Curia
mit den Papyri von Sethos I. erinnere, mein lieber Geschäftsmann. Wenn ich nicht gewesen wäre, würdest du noch immer im Gefängnis verschimmeln. Was hast du gesagt, als wir aus dem Büro von Interpol herausgekommen sind? ›Théo, wenn du mich eines Tages mal brauchst, werde ich mich revanchieren: Spyro Konstantine gibt dir sein Wort.‹«
»Deine Beobachtungsgabe und dein Gedächtnis für Details habe ich schon immer bewundert.«
»Aha, das Versprechen war also ein Detail. Ich verstehe. Eigenartige Einstellung.«
Ein nervöses Zucken lief über Konstantines rechtes Auge. »Na gut. Was kann ich für dich tun?«
Das Telefon klingelte.
»Ja? … Ich komme sofort.« Konstantine wandte sich zu Théo um. »Entschuldige mich einen Augenblick.« Er ging hinaus und hinterließ einen schwachen Aftershave-Duft.
Théos Blick wanderte über einen venezianischen Schreibtisch aus dem 18. Jahrhundert, einen Louis-XVI-Sessel und eine Ming-Vase. Jeder hätte in Konstantine einen erfolgreichen, auf antike Möbel aus dem 17. und 18. Jahrhundert spezialisierten Antiquitätenhändler vermutet. Was die Leute nicht wussten, war, dass sich hinter der Fassade des Antiquariats in der Rue des Capucines einer der dreistesten Händler der Welt mit ägyptischen und griechischrömischen Altertümern verbarg. Die Kunden? Multimilliardäre, die in den geheimen Kellern ihrer Häuser in Malibu, Cap d’Antibes und Gstaad ihren ästhetischen Bedürfnissen oder ihrem Selbstwertgefühl schmeicheln wollten. Die Lieferanten? Profidiebe und hochkarätige Erpresser.
Er hatte sich oft gefragt, wie Konstantines Erfolgsrezept lautete, und die Antwort war immer dieselbe: nicht die Fachkenntnis, in der er es allerdings mit jedem aufnehmen konnte, sondern die Verschwiegenheit. Eine Verschwiegenheit, die in ihren Kreisen sprichwörtlich geworden war und dazu geführt hatte, dass die wichtigsten Museen der Welt sich an Konstantine & Cie wandten, wenn es darum ging, über »spezielle« An- oder Verkäufe zu verhandeln.
»Ich höre«, sagte Konstantine und setzte sich wieder.
Théo zeigte ihm die Mappe mit den Pergamenten und erzählte die ganze Geschichte von Anfang an, einschließlich seiner Schlussfolgerungen über den biblischen Exodus, ohne etwas auszulassen. Als er am Ende war, stieß Konstantine mit abwesendem Blick langsam den Rauch seiner Zigarre aus.
»Ich würde kein einziges Wort glauben, wenn ich das alles nicht von dir gehört hätte. Und jetzt?«
»Was würdest du denn an meiner Stelle tun?«
»Aha! Ich hab’s ja immer gesagt, dass sich bei dir hinter dem Aplomb eines Anthony Eden der Charakter eines Othello verbirgt. Den Schuldigen zu finden reicht dir nicht, was?«
»Falls der Schuldige wirklich der Vatikan ist, werde ich erst dann Ruhe geben, wenn ich persönlich ein Schild ›Zu verkaufen‹ an die Tür des Petersdoms hängen kann.«
»Ich habe im Geschäftsleben gelernt, dass Rache sich nicht auszahlt. Sie wird zu teuer.«
»Mein Bruder war keine Antiquität. Außerdem fordere ich Gerechtigkeit, nicht Rache.«
»Das hat Hamlet auch gesagt.«
»Gegen Predigten war ich immer schon allergisch. Egal, ob in oder außerhalb der Kirche.«
Die Zigarre zwischen die Zähne geklemmt, sah Konstantine ihn mit einem spöttischen Lächeln an. »Wenn ich recht verstehe, geht es darum, die wahre Identität von Moses zu enthüllen, vorausgesetzt, Moses hat je existiert.«
»Ich bin überzeugt, dass Moses ein Zeitgenosse Echnatons war. Wenn man bis zu Moses gelangen will, muss man herausfinden, was mit Echnaton passiert ist.«
»Und das bedeutet?«
»Sein Grab finden.«
»Echnatons Grab finden? Wie denn? Du hast nicht den geringsten Anhaltspunkt. Vielleicht hat es dieses Grab sogar nie gegeben.«
»Ich glaube, dass es existiert«, sagte Théo mit einer ausladenden Handbewegung.
»Warum bist du zu mir gekommen?«
»Ich will wissen, was in diesem Obelisken steckt. Theon zufolge war Echnaton als Pharao in die Mysterien Thoths eingeweiht. Wem konnte er sie anvertrauen, bevor er verschwand?«
»Aber warum sollte er diese Informationen ausgerechnet in einem Obelisken versteckt haben?«
»Aus zwei Gründen. Der erste ist, dass Echnaton wie jeder Ägypter an die zwei Säulen Thoths glaubte.«
»Echnaton glaubte nur an einen Gott: Aton.«
»Thoth war weit mehr als irgendein Gott. Er repräsentierte Ägypten und steckte jedem Ägypter in den Genen, einschließlich Echnaton.«
»Und der zweite Grund?«
»Echnaton wusste, dass mit ihm
Weitere Kostenlose Bücher