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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Tingaki ab.
    Mit der Geige in der Hand folgte Théo – er mochte zwölf Jahre alt sein – seinem Großvater Nicky durch die mit dunklen Trauben beladenen Rebstöcke.
    Sie setzten sich in den mit Bougainvillea bewachsenen Pavillon aus grün lackiertem Metall, den Nicky am Rand des Weinbergs gebaut hatte. Sein Großvater breitete die Arme aus. »Bitte sehr, Maestro.«
    Théo spielte das Adagio von Albinoni, Nickys Lieblingsstück. Das Zirpen der Grillen verstummte, und das Adagio verlor sich zwischen den Rebstöcken.
    »Du besitzt eine seltene Gabe, lieber Enkel«, sagte Nicky mit begeisterter Miene. »Was willst du werden? Geiger, wie dein Vater?«
    »Nein. Ich möchte Wein anbauen. Mit dir, Großvater.« Théo ergriff Nickys Arm. »Lässt du mich bei dir arbeiten, wenn ich Abitur habe?«
    »Warum willst du dein Talent vergeuden?«
    »Ich will nach Kos zurück und mit dir zusammenarbeiten. Nur hier bin ich glücklich und vergesse alles.«
    »Théo, Asfendiou ist kein Zufluchtsort gegen die Übel der Welt. Eines Tages werden diese Weinberge dir und Vanko gehören. Aber vergiss nicht, dass du das Glück niemals finden wirst, wenn du nicht auch etwas für andere tust.«
    »Was interessieren mich die anderen?«
    Nicky zündete seine Pfeife an. »In Athen gibt es ein Restaurant direkt unter der Akropolis, wo man unsere Weine ausschenkt. Ich sehe mir die Gäste an, die meinen Wein trinken, und was ich in ihren Blicken lese, ist der schönste Lohn für meine Mühen. Das ist Glücklichsein. Einmal hat ein Amerikaner gesagt: ›Diesen Wein zu trinken ist wie dreitausend Jahre Griechenland trinken.‹ Verstehst du, was ich dir sagen will?«
    »Das ist mir zu schwierig.«
    »Glücklichsein bedeutet, ein Talent, das man hat, egal, wie bescheiden es ist, so zu nutzen, dass es das Leben der Menschen verändert. Wenn du so alt bist wie ich, wirst du dich nur noch eines fragen.«
    »Was?«
    »Hat mein Leben für jemanden etwas verändert, auch nur für einen einzigen Menschen?«

    Théo stand auf, verschwand im Zelt und kam mit der Jaeger zurück. »Kennst du das Adagio von Albinoni?«
    Khalid sah ihn verblüfft an. »Natürlich. Was verschafft mir die Ehre, Maestro?«
    »Halt den Mund und spiel!«
    Khalid blickte zum Himmel auf und zeigte mit der Flöte auf Théo. »Was habe ich dir gesagt, Allah? Es ist alles nur geschauspielert. Er raucht nicht mal Gauloise.« Er setzte die Flöte an den Mund.

 
    47    »Darf ich?« Der Kommissar betrachtete das Röhrchen im Gegenlicht. »Was ist das?«
    Raisa begann zu erzählen, während sie am dunklen Wasser entlanggingen.
    »Jetzt, wo Sie alles wissen«, sagte sie abschließend, »sind Sie immer noch überzeugt, dass das Motiv die Bibel war?«
    »Als der Kardinal umgebracht wurde, befand sich das Pulver noch unter der Intarsie.«
    »Das schließt nicht aus, dass sie von seiner Existenz oder von einem Geheimnis wussten. Und dass sie fürchteten, Vanko könnte dahinterkommen.«
    »Das ist nur eine Vermutung«, sagte der Kommissar.
    »Die Fotografie von La Fontaine in Gesellschaft des Präfekten des Geheimarchivs ist keine Vermutung.«
    »Vorerst kann ich nur eine Schlussfolgerung ziehen. Das Pulver muss für Fitzwilliam und seine Genossen eine Menge Geld wert sein, und ich frage mich, warum.«
    »Das habe ich mich auch schon tausendmal gefragt. Und jedes Mal, wenn mir dabei einfällt, was Mayo mir in Montpellier gesagt hat, bin ich zu demselben Schluss gekommen. Irgendwie hat das Pulver mit den Zeitreisen zu tun.«
    »Ach, ich bitte Sie! Diese abstrusen Geschichten von Einstein! Ich verstehe wirklich nicht, warum so ein Zeug jemanden wie Fitzwilliam interessieren könnte.«
    Raisa dachte an die Tiefgarage und die Tarotkarte. »Langsam glaube ich, dass Fitzwilliam nicht nur das ist, was Sie sagen. Ich denke an diesen Abend in der Garage.«
    »Und weiter?«
    »Warum die Tarotkarte? Passt so etwas Ihrer Meinung nach zur Bilderberg-Gruppe? Diese Art Botschaft könnte von einer Geheimsekte kommen, etwa wie der Schule der Mysterien Thoths. Entweder gehörte der Auftraggeber des Überfalls nicht zu den Bilderbergern, oder wenn sie es doch waren, passt da etwas nicht zusammen.«
    »Mich trifft der Schlag!« Der Kommissar warf den Zigarettenstummel ins Meer. »Es stimmt, was Sie sagen, und Sie bringen mich auf etwas.«
    »Was?«
    »Unter den Dateien aus Leiden haben wir etwas Merkwürdiges gefunden. Es ist der Beweis für die Existenz einer Geheimgesellschaft namens Skull and Bones. Die Hälfte

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