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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Patienten.«
    Raisa blickte Constance anklagend an.
    »Meine Güte, wie nervtötend du sein kannst!« Constance schnaubte ärgerlich. »Na gut. Aber verlang nicht von mir, dass ich dir sonntags Apfelsinen bringe, wenn du im Gefängnis sitzt.«
    Als sie wieder im Erdgeschoss waren, lösten Constance und Raisa sich von der Gruppe. Raisa setzte sich an einen Computer, von dem aus sie den Informationstresen beobachten konnte, und Constance postierte sich an einem Computerplatz am anderen Ende des Saals.
    Der Direktor trat hinter den Tresen, hängte die Schlüssel wieder auf und verschwand. Waldberta blätterte in einer Kladde, von Zeit zu Zeit einen Blick auf die Monitore werfend.
    Als Raisa mit einem Kopfnicken auf Waldberta wies, stand Constance auf, ging zum Tresen und sprach, auf ihren Computer weisend, mit der Bibliothekarin. Die beiden gingen zu dem Computer, und Constance zeigte ihr etwas auf dem Bildschirm. Waldberta beugte sich über die Tastatur.
    Raisa stand auf. Die Bibliothekarin immer im Blick, steuerte sie auf den Tresen zu. Unterdessen hatte sich Waldberta vor den Computer gesetzt, Constance stand neben ihr und verdeckte ihr die Sicht auf den Tresen. Blitzschnell eilte Raisa zu dem Schränkchen, holte die beiden Schlüssel vom Haken, schloss es wieder und ging dann betont gleichgültig auf die Wendeltreppe zu.
    Zwei Besucher kamen an die Information. Während Waldberta an ihren Platz zurückkehrte, ging Constance durch den Saal und setzte sich an den Platz, wo Raisa bis vor wenigen Sekunden gesessen hatte. Die Wanduhr zeigte 11:40 Uhr.
    Im dritten Stock blieb Raisa vor der Tür mit der Aufschrift »Inkunabeln« stehen. Sie steckte einen der beiden Schlüssel ins Schloss. Der Schlüssel ließ sich drehen, aber Raisa öffnete die Tür nicht. Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche und schaltete es ein. Ein Papierchen segelte unbemerkt zu Boden. Das Handy in der Hand, blieb sie gegen die Wand gelehnt stehen.
    Die Wanduhr im Erdgeschoss zeigte 12:27 Uhr. Vom Eingang her hörte man Stimmengewirr, und eine Gruppe junger Leute strömte zum Informationstresen. Waldberta begann die Ausweise zu kontrollieren, die ihr entgegengestreckt wurden.
    In dem leeren Flur klingelte Raisas Handy.
    »Jetzt«, flüsterte Constance. »Schnell.«
    Raisa öffnete die Tür. Sie lief zu der Vitrine, schloss sie auf, hob den Deckel, ergriff das Buch und ging, eng an die Wand gedrückt, unter der Kamera vorbei.
    »Ich bin unter der Kamera«, murmelte Raisa bebend ins Telefon.
    »Mach schnell, Unglücksweib. Bitte mach schnell.«
    Das Handy an ihr Ohr und das Buch an die Brust gepresst, ging Raisa in die Hocke. Sie öffnete das Buch auf ihren Knien.
    »Er wandte sich an die Ägypter und sagte zu ihnen …« Sie blätterte um.

    »Ihr erhaltet die Buchstaben und die Gesetze, Ägypter«, und er gab ihnen ein Buch.
    Ioannus: »Meister, was stand in dem Buch geschrieben?«
    Lehrer: »Das ist ein Geheimnis, das den Initiierten vorbehalten ist. Aber einen Ort werde ich dir nennen, wo das Geheimnis versteckt ist.«
    Ioannus: »Wo ist dieser Ort?«
    Lehrer: »Es ist der Ort, wo die Päpste die Großen Arkanen betrachten. Dortselbst wirst du eine Intarsie aus Marmor finden, darauf das Buch des Weisen abgebildet ist. Hebe das Buch an, und du wirst das Geheimnis entdecken.«

    Hebe das Buch an, und du wirst das Geheimnis entdecken.
    Raisa schloss die Augen. Sie fühlte sich leicht wie eine Feder im Wind, wie bei ihrer Zen-Meditation. Welch ein Genie, dieser Pico.
    »Constance, ich hab’s gefunden.«
    »Du bist grässlich. Jetzt sieh zu, dass du da rauskommst.«
    »Freie Bahn?«
    »Warte … Einen Moment … Jetzt.«
    Raisa lief an die Vitrine, legte das Buch zurück und verschloss sie wieder. Sie rannte zur Tür, ging hinaus und schloss die Tür ab.
    Im Erdgeschoss hatte sich vor dem Informationstresen eine lange Warteschlange gebildet. Sie warf Constance, die am anderen Ende des Saals saß, einen verschwörerischen Blick zu, den diese mit einem ängstlichen Ausdruck erwiderte. Dann setzte sie sich an einen Computer. Ihre Augen wanderten zwischen Constance, der Besucherschlange, den Bibliothekarinnen und der Wanduhr hin und her. Es war 12:44 Uhr. Die beiden Schlüssel steckten in ihrer Faust.
    Um 13:15 Uhr war die Schlange noch immer nicht kürzer geworden. Raisa erhob sich, bedeutete Constance, ihr zu folgen, und ging zur Garderobe. Während sie ihre Taschen in Empfang nahmen, flüsterte Constance: »Die Schlüssel!«
    Vor dem Tresen mit den

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