Curia
wollen sie und die Skull and Bones um jeden Preis dieses Pulver haben?«
»Vielleicht könnte uns Wendel, Mayos Freund, etwas darüber erzählen. Aber nach der Begegnung mit Lange heute Nachmittag habe ich, ehrlich gesagt, Angst. Große Angst.«
»Wendel.« Der Kommissar schlug mit der Hand auf das Brückengeländer. »Natürlich. Der muss etwas wissen oder wenigstens Verdachtsmomente haben. Ich rufe ihn an.«
»Warum? Genügen die Beweise nicht, die Sie über die Bilderberg-Gruppe haben?«
»Beweise? Welche? Das sind alles nur Indizien. Mit denen werde ich Fitzwilliam und La Fontaine niemals vor einen Richter bringen können.«
Ein Windstoß peitschte die Wellen gegen den Leuchtturm, und das aufspritzende Wasser benetzte Raisas Arm. Théo. Plötzlich erinnerte sie sich an die Worte des Kommissars.
»Auf dem Parkplatz haben Sie gesagt, Théo sei in Gefahr. Warum?«
»Wann haben Sie zum letzten Mal von ihm gehört?«
»Vor zwei Tagen.«
»Ist jemand bei ihm?«
»Ja. Khalid Shouman, ein Ägypter, der ihm bei seinen Ausgrabungen hilft. Ein absolut vertrauenswürdiger Mann.«
»Sind Sie sicher, dass nicht noch jemand dabei ist?«
»Stimmt, jetzt, wo Sie mich daran erinnern. Théo hat dort noch jemanden getroffen. Das war eine Riesenüberraschung für ihn.«
»Wer ist das?«
»Alexis Kassamatis, der griechische Ölmilliardär.«
»Oh nein! Ich hab’s doch geahnt!« Der Kommissar fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Kassamatis ist einer der zwölf der Bilderberg-Gruppe und ein Malteserritter. Wir müssen St. Pierre warnen. Sofort.«
»Wie denn?« Raisa überprüfte die Mailbox ihres Handys. »Seit zwei Tagen erreiche ich Théo auf seinem Handy nicht mehr. Ich weiß nicht, wie viele Nachrichten ich ihm schon geschickt habe.«
»Wissen Sie denn genau, wo er ist?«
»In einem Beduinenlager südlich von Tabuk, mehr weiß ich nicht.« Raisa sah auf ihre Uhr. »Ich kann in weniger als drei Stunden in Paris am Flughafen sein und den ersten Flug nach Riad nehmen. Ich werde ihn suchen.«
»Vergessen Sie es. Die Grenzen Saudi-Arabiens sind geschlossen, und ein Visum zu bekommen ist fast unmöglich. Vor allem für eine Frau.«
»Verdammt!« Raisa packte den Kommissar am Arm. »Es muss doch etwas geben, was wir tun können.«
»Wir können höchstens die französische Botschaft in Riad benachrichtigen.«
»Haben Sie schon einmal gehört, dass Botschaften etwas anderes tun, als Empfänge zu veranstalten? Und wie soll ich mich mit ihm in Verbindung setzen?«
»Über Interpol in Lyon.«
Raisa und der Kommissar liefen eilig zur Promenade zurück. Der Lichtkegel des Leuchtturms fegte über schaumgekrönte Wellen.
48 »Ich möchte der Erste sein, der Ihnen gratuliert.« Der Polizeipräfekt von Rom beugte sich über den Schreibtisch und schüttelte Kommissar Dominici die Hand.
»Ja, aber wofür denn?«
Der Präfekt reichte dem Kommissar einen mit Stempeln übersäten Brief. »Der ist für Sie. Er kommt aus dem Ministerium. Polizeipräsident in Triest! Ein schöner Karrieresprung, alles, was recht ist.« Er drohte ihm scherzhaft mit dem Zeigefinger. »Sie alter Gauner! Ihren Freunden einfach zu verschweigen, dass Sie da oben im Himmel Verbindungen haben.«
Die Hand des Kommissars krampfte sich um den Brief und zerknüllte ihn.
»Was ist das denn? Soll das etwa heißen, Sie freuen sich nicht?«
»Wann muss ich meinen Dienst antreten?«
»Nächsten Montag. Der Minister persönlich hat mich angerufen. Er hat darauf bestanden.«
»Er wird warten müssen. Ich arbeite an einem wichtigen Ermittlungsverfahren.«
»Kommt gar nicht infrage. Ihr Nachfolger wird sich darum kümmern. Übrigens kommt er schon morgen aus Palermo.«
»Ich muss diese Ermittlungen zu Ende bringen, und ich werde sie zu Ende bringen. Auch in Triest. Das ist nichts, was ich dem erstbesten Nachrückenden überlassen kann.«
Der Präfekt schwenkte verneinend den Zeigefinger. »Sie bringen ganz bestimmt nichts zu Ende. Und diesmal hören Sie auf meinen Rat: keine Reisen nach Holland und Frankreich mehr. Ach ja, noch etwas, wo wir schon dabei sind: Ihr Freund von Interpol, dieser Joubert, ist ebenfalls befördert worden. Nach Paris ins Innenministerium. Leiter der Verkehrsbehörde.«
»Verraten Sie mir mal, wie Sie in diesem Misthaufen atmen können?«
»Ich halte mir die Nase zu und mache es wie die da.« Der Präfekt wies auf die drei weisen Affen.
Der Kommissar betrat den Fahrstuhl. Ein Mann im grauen Nadelstreifenanzug kam
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