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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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vier Spalten des Textes.«
    »Wie viele Buchstaben sind es? Wo genau befinden sie sich?«
    »Vierzehn, jeweils paarweise, nach den Namen der ersten sieben Verstecke.«
    »Seltsam«, sagte Théo. »Warum hat er nach den Namen der Verstecke noch Buchstaben hinzugefügt, überdies griechische?«
    »Théo, ich bitte dich, wir spielen hier nicht Indiana Jones! Es könnten einfach nur Verweiszeichen eines Kopisten sein, vielleicht ein Typ mit einem Griechischtick.«
    Shapiro war ein Pedant, der nichts dem Zufall überließ. Eine solche Antwort passte nicht zu ihm.
    »Es heißt, dass die ersten fünf griechischen Buchstabenpaare den Namen Echnaton bilden. Was sagst du dazu?«
    Shapiro wurde misstrauisch. »Die Rolle ist stark beschädigt.«
    Große Teile der Rolle waren unleserlich, teils wegen der Schäden durch Oxidation, teils durch fehlerhafte Restaurierung.
    »Ich habe sehr gute fotografische Vergrößerungen gesehen«, sagte Théo.
    »O. K. Wenn du unbedingt darauf bestehst, man könnte damit vielleicht den Namen Echnaton bilden. Und was folgt daraus?«
    »Wenn das so ist, glaube ich, dass die Kopisten der Rolle noch mehr Grund hatten, eine Botschaft zu hinterlassen.«
    »Du lässt deiner Phantasie die Zügel schießen, und das, entschuldige bitte, passt nicht zu dir. Jedenfalls habe ich keine Erklärung finden können. Aber jetzt bin ich an der Reihe mit Fragen, und ich habe nur eine einzige: Was suchst du?«
    »Ich will nur herausfinden, ob eine gewisse Idee begründet ist.«
    »Diese Idee hat mit Echnaton zu tun?«
    »Vielleicht.«
    »Ich verstehe.« Shapiro erhob sich, während er einen Blick auf seine Uhr warf. »Ich muss mich jetzt leider entschuldigen, ich habe noch einen Termin.«
    Théo reichte ihm die Hand, aber ihr Händedruck war nur formelle Höflichkeit.
    Kaum hatte Théo die Lobby Lounge verlassen, verkroch Shapiro sich in eine Ecke und zog sein Handy heraus. Er sprach auf Hebräisch, leise und hektisch.

    Der Mann mit dem Bulldoggengesicht tippte eine Nummer.
    »Monsieur, ich bin’s, Kowalski. Sie sind jetzt fertig.«
    »Haben Sie etwas hören können?«
    »Fast nichts. Aber ich habe verstanden, dass sie von einer Kupferrolle gesprochen haben.«
    Am anderen Ende folgte ein längeres Schweigen.
    »Monsieur …?«
    »Ich bin noch dran. Mehr nicht?«
    »Als St. Pierre gegangen ist, hat Shapiro telefoniert und sah aus wie jemand, der etwas zu verbergen hat. Ich meine, einen Namen gehört zu haben …«
    »Einen Namen? Welchen?«
    »Etwas wie Morgenstern.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, ich bin sicher.«
    Bevor er hinausging, blieb der Mann an der Theke der Bar stehen, gratulierte dem Barkeeper zu seinen Manschettenknöpfen aus Weißgold, in denen drei kleine Smaragde blitzten, und fragte ihn, wo er sie gekauft habe.

    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte die Stewardess des Flugs BA 324 Heathrow – Paris Charles de Gaulle.
    Théo bestellte ein Glas Bordeaux. Das Dröhnen der Motoren begleitete seine Gedanken. Je länger er darüber nachdachte, desto überzeugter war er, dass der Schatz des Aton nach Israel gebracht worden war.
    Warum hatte Shapiro so eigenartig reagiert? Erst hatte er versucht, ihn davon zu überzeugen, dass Israel, obwohl es seit vierzig Jahren vor seiner Haustür grub, nie etwas gefunden hatte, aber auf Théos Vermutung, der Schatz könnte sich außerhalb von Israel befinden, hatte er ihn Indiana Jones genannt.
    Es gab nur eine Erklärung: Die Israelis hatten den auf der Rolle beschriebenen Schatz gefunden und Schweigen darüber bewahrt. Aber sie hatten erkannt, dass ein Teil fehlte und daraus geschlossen, dass der fehlende Teil irgendwo außerhalb Israels vergraben sein musste, und suchten jetzt danach. Wegen des Schatzes an sich? Bestimmt nicht. Nein, dieser Schatz konnte eine Geschichte erzählen, die den Staat Israel auf der Weltkarte auszuradieren drohte.
    Und jetzt? Der Schatz würde ihn sicher zum Grab Echnatons führen, aber da gab es ein Problem: Er war unauffindbar. Sich selbst an der Suche zu beteiligen war völlig zwecklos, wenn die halbe Welt schon seit den Sechzigerjahren danach suchte.
    Er überflog im Geiste Vankos Notizen. Der Obelisk am Ufer der Themse? Wenn Echnaton wirklich im letzten Augenblick vor seiner Flucht etwas darin versteckt hatte, war es doch denkbar, dass er einen Hinweis auf sein Ziel hinterlassen hatte. Aber wie kam man ohne das British Museum an den Obelisken heran?
    Ein derbes Gelächter hallte in seinem Kopf wider. Spyro Konstantine . Wer sonst

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