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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Königlichen Palast zu erkennen. Sein Blick verweilte auf den Fenstern der Gemächer Anchesenpaatons, dann auf den gelben Blüten der Akazie, die Ras Käfig Schatten spendete. Er schweifte über die weißen Häuser, über die mit Lotusblumen bewachsenen Gärten und blieb am Nil hängen. Zwischen zwei Papyrussümpfen zeichneten die ersten Sonnenstrahlen einen goldenen Strich auf das Wasser. Das Wurfholz eines Jägers flog pfeilschnell über ein Binsengestrüpp und verschwand hinter einer Biegung des Flusses.
    »Man sagt, wer einmal aus dem Wasser des Nils getrunken hat, wird seinen Durst nie woanders stillen können«, sagte General Maya. »Jetzt verstehe ich, warum.«

 
    50    Zwischen den beiden Spitzen des Al-Manifa erstrahlte die Sonne. Die silbernen Töne des Raureifs verblassten, und das Rostrot des Sandes kam hervor und färbte sich im Sonnenlicht orange.
    Aus der Grube ertönten die dumpfen Schläge der Spitzhacken. Die Beduinen hatten den Putz weggehauen und eine Wand aus Felsblöcken zum Vorschein gebracht.
    Als die Männer die ersten Blöcke unter dem Querbalken beseitigt hatten, spähte Théo durch den Durchbruch. Seine Taschenlampe erkundete die Wände und die Decke eines in den Felsen gegrabenen Ganges, der an einer verputzten Tür wie der endete, die sie soeben aufgebrochen hatten. Der Lichtstrahl wanderte über vier Schriftrollen und blieb auf der letzten stehen. Auch hier waren die Hieroglyphen weggekratzt. Théo trat beiseite, um Khalid und Kassamatis Platz zu machen. Dann arbeiteten die Beduinen weiter, bis sie den Durchgang freigeräumt hatten.
    »Ich kann nichts sehen.« Théo blieb auf der Schwelle stehen und leuchtete in den Gang. »Keine Hebel, Falltüren oder Ähnliches.« Der Lichtkegel wanderte über den Sand auf dem Boden des Ganges. »Aber ein so kurzer Gang und noch dazu leer … das überzeugt mich ganz und gar nicht. Keiner macht einen Schritt weiter.«
    »Eine Falle?«, fragte Khalid. »Na, das werden wir ja gleich sehen.«
    Khalid hob einen Stein und warf ihn knurrend mitten in den Gang. Sofort erfüllte das Geräusch brechender Bohlen den Raum, der Boden riss auf, und aus der Tiefe ertönte der Aufprall von Steinen. Er warf eine zweiten Stein und einen dritten, sodass das Loch sich vergrößerte. Théo und Khalid traten vorsichtig näher und beugten sich über den Rand der Öffnung. Théo leuchtete mit der Taschenlampe in die Tiefe. Der Grund des Lochs war mit Speerspitzen gespickt.
    Die Beduinen legten Bretter über die Falle und machten sich daran, die zweite Tür aufzubrechen. Der abbröckelnde Putz gab eine zweite Wand aus Steinblöcken frei, die genauso aussah wie die erste. Als die Männer die ersten beiden Blöcke herausgerissen hatten, hieß Théo sie aufhören.
    Khalid zog eine Kerze aus einem Beutel, zündete sie an und reichte sie Théo. Der hielt sie an den Durchbruch in der Mauer. Ein Schwall warmer, abgestandener Luft ließ die Flamme erzittern. Théo schob die Kerze durch das Loch. Die Flamme zuckte und wurde schwächer, dann erholte sie sich, ohne zu erlöschen. Unglaublich. Die Luft enthielt noch Sauerstoff. Er zog die Kerze zurück, schaltete die Lampe ein und beugte sich über die Öffnung. Der Strahl zerriss dreiunddreißig Jahrhunderte Dunkelheit.
    »Sag schon, Théo, was siehst du?«, fragte Khalid von hinten.
    »Herrliche Dinge.«

    Ein Land Rover fuhr durch ein Dickicht aus Akazienbüschen und hielt neben dem Geländewagen von Kassamatis. Auf der Fahrerseite stieg ein Beduine mit einem Gewehr über der Schulter aus, und aus der anderen Tür kam der grüne Stetson von Monsignore Guzman zum Vorschein.
    Der Beduine zeigte auf einen Pfad, der sich zwischen Spitzkehren voller Felszacken den Hügel hinaufschlängelte. Unter der glühenden Sonne fuhren sie den Weg hinauf.
    Der Monsignore sah auf die Uhr. 8:50 Uhr. Um diese Zeit mussten sie das Grab schon betreten haben. Er dachte an das Treffen mit Kassamatis gestern Nacht. Der Plan war perfekt. Es sei denn, der Silberfuchs und Fitzwilliam spielten ein doppeltes Spiel. Aber das war unwahrscheinlich. Die Gruppe wollte dasselbe wie er. Mit einem Unterschied. Er brauchte einen Beweis, um den Inquisitor in die Enge zu treiben. Und wenn er sich in den beiden irrte? Nicht umsonst hatte Pater Pinkus sie den Kater und den Fuchs genannt, und Pater Pinkus hatte einen guten Blick für Charaktere. Guzman tastete nach dem Griff seiner Beretta.
    Rashid? Was konnte der tun? Als er gestern Nacht aus Al-Bad herausgefahren war,

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