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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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hatte er immer wieder in den Rückspiegel geschaut. Niemand war ihm gefolgt. Der Saudi würde ihn nicht finden. Sollte er doch alle Grenzkontrollen dieser Welt alarmieren. Er wusste jetzt, wie er aus Saudi-Arabien herauskommen würde.
    Als sie auf der Hochebene angelangt waren, zeigte der Beduine auf den Eingang zu den Grabungen, aber Guzman hielt ihn zurück. Sie müssten warten, sagte er. Sie setzten sich unter einen Felsvorsprung. Der Beduine schlug ein zerknittertes Exemplar des Korans auf, und der Monsignore wählte eine Nummer auf seinem Handy.
    »Am Flugplatz von Aqaba?«, fragte Pater Pinkus. »Aber Monsignore, wie wollen Sie dort hinkommen?«
    »Überlassen Sie das mir. Ich werde dort sein. Der Flugplatz King Hussein liegt nur zwanzig Kilometer von der saudischen Grenze entfernt. Rufen Sie den Piloten meiner Gulfstream an. In einer Stunde muss sie sich auf dem Flug nach Jordanien befinden.«
    »Monsignore, gehe ich recht in der Annahme, dass das bedeutet …?«
    »›Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?‹«, zitierte der Monsignore mit düsterer Stimme.
    Am anderen Ende hörte man einen tiefen Seufzer der Erleichterung.
    »Pater, erinnern Sie sich an Fairchild vom Opus Dei in London?«
    »Der Numerarier, der Hieroglyphen lesen kann?«
    »Genau der. Rufen Sie ihn an, und sagen Sie ihm, wir brauchen ihn in der Villa Tevere für eine eilige Übersetzung. Lassen Sie ihn ins erste Flugzeug nach Rom steigen, und schicken Sie den Mercedes nach Fiumicino, damit er abgeholt wird.«
    »Ich fürchte, es ist besser, ihn nicht in die Villa Tevere kommen zu lassen, Monsignore, und ratsam ist es auch, auf den Mercedes zu verzichten.«
    »Warum?«
    »Monsignore Cardoza lässt mich beobachten, ich bin mir sicher. Er führt sich schon auf, als sei er der Herr im Haus.«
    »Ach ja?« Guzmans Stimme zitterte vor Zorn. »In der Bibel heißt es: ›Rächt euch nicht selber, sondern lasset Raum für den Zorn Gottes; denn in der Schrift steht: Mein ist die Rache, ich werde vergelten, spricht der Herr.‹« Er umklammerte den Knauf der Beretta. »Pater, Sie werden mir die Beichte abnehmen müssen, denn dieses Mal werde ich Vergeltung üben.«
    »Weise Worte, Monsignore. Ich bin sicher, dass ER nichts einzuwenden hat, bei allem, was er selbst zu tun hat.«
    »Schließen Sie Fairchild in einem Hotelzimmer ein, und sagen Sie ihm, dass wir ihn heute Nacht besuchen kommen.«
    »Was soll er übersetzen?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Der Monsignore zog Die Kunst des Krieges von Sun Tsu aus seiner Reisetasche und öffnete das Buch an einer markierten Stelle. »Strategie ist das Wichtigste bei allen Kriegen. Wenn du an einer nahe gelegenen Stelle angreifen willst, so täusche vor, dass du dich auf einen langen Marsch begibst …«
    Guzman nickte anerkennend, unterstrich den Satz fett und vertrieb mit einem Steinwurf einen Skorpion.

    »Der Jude ist tot, der Christ ist verschwunden, und die Ausgrabungen stehen still«, sagte Prinz Zoltan am Telefon. »Meinen Glückwunsch, Rashid.«
    »Königliche Hoheit, ich werde diesen Christen wiederfinden.« Al Kaddafi setzte sich mit einer Tasse Kaffee in der Hand auf einen Stapel Bretter. »Das verspreche ich.«
    »Ja? Wie denn?«
    Al Kaddafis Blick wanderte zum Durchbohrten Felsen, zu dessen Füßen sich ein Archäologe über einen Theodolit beugte. »Eure Hoheit, gestattet mir, Euch in einer Stunde zurückzurufen.«
    »Ich erwarte deinen Anruf und hoffe, dass du mich kein zweites Mal enttäuschst. Enttäuschungen bringen meine schlechtesten Seiten zum Vorschein.«
    Al Kaddafi warf die Tasse weg und ging mit großen Schritten auf den Durchbohrten Felsen zu. »Speichert das Gerät eine Messung, die du durchführst?«, fragte er den Archäologen.
    »Ich selbst habe ihn so programmiert.«
    »Verzeichnet er auch die Tage?«
    »Die Tage und die Stunden.«
    »Gestern habe ich beobachtet, wie der Christ eine Messung mit deinem Instrument vornahm. Es mag um halb zwei gewesen sein. Kannst du sie wiederfinden?«
    »Ach so, jetzt verstehe ich, wer sich an meinem Theodoliten zu schaffen gemacht hat, als ich beim Essen war. Natürlich kann ich sie wiederfinden.«
    Er gab einige Befehle ein und drückte die Starttaste. Eine Leuchtdiode blinkte auf, und das Objektiv bewegte sich brummend. Der Archäologe beugte sich über das Okular.
    »Gestern um diese Zeit hat der Theodolit die Position dieses Hügels dort hinten gespeichert.« Er zeigte auf eine kegelförmige Anhöhe, die von anthrazitgrauen

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