Zeit hatte in sein an sich recht durchschnittliches Gesicht Linien auf der Stirn und um die Augen gegraben, aber auch das stand ihm, und C. J. schätzte, dass er jetzt, mit Ende vierzig, attraktiver war als in seinen Zwanzigern. Dann fielen ihr die eigenen Falten ein, die sie gestern im Spiegel entdeckt hatte. Es war einfach unfair: Männern stand das Alter so viel besser als Frauen.
    «Sie machen mir wirklich

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