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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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zahlensymbolischen Umschrift der Wörter ›Adonai‹ und ›Jahwe‹, und das Ergebnis war ›Ahod‹, also ›eins‹. Ist das nicht verblüffend?«
    »Adonai plus Jahwe … macht zusammen eins ?« Nachdenklich nippte Raisa an ihrem Champagner. »Adonai und Jahwe sind im Judentum die Namen Gottes …«
    »Woran denkst du?«
    »An Freud.«
    » Merde . Immer dieser Freud.«
    Raisa fiel ihr Vortrag über Moses ein. »Constance, ich hab’s! Freud entdeckte, dass Adonai die hebräische Transliteration der Hieroglyphen des Namens ›Aton‹ ist, des Gottes von Echnaton. Das ist es! Aton und Jahwe sind ein und derselbe, darum entspricht ihre Summe der Eins. Die Templer müssen das entdeckt haben – während der Zeit, die sie in Palästina verbrachten, kamen sie mit allen erdenklichen esoterischen Sekten in Kontakt –, und darum haben sie ihr Geheimnis mit der Sator-Formel verschlüsselt.«
    »Ja, natürlich … So muss es sein. Da Pico della Mirandola Umgang mit Abravanel und del Medigo hatte, wird er erkannt haben, wie wichtig die biblische Zahlensymbolik ist, und sein genialer Geist besorgte den Rest.«
    »Erinnerst du dich an Picos Brief an Ficino?«, fragte Raisa. »Pico erwähnt dort das ›Orakel von Magiern‹. Der Brief stammt von 1486, das Buch Die Heilige Magie des Abra-Melin von 1458.«
    »Du meinst, Pico könnte das Buch gelesen haben?«
    »Abravanel war einer der berühmtesten Kabbalisten seiner Zeit. Glaubst du, er hat es nicht gekannt?«
    Constance zog mit abwesendem Blick an ihrer Zigarettenspitze.
    »Woran denkst du?«, fragte Raisa.
    »An die zwei Bändchen, die Elia del Medigo für Pico schrieb.«
    »Glaubst du, darin verbirgt sich etwas? Ein esoterischer Zusammenhang zwischen dem Judentum und der Aton-Religion? Dieser kabbalistische Schlüssel?«
    »Die Inquisition lauerte an jeder Ecke, Pico und del Medigo mussten vorsichtig sein, auch wenn Pico unter dem Schutz von Lorenzo stand. Gibt es ein besseres Versteck als ein literarisches Werk?«
    »Constance, du weißt doch, dass diese Bücher verloren gegangen sind.«
    »Na und? Wir suchen sie.«
    »Wo denn?«
    »In der Bibliotheca Philosophica Hermetica«, sagte Constance, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt.
    »In der BPH ?«
    Die BPH in Amsterdam war die weltweit wichtigste Sammlung esoterischer und alchimistischer Texte. Raisa fiel die Forschungsarbeit über Salomons Schlüssel ein, die sie beide in diese Bibliothek geführt hatte. Plötzlich stand ihr die winzige Handschrift Vankos vor Augen.
    » Amsterdam .« Raisa packte Constance am Arm. »Erinnerst du dich? In Vankos Notizen taucht das Wort Amsterdam auf.«
    Constance öffnete ihre Tasche, zog ein Blatt Papier heraus und überflog es. »Traum von Thutmosis IV., Mysterien Thoths und Amsterdam.« Ihre Augen leuchteten. »Klar. Was könnte er sonst meinen, wenn nicht die BPH ?«
    »Wann fahren wir los?«
    Constance drückte ihren Arm. »Ach, Chérie, das macht wirklich Spaß mit dir!«
    Raisa hob ihren Champagnerkelch, und Constance tat es ihr nach. Das Klingeln der Gläser ging im Lärm des Cafés unter.

    Théo überquerte die Rue des Capucines, ging an einem Häuserblock vorbei und blieb vor einer Reihe von Schaufenstern stehen, in denen antike Möbel ausgestellt waren. »Konstantine & Cie, Marchands d’Antiquités«, verkündete ein Messingschild. Théo öffnete die Tür und betrat die Ausstellungsräume.
    »Théo, mein Freund, es ist immer eine Freude, dich wiederzusehen.« Spyro Konstantine schüttelte ihm die Hand und deutete auf einen Reine-Anne-Sessel. »Wenn ich nicht irre, liegt die Sache mit Amenhotep III. schon zwei Jahre zurück.« Er zog eine Montecristo hervor und zündete sie mit einem goldenen Cartier-Tischfeuerzeug an. »Eine Performance ganz im Stil eines Théo St. Pierre.«
    »Spyro, ich brauche deine Hilfe.«
    Konstantine betrachtete die Spitze seiner Zigarre. »Nach dem wenigen, was du mir am Telefon gesagt hast, scheint es sich um eine persönliche Angelegenheit zu handeln.«
    »Warum, ändert das etwas?«
    »Als Geschäftsmann habe ich zwei eiserne Regeln. Erstens mache ich niemals etwas für nichts. Zweitens vermische ich niemals Privatangelegenheiten mit Geschäften.« Ein gerissenes Lächeln spielte um seine Lippen, und zwischen dem rabenschwarzen Bart blitzten seine weißen Zähne auf. »Komm schon, seien wir ehrlich. Im Leben reduziert sich doch letztlich alles auf ein Geschäft. Oder etwa nicht?«
    »Dann erlaube, dass ich dich an die Geschichte

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