Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
Vom Netzwerk:
ohne zu fragen, von Al Kaddafis Teller. »Wo ist er jetzt?« Er verschlang eine halwa und leckte sich die Finger.
    »Vor einer Stunde sind sie an Riad vorbeigekommen.« Al Kaddafi schob seinen Teller demonstrativ zu Guzman hin. »Sieht ganz so aus, als ob sie in diese Gegend wollen.«
    »Was machen wir mit dem Archäologen?«
    »Meine Güte, hast du nicht gehört? Sein Plan eines gemeinsamen Ausgrabungsprojekts zeigt, dass er gar nichts weiß, wie ich immer gesagt habe.«
    Der Monsignore streichelte seine Narbe. Der Archäologe war nicht der Mann, der nach einem Tag aufgab. Wenn er gesagt hatte, er werde nach Ägypten zurückkehren, konnte das nur bedeuten, dass er in Saudi-Arabien blieb. Was hatte er vor? Was hatte er im Wadi Hurab entdeckt?
    »Lasst uns wenigstens überwachen, ob er wirklich die Straße nach Ägypten nimmt.« Guzman biss in einen weiteren Kuchen von Al Kaddafis Teller und leckte sich nachdenklich die Lippen. »Mm, hier scheint eine Prise Zimt drin zu sein. Ich muss meinem Koch in der Villa Tevere unbedingt davon erzählen.«
    »Warum nimmst du sie nicht mit, Christ?« Al Kaddafi reichte dem Monsignore seinen Teller. »Du könntest unterwegs Hunger bekommen.«
    Nach dem Gespräch stiegen Guzman und Al Kaddafi in den Range Rover. Der Saudi startete und stellte das Empfangsgerät auf dem Armaturenbrett an. Ein Pünktchen, das sich in Richtung Norden bewegte, blinkte auf dem Bildschirm. Nach etwa zehn Minuten verschwand es.
    »Bist du jetzt überzeugt?«, fragte Al Kaddafi.
    »Zweifel ist die Tugend des Weisen. Könnte das nicht auch bloß Theater sein?«
    »Und wenn es so wäre? Wie soll ich es dir noch sagen, er weiß wirklich nichts.«
    »Ruf den Grenzposten in Haql an. Bis heute Mitternacht dürfen sie durchgelassen werden, aber ab morgen soll man sie unter irgendeinem Vorwand aufhalten.«
    »Wenn diese Geschichte hier vorbei ist, muss ich wohl einen Trainingskurs an der Päpstlichen Universität machen.« Er tippte eine Nummer in sein Handy. »Diese Christen!«

    Nachdem sie von der Oase Al-Bad aus dreizehn Kilometer zurückgelegt hatten, hielt Khalid neben einem verlassenen Brunnen, und die beiden stiegen aus.
    Théo holte den Sender unter dem Kotflügel hervor, schleuderte ihn auf den Boden und zertrat ihn unter wiederholten merde -Rufen mit dem Absatz. Sie stiegen wieder in den Toyota. Nach wenigen Kilometern tauchte auf dem Gipfel eines Hügels ein Bogen aus Stein auf, flankiert von zwei Zinnen.
    »Die Stelle da oben scheint mir ideal«, sagte Théo.
    Der Toyota fuhr auf die Anhöhe und hielt hinter dem Bogen, wo sie von der Straße aus nicht gesehen werden konnten. Sie setzten sich hinter eine Felsspitze, die Augen nach unten auf das rostrote Band der Straße gerichtet.
    Théo ließ Nickys Taschenuhr baumeln, das Gehäuse blitzte in der Sonne. Die Stille und die Hitze erinnerten ihn an die Sommernachmittage hinter den Heuhaufen in Asfendiou.
    Khalid zündete sich eine Cleopatra an. »Théo, was suchst du eigentlich?«
    Théo runzelte die Stirn. »Was meinst du?«
    »Mach mir nichts vor. Ich kenne dich seit zwanzig Jahren. Meiner Meinung nach hat das alles hier – sei mir nicht böse – nichts mit Vanko zu tun. Es geht um Echnaton, habe ich recht?«
    »Er hat mich schon während des Studiums fasziniert. Ich gäbe wer weiß was darum, wenn ich wüsste, was er gedacht hat.«
    »Mir hat diese Sonnenscheibe des Aton mit den Strahlen nie etwas gesagt. Soll ich dir sagen, wer dein Echnaton war? Ein fanatischer Mystiker, der Ägypten an den Rand des Ruins gebracht hat.«
    »Ein fanatischer Mystiker? Nein, der erste Individualist der Geschichte.«
    Khalid verzog den Mund. »Pah, für mich reimt sich Individualist auf Existenzialist.«
    »Erscheint dir seine religiöse Revolution wie das Werk eines gewöhnlichen Menschen?«
    »Du weißt genau, dass ich das nicht meinte.«
    »Er war anders als alle anderen. Er hatte den Mut, sich als der zu zeigen, der er war, etwas, wozu keiner von uns den Mut aufbringt. Denk nur daran, wie er sich porträtieren ließ, halb Mann, halb Frau. Er, ein Pharao. Oder an die Darstellungen seines Familienlebens, mit denen er als Erster wagte, öffentlich Gefühle zu zeigen statt der üblichen hieratischen Posen, die so kalt sind wie ein Marmorblock. Oder an die Gründung von Achet-Aton. Oder an seinen Gott. Warum tat er das alles?«
    » Shmallah! Jeder andere Ägyptologe würde sagen, dass er der erste Monotheist der Geschichte war. Du dagegen erzählst mir hier irgendetwas

Weitere Kostenlose Bücher