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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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aufeinander abgestimmten Bewegungen. Das Klatschen und Stampfen des Publikums dröhnte durch die Taverne, dazwischen erklangen Bravorufe.
    Kassamatis’ Augen strahlten vor Begeisterung. Jetzt. Théo sprang vom Tisch, gesellte sich zu dem applaudierenden Publikum und rief »Bravo! Bravo!« im Chor mit den anderen.
    »Alex, du tanzt wie ein Gott!«, schrie Théo keuchend, mit schweißnasser Stirn zu Kassamatis hinauf. »Es gibt nur einen auf der Welt, der dich schlagen kann, du weißt schon, wer.«
    »Und du weißt genau, dass ich der Dieb bin, du widerlicher Hurensohn!«, schrie Kassamatis ebenfalls keuchend, die Augen halb geschlossen, mit erhobenen Armen.
    Die Bouzouki verstummten, und in der Taverne brach ein ohrenbetäubender Beifall los.

    »Ich musste ihm sagen, dass ich den Papyrus habe«, sagte Kassamatis am Telefon.
    »Was? Bist du verrückt geworden?«, fragte die Stimme am anderen Ende.
    »Es war das Vernünftigste. Ich weiß nicht, wie, aber er wusste, dass ich ihn habe. Jetzt, wo ich es zugegeben habe, wird er nicht weiterfragen. Er glaubt, ich hätte es wegen meines Egos getan.«
    »Bist du wirklich sicher, dass er nichts über uns … ich meine, über die Gruppe weiß?«
    »Der weiß nicht mal, dass es euch gibt.«
    »Ich rufe New York an.«
    »Mach, was du willst.«
    Kassamatis warf das Handy auf ein Sofa und ging auf die Terrasse hinaus. Er zündete sich eine Zigarette an und betrachtete gedankenverloren den Widerschein der Neonreklame auf den Hafengewässern.

 
    31    Raisa fuhr an der für sie reservierten Parknische vorbei und parkte den Mazda auf einem öffentlichen Parkplatz zweihundert Meter vor dem Psychiatrischen Dienst der Salpêtrière.
    Bevor sie aus dem Auto stieg, griff sie in ihre Handtasche. Der Kontakt mit dem geriffelten Knauf der Pistole gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Sie ging durch den Eingang der Notaufnahme und fuhr mit einem der Besucherfahrstühle hinauf, statt den für das medizinische Personal zu nehmen.
    In ihrem Büro zog sie einen weißen Kittel an, setzte sich an den Schreibtisch und holte Picos Ampulle aus der Handtasche. Das Pulver musste sofort untersucht werden. Von wem? Natürlich nicht von irgendeinem Labor. Jules Duval fiel ihr ein, ein Logenbruder. Er leitete eine Forschungsgruppe am Laboratoire de Chimie Physique der Universität und konnte den Mund halten.
    »Es ist ein Pulver«, sagte Raisa am Telefon.
    »Woher stammt es?«, fragte Duval am anderen Ende.
    »Jules, das weiß ich nicht.«
    »Weißt du es nicht, oder willst du es mir nicht sagen?«
    »Ich bitte dich, frag mich nichts.«
    »Einverstanden, ich frage dich nicht, wie du daran gekommen bist, aber, bon sang , kannst du mir wirklich nichts sagen? Ist es ein einfaches oder komplexes Molekül? Organisch oder anorganisch? Fett- oder wasserlöslich?«
    Raisa dachte an die Geschichte vom Goldenen Kalb. »Es ist weder fett- noch wasserlöslich. Mit Wasser vermischt, müsste es eine gallertartige Masse ergeben. Und was die molekulare Zusammensetzung betrifft, glaube ich, dass es aus einem einzigen Element besteht.«
    »Gut, dann wird eine spektralfotometrische Analyse uns sofort sagen, worum es sich handelt.«
    »Die Sache ist vertraulich. Darf ich dich bitten, die Analyse selbst zu machen?«
    »In Ordnung. Wann schickst du mir die Probe?«
    »Wie viel brauchst du? Ich habe nur wenige Gramm.«
    »Eine Messerspitze genügt mir.«
    »Ich fülle sie in ein Reagenzglas und bringe sie dir noch heute Vormittag persönlich vorbei.« Sie steckte die Ampulle in ihre Kitteltasche und ging aus dem Büro.
    An der Schwelle zum Labor der Klinik blickte sie sich um. Eine dunkelhaarige junge Frau mit asiatischen Zügen hantierte an einem Kühlschrank. Sie hatte einen friedlichen Blick, der Raisa Vertrauen einflößte. Sie erklärte, was sie brauchte. Die Laborantin lächelte, holte einen Spachtel und ein braunes Reagenzröhrchen mit Schraubverschluss, zog den gläsernen Stopfen der Ampulle ab und nahm eine Spachtelspitze Pulver heraus.
    »Darf ich Sie fragen, was das für ein Pulver ist?«
    »Tut mir leid, das weiß ich nicht. Warum?«
    »Als ich es umgefüllt habe, habe ich einen Moment lang eine sehr intensive Aura im Raum gespürt. Vibrationen, wie ich sie noch nie erlebt habe.«
    »Eine Aura?«
    »Ein Energiefeld.«
    »Sie spüren Energiefelder?«
    »Ich praktiziere Hatha Yoga, seit ich klein bin. Yoga hat mich gelehrt, dass alles, was uns umgibt, bewegte Energie ist.«
    Zurück in ihrem Büro, steckte Raisa das

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