Curia
Geheimnisse mehr für Sie.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Besitzen alle Klöster eine Bibliothek?«
»Nein, nicht alle. Lassen Sie mich nachdenken … ich würde sagen, nur dreizehn haben eine Bibliothek, die diesen Namen verdient. Warum?«
»Haben Sie tatsächlich alle Handschriften fotografiert?«
»Was meinen Sie damit?«
»Gibt es keine Bestände in den Archiven, zu denen Ihnen der Zugang verweigert wurde?«
Kostas runzelte die Brauen. »Monsignore, ich verstehe nicht, worauf Sie mit Ihrer Frage hinauswollen.«
»Wissen Sie, es ist nicht wahr, dass das Vatikanische Geheimarchiv alle Säle für das Publikum geöffnet hat. Das erzählen wir nur der Presse.« Guzman zwinkerte ihm zu. »Die Heilige Versammlung von Karyes hat gewiss dasselbe Problem.«
Sicher verwahrten auch die Mönche vom Berg Athos geheime Handschriften und Kodizes. Der Heilige Stuhl zögere noch, mit der Digitalisierung des Archivs zu beginnen, und dieses Zögern habe mit der Geheimhaltung zu tun.
»Ich verstehe«, sagte Kostas mit steinernem Gesicht. »Glauben Sie wirklich, Monsignore, dass die Mönche vom Berg Athos uns darüber informieren würden, wenn in einer ihrer Klosterbibliotheken geheime Handschriften aufbewahrt würden?«
»Ich frage Sie nur, ob Ihre Handlungsfreiheit Einschränkungen unterlag.«
»Tut mir leid, darauf kann ich Ihnen nicht antworten. Wir haben beim Protos von Karyes eine Verschwiegenheitsklausel unterzeichnet.«
»Schade, denn ich hatte die Absicht, Sie und das ABMC gemeinsam mit dem Projekt zu beauftragen.«
»Monsignore, gestatten Sie mir, offen mit Ihnen zu sprechen, sehr viel offener, als Sie es von Ihren Gesprächspartnern im Vatikan gewohnt sind.« Kostas musterte den Monsignore mit eiskalten Blicken. »Das Projekt einer Digitalisierung des Vatikanischen Archivs gibt es nicht. Das Opus Dei sucht etwas in den Athos-Klöstern, oder irre ich mich?«
Guzman fixierte Kostas, während er mit dem Kugelschreiber auf den Tisch klopfte. »Verschwiegenheit?« Der Begriff fasste ein ganzes Leben aus Intrigen in den Mäandern des Vatikans zusammen. »Verschwiegenheit ist wie die Wahrheit: Sie liegt am Grunde eines Brunnens ohne Boden.«
»Eine Definition, die von Freud stammen könnte.«
»Freud?« Der Monsignore lächelte höhnisch. »Es ist die Definition eines Menschen, der die menschliche Natur im Beichtstuhl studieren konnte. Dagegen kommt kein Freud an.« Er steckte eine Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog ein Scheckheft heraus. »Dies ist ein Privatkonto bei der UBS in Zürich. Ich bediene mich seiner, um, sagen wir, ›außergewöhnliche‹ Ausgaben des Opus Dei zu bestreiten.«
»Tut mir leid, aber meine Moral ist nicht käuflich. Nicht einmal für hundertfünfzigtausend Euro.«
»Danke für die Zielkoordinaten.« Guzman füllte den Scheck aus. »Dies ist ein Scheck über hundertfünfundzwanzigtausend Euro.« Er wedelte mit dem Scheck, dann legte er ihn vor Kostas hin. »Ich will die Namen der Klöster, die genaue Lage der Bibliotheken, die Uhrzeiten und die Gewohnheiten der Bibliothekare.«
»Zweihunderttausend.«
»Hundertfünfundzwanzigtausend und keinen Euro mehr.«
Die beiden starrten einander einen endlosen Augenblick lang an, nur das Brummen der Klimaanlage war zu hören. Schließlich murmelte Kostas etwas und streckte die Hand nach dem Scheck aus.
Guzman hielt sein Handgelenk fest. »Erst die Informationen.«
»Na gut.« Kostas riss sich mit einem Ruck los. »Es gibt zwei Geheimarchive, und zwar in den Klöstern Iviron und Filotheou.«
Wie im Gebet versunken, die gefalteten Hände vor den Mund gelegt und die Augen zur Decke gerichtet, hörte der Monsignore Kostas zu. »Bleibt das Problem der Schlüssel zu den Bibliotheken«, sagte er, als Kostas geendet hatte.
»Die habe ich nun wirklich nicht.«
»Dann müssen Sie sich die Schlüssel beschaffen.« Wieder zog Guzman das Scheckheft heraus, füllte einen Scheck aus und reichte ihn Kostas. »Hier ist eine Anzahlung von zehntausend Euro. Bei Übergabe der Schlüssel innerhalb von zwei Wochen ab heute stelle ich Ihnen einen weiteren Scheck über fünfzigtausend Euro aus.«
Kostas nahm den Scheck. »Ich werde mein Möglichstes tun.«
»Daran zweifle ich nicht.«
Auf der Startbahn des Ontario International Airport von Los Angeles beschleunigte die Gulfstream 550 des Opus Dei.
Guzman schloss die Augen. Caramba , zwei Klöster und nur eine dreitätige Aufenthaltserlaubnis, überdies nur für ein Kloster. Er nippte an dem Krug
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