CUT
das leider nicht...
und die Frage ist, ob wir Dich im Notfall rechtzeitig erwischen, bevor das Gift
irreparable Schäden anrichtet“, brummt Timo.
„Also: Spritze“, bestimme ich.
„Vergiss es!“, brummt Steven. Ich tausche
einen Blick mit Horst und Timo, dann nickt dieser.
„Wir werden also einen Weg finden, Dir
das Gegengift zu geben, ohne dass Du eine Spritze bekommst“, meint Timo.
„Wieso hast Du eigentlich solche Angst
vor Spritzen?“, frage ich Steven angelegentlich.
„Ich hab Angst vor Nadeln... ein kleines
Kindheitstrauma“, erläutert er mir.
„Erzähl mir davon“, bitte ich.
„Meine Mutter schneiderte, und ich musste
immer Modell stehen. Das heißt, ich musste das Geschneiderte anprobieren und
auf einem Stuhl stehen, während meine Mutter mit Stecknadeln um mich
herumhopste und hier was verkürzt und da was festgesteckt hat. Irgendwann war
mir das Ganze mal zu doof und ich bin vom Stuhl heruntergehüpft und
versehentlich mit blankem Fuß ins Nadelkissen gesprungen. Dabei habe ich mir
sechzehn Nadeln mit der stumpfen Seite in die Fußsohle gerammt, wobei die
größte Nadel, eine 18er Stopfnadel, oben wieder herauskam. Der gerufene Notarzt
kam und hat mir mit einer Rohrzange die Nadeln ohne Betäubung aus dem Fuß
gezogen“, erklärt Steven mit Abscheu. Timo legt ihm die Hand auf die Schulter.
„Es gibt so genannte 'Butterflys'. die sind so fein, das merkst Du nicht... die
pieken nicht einmal... und weil sie aus Plastik sind, sind es eigentlich auch
keine Nadeln“, bietet Timo unserem Mann an.
„Vergiss es einfach!“, blafft er.
„Solange ich noch eine Bewegung
vollziehen kann, werde ich mich von nichts und niemandem stechen lassen“,
bekräftigt er. Ich werfe ihm einen maliziösen Blick zu.
„Nicht, wenn dieser Jemand nicht
mindestens mit achtzehn Mal fünf sticht“, fügt er noch hinzu. Horst wirft mir
einen Blick zu.
„Ich glaube, ich werde Deine nächste
Filmszene drehen... Um zu überprüfen, ob Du das überhaupt hinbekommst“,
stichelt er.
„Okay, wir sollten hier mal langsam
wieder rausgehen“, schlage ich vor.
„Ich kriege nämlich Durst.“
Beim Hochgehen zwinkert Timo mir zu.
„Das werden wir noch sehen“, flüstert er
mir leise zu.
„Meine Rede seit 1726“, gebe ich zurück.
„Sag mal, diese Butterflys... wie
funktioniert das?“, überlege ich mir.
„Das sind kleine Plastikschläuche, die an
einer Stelle angespitzt sind, und die vorne an eine Kanüle angesetzt werden.
Dann drückt man auf die Kanüle, die aus Gummi besteht, und injiziert den Inhalt
durch einen Druck in den Schlauch. Lässt man die Kanüle los, verschließt sie
sich luftdicht, so dass keine Luft mit dem Inhalt in Verbindung kommt. Übrigens
auch nicht in die Ader. Eine Injektion in die Haut genügt übrigens beim
Anti-Fitrin“, raunt Timo mir zu.
„Woher besorgst Du das Zeug?“, frage ich
interessiert.
„Ich mein, das Zeug wird doch in
Deutschland nicht hergestellt, oder?“ Timo lächelt fein.
„Das wird in der Stammzellentherapie
verwendet, natürlich in minimalen Mengen. Das Gegengift verwendet man, um
eventuelle Schockreaktionen durch allergische Probleme zu neutralisieren. In
Saarbrücken gibt es eine Stammzellenklinik, die von dem Vater eines
Studienfreundes von mir geführt wird. Morgen kann ich mir da dreißig Kanülen
abholen.“ Ich klopfe Timo anerkennend auf die Schulter.
„Gut gemacht, Doc“, grinse ich.
„Hoffentlich werde ich jemals ein so
guter Polizist wie Du Arzt“, lobe ich.
„Übertreibe mal nicht“, beschwichtigt
Timo mich.
„Wenn ich nur ein halb so guter Arzt wäre
wie Du Schauspieler, dann wäre ich längst Nobelpreisträger.“ Timo legt seinen
Arm um mich und küsst mich liebevoll auf die Wange. Dann laufen wir Arm in Arm
die Treppe hinauf.
Im Flur begegnen wir Raffael, der mich
gelangweilt anlächelt. Timo und ich tauschen einen Blick.
„Er sieht nicht aus, als wäre er wütend
auf Dich. Er wirkt eher gelangweilt“, flüstert er mir zu.
„Hast Du Stevie gesehen?“, frage ich
Ronny, der mir auf dem Weg zur Küche begegnet. Der verzieht einen Moment das
Gesicht und weist dann mit der Hand nach draußen.
Während ich die zwei Stufen zum Pool hinab
laufe, sehe ich eine Bewegung in einer Hecke am rechten Grundstücksrand. Wie
zufällig laufe ich auf die Hecke zu und hechte dann mitten in Steinmayrs
Fluchtbahn, wobei ich ihn an den Beinen zu fassen kriege. Er fällt leise
schreiend und klatscht wie ein Stein zu
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