Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan

Vom Netzwerk:

der Bilderberg-Spitze besteht aus Mitgliedern dieser Sekte, und Fitzwilliam ist einer von ihnen.«
    Die Skull and Bones sei eine 1832 gegründete geheime Studentenverbindung der Universität Yale. Durch gezielte Recherchen über die Mitglieder des CFR , der Trilateralen Kommission und die Männer an der Spitze der US -amerikanischen Verwaltung hatte Pantani herausgefunden, dass die einflussreichsten Namen im CFR und in der Trilateralen alle aus Yale kamen und sämtlich Initiierte der Skull and Bones waren. Dasselbe galt für die Elite des Weißen Hauses. »Und diese Leute nennen sich nicht nur Skull and Bones, sondern auch Kapitel 322. Das erklärt …«
    »Kapitel 322?«
    Verschiedene Bilder schossen Raisa durch den Kopf: wehende Hakenkreuzfahnen Unter den Linden; der Gesichtsausdruck der Sängerin in dem Film Cabaret , der den Wahnsinn einer ganzen Epoche spiegelte; die Züge, die in die Konzentrationslager fuhren; ein Kreis Schatten um einen Tisch, deren Hände sich berührten.
    »Sagt Ihnen dieser Name etwas?«
    »Sprechen Sie weiter, bitte.«
    »Ich sagte, das erklärt, warum auf ihrem Wappen, einem Schädel mit zwei gekreuzten Knochen, auch die Zahl 322 auftaucht. Aber den Grund für diese Zahl konnte Cino nicht herausfinden. Sie wissen etwas darüber, nicht wahr?«
    »Wurde die Skull and Bones zufällig von einem Deutschen gegründet oder von jemandem, der mit Deutschland zu tun hatte?«
    Der Kommissar sah Raisa erstaunt an. »Ja, natürlich! Cino hat herausgefunden, dass ihr Gründer, ein gewisser William Russell, 1832 in Deutschland studiert hatte. Verraten Sie mir, wie Sie darauf gekommen sind?«
    Die Wellen drückten ein Boot gegen den Pfeiler der Mole, und der Aufprall hallte dröhnend unter den Brückenbohlen.
    »Ich kenne Ihre Skull and Bones sehr gut, aber unter dem Namen Kapitel 322. Für die Loge habe ich eine Studie über sie erarbeitet.«
    Im 19. Jahrhundert sei der Name Kapitel 322 die weniger bekannte Bezeichnung einer Geheimgesellschaft gewesen, die sich Thule-Gesellschaft nannte und an vielen deutschen Universitäten vertreten war, erläuterte Raisa. Doch die Thule-Gesellschaft war nicht nur irgendeine beliebige Studentenverbindung.
    »Die Thule-Gesellschaft war die Erbin von Weishaupts Illuminaten«, sagte Raisa. »Ihr Symbol war ein Schädel mit zwei gekreuzten Knochen, dasselbe wie das der Skull and Bones.«
    Im Geist hörte Raisa Liza Minelli singen: Life is a cabaret, old chum .
    »Oh Gott, nein. Kommen Sie mir jetzt nicht auch noch mit diesen Illuminaten-Komplotten, wie Cino.«
    »Ich antworte nur mit Fakten auf Ihre Fragen.«
    »Wie erklärt sich dieser Name, Kapitel 322?«
    »Er ist ein Andenken an Weishaupt, den Gründer der Illuminaten. Weishaupt starb am 18. November 1830, also am 332. Tag des Jahres.«
    »War diese Thule-Gesellschaft denn einflussreich?«
    »Ihre Mitglieder rekrutierten sich aus einer Elite von Aristokraten und Bankbesitzern. Ihr Ziel war die Weltherrschaft, ebendas, was Weishaupt gepredigt hatte. Sie besaß überall Logen, auch im Ausland. Die wichtigste war eine englische Sekte in Oxford. Sie hieß The Group und versammelte sich im All Souls College.«
    Der Kommissar blieb abrupt stehen. »Haben Sie … All Souls College gesagt? Aber das ist das College, an dem Rhodes studiert hat! Dort traf er sich mit Rothschild und den anderen von der Gesellschaft der Auserwählten, aus der dann der Round Table hervorging.«
    »Es scheint, dass alle Rhodes der Welt sich seit jeher unter dem Wappen des Kapitels 322 treffen«, sagte Raisa. »Hat Pantani noch mehr gefunden? Wo versammeln sich die Leute von Skull and Bones? Haben sie bestimmte Rituale?«
    »Ihr Hauptquartier ist eine Art Stalin-Mausoleum auf dem Campus von Yale. Sie nennen es ›die Gruft‹. Cino hat von Ritualen in der Art der Freimaurerlogen gesprochen, aber mich erinnern sie eher an die Albernheiten der SS . Warum fragen Sie?«
    »Die SS und ihre Rituale sind genau das, woran ich dachte.«
    »Bitte nicht. Mit Klischees über die Nazis bin ich mehr als bedient.«
    Raisa blickte Dominici kalt an. »Commissario, es ist nicht meine Art, mich mit Klischees abzugeben. Sie kennen sicher das Wappen auf den SS -Uniformen? Ein Schädel mit zwei gekreuzten Knochen. Sonderbar, nicht wahr?«
    Der Kommissar zuckte die Achseln. »Ein Zufall.«
    Raisa blieb stehen. »Nein, Sie haben selbst gesagt, Sie glauben nicht an Zufälle, und ich auch nicht. Sie scheinen etwas nicht zu wissen. Wenn es die Thule-Gesellschaft nicht