Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
Vom Netzwerk:
»Ausgerechnet die wichtigste Stelle ist die unleserlichste!« Er warf den Kegel in die Luft. »Was fangen wir mit diesem Kegel an, ohne das kleinste Körnchen dieses phantastischen weißen Pulvers?«
    »In der ägyptischen Religion war das Auge des Horus das ›Dritte‹, das ›Allessehende Auge‹«, sagte Théo, sich den Nasenrücken reibend.
    »Wahrscheinlich laufen wir hier bloß den Träumen eines Mythomanen hinterher. Ist dir das klar?«
    »Kommen dir die Erklärungen zum mfkzt und zum Manna wie das wirre Gerede eines Mythomanen vor?«
    »Na gut. Was steckt Wahres hinter dieser Geschichte von den Kegeln?«
    »Ich habe das Relief gesehen, von dem Pico spricht. Es befindet sich in Luxor an einer Wand der Weißen Kapelle des Karnak-Tempels.«
    Der Kegel tauche auch auf anderen Reliefs in derselben Tempelanlage auf, erzählte Théo. Diese Reliefs stellten die Schätze von Thutmosis III. dar, die Hieroglyphen, in denen die Schätze beschrieben wurden, bezeichneten den Kegel als Weißes Brot und berichteten, er sei aus Gold gefertigt. Ein anderes Beispiel sei der Tempel für die Göttin Hathor auf dem Berg Serabit in der Wüste Sinai. Einige Reliefs des Tempels zeigten, wie Thutmosis IV. der Göttin Hathor Kegel darbrachte, und auch in diesem Fall bezeichneten die Hieroglyphen die Kegel als Weißes Brot.
    »An den Tempelwänden erscheint mehrmals die Hieroglyphe für ›mfkzt‹, ebenso wie die für das Wort ›Licht‹.«
    »Du willst mir doch nicht etwa weismachen, dass du an diesen Blödsinn von der Letzten Erleuchtung glaubst?«
    »Was ich glaube, ist unwichtig. Beschränken wir uns auf die Fakten. Der heilige Papyrus, von dem Pico spricht, ist das Totenbuch, ein dreiundzwanzig Meter langer Papyrus, der im British Museum aufbewahrt wird. Picos Beschreibung stimmt vollkommen mit dem Papyrus überein. Auf jeder Etappe seiner Reise ins Jenseits spricht der Pharao das Wort mfkzt aus, das heißt, er fragt: ›Was ist das?‹«
    »Aber wie zum Teufel kommst du dazu zu behaupten, dass der Pharao den Kegel meinte, wenn er dieses verflixte mfkzt aussprach? Und wie haben diese Armen überhaupt ohne Vokale sprechen können? Konnte das nicht auch eine ganz normale Frage im buchstäblichen Sinne sein?«
    »Nein. Jedes Mal, wenn in den Tempeln der Kegel als Gabe auftaucht, wird er immer von der Bezeichnung ›Weißes Brot‹ und dem Wort ›Licht‹ begleitet. Erst jetzt fällt mir das auf, nach zwanzig Jahren Ausgrabungen.«
    »Aber was ist dieses ›Licht‹, von dem die Inschriften sprechen?«
    »Es muss ein spirituelles Licht gewesen sein, etwas, das in dem weißen Pulver enthalten war. Dasselbe Licht, mit dessen Hilfe der Pharao zur Letzten Erleuchtung gelangte.«
    »Ach ja? Wenn es ein inneres Licht war, musste der Pharao diesen Kegel offenbar aufessen. Und das vor seinem Tod, wenn er seinen Sprung ins Jenseits machen wollte. Einverstanden?«
    »Und?«
    »Dann müssen deine Pharaonen ja wohl Kiefer aus Stahl gehabt haben.« Konstantine spielte mit dem Kegel.
    »Spyro, ich bitte dich. Vergiss für einen Moment, dass dieser Kegel aus Gold ist. Stell dir vor, er wäre aus etwas gemacht, das ›Weißes Pulver‹ heißt, etwas Essbarem.«
    »Wie du willst. Doch auch dann geht alles noch immer vom Gold aus. Wie sind sie vom Gold zum weißen Pulver gekommen? Erklärst du mir das?«
    »Pico schreibt, das sei ein Geheimnis der Häuser des Lebens gewesen.«
    »Blödsinn! Ich möchte den sehen, der aus Gold ein Pulver, weiß oder von welcher Farbe auch immer, machen kann. Wenn man Gold erhitzt, schmilzt es wie jedes andere ordentliche Metall und geht in einen flüssigen Zustand über. Weißes Pulver? Ammenmärchen mittelalterlicher Scharlatane!«
    »Ich wüsste nicht, dass Pico della Mirandola als Scharlatan in die Geschichte eingegangen ist. Wenn einer wie er diesen Kegel unter der Intarsie versteckt, dann heißt das nur eines: Der Kegel birgt ein Geheimnis.«
    »Oh ja, verbergen kann er. Leider nur allzu gut.«
    »Ist der Kegel schuld daran, dass die Feuchtigkeit das Pergament ruiniert hat, tête de mule ?«
    »Gut, nehmen wir einmal an, Pico hat das Geheimnis des weißen Pulvers entdeckt. Warum hat er dann den Kegel in das Kästchen getan? Warum nicht eine Probe vom weißen Pulver, wenn er wirklich entdeckt hatte, wie man es herstellt?«
    »Ich weiß es nicht, verdammt, ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist, dass es einen Grund dafür geben muss, dass er diesen Kegel hineingetan hat.«
    »Natürlich. Er war ein Genie, wir

Weitere Kostenlose Bücher