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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Geburtenkontrolle, die für die armen Länder von entscheidender Bedeutung ist, führt zu Elend, moralischer und materieller Rückentwicklung, Krankheiten wie Aids und einer, gelinde gesagt, entwürdigenden Lage der Frau.« Der Kommissar hieb mit der flachen Hand auf die Fotos. »Das hier ist das wahre Gesicht der Kirche. Denken Sie nur an die Befreiungstheologie in Lateinamerika, dann verstehen Sie, warum die Bilderberg-Gruppe und die katholische Kirche unter einer Decke stecken.
    Eine Dritte Welt, in der Gewerkschaften machtlos sind und wo die Leute nicht auf die Barrikaden gehen, bedeutet billige Arbeitskräfte, eine Ware, die in Europa und Nordamerika inzwischen nicht mehr zu bekommen ist. Eine Ware, die die Bilderberg-Gruppe so nötig braucht wie die Luft zum Atmen, denn in Kürze wird der chinesische Drache auch über die Fifth Avenue laufen.«
    Außerdem biete die Dritte Welt für viele Industrien, deren Märkte in Nordamerika und Europa gesättigt waren oder stagnierten, noch wachsende Möglichkeiten.
    Raisa strich sich mit den Händen über das Gesicht. »Dann wäre das Motiv für den Mord an Vanko und den anderen also wirtschaftliche Interessen?«
    »Fällt Ihnen ein anderes Motiv ein? Was glauben Sie wohl, welche Folgen es für die Kirche und die Geschäfte der multinationalen Konzerne hat, wenn sich herausstellt, dass die Bibel ein Riesenschwindel ist? In der Bilderberg-Welt ist die Religion Business, und das erklärt, warum das Opus Dei so mächtig ist.«
    »Nach dem, was Sie sagen, zählen Wahlen also gar nichts.« Raisa klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. »Commissario, ich gebe meine Stimme, wem ich will, nicht dem Kandidaten von Fitzwilliam.«
    »Irrtum. Sie glauben nur, dass Sie wählen, wen Sie wollen, weil Sie die Macht der Medien unterschätzen, allen voran das Fernsehen.«
    Ob Raisa wolle oder nicht, sie und die Masse der Wähler würden letzten Endes immer einen Kandidaten der Bilderberg-Gruppe wählen, denn Wahlen gewann heutzutage nicht der verdienstvollste Kandidat, sondern derjenige, der mehr Geld für den Wahlkampf hatte.
    »Was glauben Sie, wie ein Schwachkopf wie Clayton Präsident der Vereinigten Staaten werden konnte? Wissen Sie, wie viel sein letzter Wahlkampf gekostet hat? Hundertzwanzig Millionen Dollar. Wo sind diese Gelder wohl hergekommen?«
    »Aber wie erklären Sie sich dann die Wahl des Papstes? Dort gibt es nur die wahlberechtigten Kardinäle. Wie kommt Fitzwilliam in die Sixtinische Kapelle hinein? Wie erklären Sie sich einen Ottolenghi als Papst?«
    »Das ist doch genau dasselbe! Die wahlberechtigten Kardinäle stehen Diözesen vor, die einen enormen Geldbedarf haben. Können Sie sich die Nöte einer Diözese wie São Paolo vorstellen? Ottolenghi und Fitzwilliam sind die zwei Seiten eines Januskopfes. Aber was wissen die armen Trottel, die sonntags in die Kirche gehen, schon davon.«
    Der Kommissar trank seinen Armagnac. Jacques Brels Chanson C’est comme ça übertönte den Lärm der Brasserie.
    »Und die anderen Organisationen? Die Trilaterale Kommission, das CFR , das RIIA , Le Siècle … Welche Beziehungen haben die zur Bilderberg-Gruppe?«
    »Es ist immer dieselbe Leier. Sie werden alle von den Bilderbergern manövriert. Es war die Bilderberg-Gruppe, die 1973 die Trilaterale gründete.«
    »Das RIIA ist englisch und Le Siècle französisch, und beide haben eine starke nationale Komponente. In deren Fall fällt es mir schwer, das zu glauben.«
    »Auch die, Dottoressa, trotz des englischen und französischen Chauvinismus. Wenn es um die Macht geht, wird der Nationalstolz über Bord geworfen. Eine Lektion in Vulgärpsychologie.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass all diese Organisationen dasselbe sind?«
    »Weil die Namen immer dieselben sind! Das sind alles Leute, die an den Versammlungen der Bilderberg-Gruppe teilgenommen haben, oder es sind Supernumerarier des Opus Dei oder Malteserritter oder alles drei gleichzeitig. Es ist alles dieselbe Scheiße.«
    Es hatte aufgehört zu regnen. Sie gingen die Treppe hinunter, die zum Strand führte, und spazierten über die von Laternen erleuchtete Promenade Les Planches. Dann schlugen sie den Weg zum Leuchtturm ein.
    Eine Frage ging Raisa nicht aus dem Kopf. Wenn Fitzwilliam hinter den Morden steckte, warum waren sie dann so hartnäckig hinter dem Pulver her? Was hatte die Bilderberg-Gruppe mit einem esoterischen Geheimnis aus dem alten Ägypten zu tun?
    »Jetzt sind Sie dran«, sagte der Kommissar. »Warum hat dieser

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