CUT
as known as Charles Olivier eingesehen.
Sitzt Ihr alle gut?“, fragt er uns. Ich nicke.
„Okay. Stern ist an seinem eigenen
Kehlkopf erstickt. Das passiert nicht, wenn man sich unglücklich in einem
Duschschlauch verheddert. Um genau zu sein, ist der Kehlkopf in einem solchen
Winkel in die Luftröhre eingedrungen, dass dahinter brachiale Gewalt gesteckt
haben muss. Ganz zu schweigen davon, dass er mindestens fünf Minuten mit dem
Tod gekämpft hat, bis er das Zeitliche gesegnet hat“, erklärt Timo. Mir fällt
etwas siedendheiß ein.
„Dieser Kehlkopfschlag, dieser
spezielle...“ Ich schaue Horst fragend an, dem ein Licht aufgeht.
„Du meinst den, den wir damals bei dem
Kurs in Hannover gelernt haben? Wie hieß der Trainer doch gleich?“, fragt er
mich.
„Bolokowski“, antworte ich.
„Genau den meine ich... der von der NVA
stammte“, sage ich.
„Moment... Augenblick mal“, fällt Steven
mir ins Wort.
„Mark Mays richtiger Name lautet Martin
Bolokowski.“
„Kann natürlich ein Zufall sein“, lässt
sich Horst vernehmen.
„Aber dass es vermutlich keiner ist, wird
Euch Timo gleich erklären“, fährt er fort und deutet mit einer theatralischen
Geste auf Timo.
„Charles Olivier starb nicht an
Herzversagen, jedenfalls nicht direkt“, erklärt er uns.
„Spuck es schon aus“, ruft Steven
aufgeregt dazwischen.
„Woher hat er das Kondom, mit dem er
gevögelt wurde?“, fragt Timo stattdessen.
„Er benutzte immer seine eigenen“,
antwortet Steven.
„Hatte da noch jemand anderes Zugriff,
oder hat er die ausschließlich alleine benutzt?“, fragt Horst.
„Er hatte die in seiner schwarzen
Gürteltasche und hat sie vor dem Dreh auf ein Tablett gelegt“, erzählt Steven.
„Oliver ist an einer Dosis Fitrin
gestorben. Das ist ein Nervenkontaktgift, das ihm vermutlich über das Kondom
oder das Gleitmittel über die Schleimhaut im Darm zugeführt wurde. Der
Vergiftete bekommt binnen dreißig Sekunden eine Atemlähmung, und dann setzt das
Herz aus“, berichtet Timo. Steven bekommt eine Gänsehaut.
„Fitrin ist übrigens ein Gift, mit dem
die ehemaligen Stasi-Agenten ihre Widersacher bevorzugt aus dem Weg geräumt
haben. Fitrin wurde im Buna-Werk hergestellt und ausschließlich an die NVA und
an die Stasi geliefert worden. Inzwischen wird es nur noch in Schweden
hergestellt“, doziert Horst.
„Mark oder Raffael?“, frage ich.
„Raffael könnte theoretisch von jedem
beauftragt worden sein, auch von Steinmayr oder Jäger, während Mark noch dazu
aus eigenen Beweggründen gehandelt haben könnte“, erkläre ich.
„Ich tippe auf Raffael“, mischt sich
Horst ein.
„Er ist neu, verdient am wenigsten, hat
die Chance ein Star zu werden... und sein Vater, ein gewisser Nicolas Wszibasky , ist von 1971 bis 1986 als Chemiker im Buna-Werk beschäftigt gewesen.
Wenn er nun Mark alleine vögelt, dann wird er auch alleine zum Star. Das
bedeutet, Olaf ist in Gefahr, denn wenn Raffael mitbekommt, dass er mit Olaf
eine Konkurrenz bekommt, könnte Olaf der nächste sein.“ Horst sieht bei diesen
Worten nachdenklich aus.
„Bei Mark fehlt mir derzeit ein Motiv“,
fügt er noch hinzu.
„Wenn es darum ginge, Steven zu schaden,
bräuchte er bloß Steven umzulegen und sich die Firma zu schnappen. Ein
verpatzter Film bringt die Firma noch nicht in die Pleite, nehme ich mal an,
oder?“, fragt er.
„Nee, ganz gewiss nicht. Ich hab genügend
Reserven“, bestätigt Steven.
„Sag ich doch. Wenn Jäger dahinter stecken
würde, müsste er Steven kompromittieren oder mit Mordverdacht verhaften lassen,
aber dann wären ja immer noch Alex und Ihr da“, erklärt Horst, als es plötzlich
an der Tür klopft. Alex steht draußen und hält eine Zeitschrift in der Hand,
die er ans Fenster hält. Ich öffne und lasse mir die Zeitung reinreichen.
Die Schlagzeile lautet: „Tote beim
Pornodreh - Die undurchsichtigen Geschäfte des Stevie R.“ Untertitel: Wie man
Geld spart, indem man seine Top-Darsteller sterben lässt. Ein Bericht von Hans
Maser. Fotos: Ulrich Steinmayr.
Steven nimmt mir die Zeitung aus der
Hand, überfliegt den Artikel und rollt das Magazin dann zusammen.
„Diese schwäbische Totgeburt... Sein
Vater hätte damals besser an die Kühlschranktür gewichst... da hätte er
gesehen, wie es runterläuft und nicht, wie es heute rumläuft! Aber die mach ich
fertig!“ Er reißt die Tür auf.
„Alex! Handy, sofort!“ Dieser scheint
sich so etwas schon gedacht zu haben, denn er reicht
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