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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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sagte Guzman.
    »Stell sie aufrecht hin.«
    »Warum?«
    »Weil ich es dir sage.«
    Al Kaddafi zog seinen Dolch heraus und kratzte am Rand der Ikone. Die Goldpulverschicht, die den Rand bedeckte, blätterte ab.
    »Ein Spalt!«, sagte der Monsignore. »Schnell!«
    Al Kaddafi setzte die Klinge in den Spalt und benutzte sie als Hebel. Die Ikone brach in der Mitte auseinander. In dem Hohlraum dazwischen lagen zwei Rollen. Vaya ! Ein Papyrus und ein Pergament.
    »Lass sehen«, sagte Al Kaddafi.
    Vorsichtig zog der Monsignore beides aus der Öffnung und schickte sich an, den Papyrus aufzurollen.
    »Hände hoch, und dreht euch ganz langsam um!«, sagte eine Stimme mit einem skandinavischen Akzent hinter ihrem Rücken.
    Sie drehten sich um. Der Mann, der beim Appell auf den Namen Erik Clausen geantwortet hatte, hielt eine Pistole mit Schalldämpfer auf sie gerichtet.
    »Her mit den Rollen, Drecksack, und leg sie da hin«, sagte Clausen zum Monsignore, auf einen Tisch weisend.
    Der Lichtstrahl aus Al Kaddafis Taschenlampe traf Clausen mitten im Gesicht, sodass er sich unwillkürlich einen Arm vor die Augen legte. Blitzschnell fuhr die Hand des Saudis unter sein Hemd, der Dolch zischte durch die Luft und bohrte sich in die Kehle des Dänen. Der griff sich an den Hals, wankte und stürzte zu Boden, während ihm ein Strom Blut aus dem Mund schoss. Sein Ächzen erfüllte die Stille des Skriptoriums.
    Clausen wand sich auf dem Boden, die Hände um den Griff des Dolches geklammert. Al Kaddafi kniete neben ihm nieder und zog den Dolch heraus. Mit einer raschen Bewegung schnitt er ihm die Kehle durch. Der Körper des Mannes zuckte, dann blieb er reglos liegen.
    Der Monsignore wandte den Blick ab. »Elender Schlächter. War das unbedingt nötig?«
    »Er leidet nicht mehr. Allah liebt die Barmherzigen.« Al Kaddafi säuberte die Klinge an den Seiten einer Handschrift. »Wer hat uns den auf den Hals geschickt? Weißt du nichts davon, Christ?«
    »Hältst du das für den richtigen Zeitpunkt, so einen Blödsinn zu reden?« Der Monsignore blickte auf die Uhr. »07:08 Uhr. Wir müssen schleunigst verschwinden.«
    Caramba . Diese Leiche brachte ihren ganzen Plan durcheinander. Es war zwecklos, die Ikone wieder aufzuhängen. Er steckte die Rollen in die Ikone zurück.
    »Was machst du denn da? Nimm die Rollen und häng die Ikone wieder auf.«
    »Mit dieser Leiche auf dem Boden? Sie werden es sofort kapieren! In der Ikone sind die Rollen sicher. Sie sind empfindlich und könnten beschädigt werden.«
    Er steckte die Ikone in seinen Sack.
    »Den trage ich.« Al Kaddafi streckte die Hand aus.
    Der Monsignore starrte ihn an. Imbécil . Begriff er denn nicht, dass die Leiche alles veränderte?
    »Wie du willst, aber glaub nicht, dass du weit kommst. Bis nach Ouranoupolis sind es fünfundzwanzig Kilometer.«
    »Ouranoupolis? Aha, da wolltest du also hin?«
    »Das Fischerboot!« Das hatte er vollkommen vergessen. Jetzt blieb das Boot des Juden der einzige Fluchtweg. Er zog sein Handy heraus.
    »Ist das der richtige Zeitpunkt, um zu telefonieren?«
    »Wer soll uns holen kommen, wenn wir Rabinovitch nicht informieren? Die Marine von Saudi-Arabien?«
    »Mach schnell. Allahs Wohlwollen hat Grenzen, und wir haben sie schon längst überschritten.«
    Der Monsignore wählte die Nummer von Pater Pinkus. »Pater, wir haben ihn gefunden … Nein, der Plan wird geändert. Ich erkläre es Ihnen noch. Ihr müsst sofort das Fischerboot anrufen … Wir müssen jetzt fliehen … Die Schaluppe soll auf uns warten.«
    Im Erdgeschoss liefen sie durch den Lesesaal und öffneten die Tür zum Portikus. Der Hof lag verlassen da, aus der Kirche erklang noch der Gesang der Mönche. Sie schlüpften hinaus. Plötzlich erregte etwas auf dem Boden die Aufmerksamkeit des Monsignore.
    »Was ist los?« Al Kaddafi drehte sich um.
    »Dort in der Ecke auf dem Boden.« Der Körper eines Mönchs lag bäuchlings in einer großen Blutlache. Guzman kniete sich neben ihn und drehte ihn um. »Pater Kristophoros!«
    Die Kutte des Mönchs war blutdurchtränkt.
    »Das war der Blonde.« Al Kaddafis Miene wurde finster. »Die Mönche werden glauben, dass wir es waren.«
    »Eine ballistische Untersuchung wird erweisen, wie es sich abgespielt hat.«
    »Ballistische Untersuchung? Hier? Sie werden uns für seine Komplizen halten. Sie haben die Daten unserer Pässe. Ich weiß nicht, wie ihr in Rom darüber denkt, aber Riad will keinen internationalen Zwischenfall.«
    »Sollen sie doch denken, was sie

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