CUT
Augenwinkel sehe ich, dass
Steven, der mit verschränkten Armen dasteht, kurz den Zeigefinger hebt. Das „Nein“
ist deutlich. Aber warum?
„Menno“, mault Trevor, sagt aber nichts mehr.
„Das sag ich meiner Mama!“
„Dann kannste es auch gleich mir sagen“,
gibt Steven grinsend zurück.
„Wieso 'Familie'?“, frage ich Steven
leise.
„Das ist ne längere Geschichte. Ich war
mal sein Vormund“, antwortet Steven mir. Okay, das reicht mir.
„Ich dachte, Trevor wäre nur aktiv“,
fahre ich in normaler Lautstärke fort.
„Nur im Film, auf mein Geheiß“, sagt
Steven.
„Aha, und wie ist das bei Dir, Boss?“,
provoziere ich Steven.
„Im Film bin ich das auch nur“. antwortet
dieser gedehnt.
„Wir sind aber jetzt nicht im Film,
Stevie“, grinse ich.
„Nicht, wenn es irgendeiner vom Team
mitbekommen würde“, stellt Steven so leise fest, dass nur ich es höre.
Für einen Moment verziehe ich das
Gesicht, als wäre ich gerügt worden, dann zucke ich mit den Schultern.
„Okay, Du bist der Boss“, maule ich so, dass
die anderen es mitbekommen. Scheiß Versteckspiel. Ich will, dass wir den Killer
so schnell wie möglich erwischen und dann zum Tagesgeschäft übergehen. Und vor
allem möchte ich wieder unbeschwert mit meinen beiden Männern flirten, lachen
und in der Öffentlichkeit umgehen können. Im letzten Jahr habe ich mich so sehr
an Steven und Timo gewöhnt, dass mir einer von beiden einfach nicht mehr
genügt. Um genau zu sein, wenn Steven nicht da ist, habe ich zwar Timo, aber
Steven fehlt mir trotzdem. Und wenn Timo nicht da ist, habe ich Steven, aber
das reicht mir dann auch nicht. Und langsam geht mir das hier alles auf den
Sack. Wenn die ganze Sache nicht so verdammt wichtig wäre, würde ich spätestens
jetzt an die ganze Maskerade einen riesengroßen Haken machen - einen Siemens-Lufthaken
- und Steven hier und jetzt küssen. So aber beherrsche ich mich mühsam und
kicke einen der Steine um, die zur Wegbegrenzung an dessen Rand liegen. Steven
legt seinen Arm kurz um meine Schulter.
„Nur noch, bis der Fall gelöst ist“,
verspricht er mir. Dann schubst er mich in den Pool.
Als ich prustend wieder auftauche und mir
die Haare aus dem Gesicht wische, ist Steven nirgendwo zu sehen. Dafür sitzt
Raffael auf dem Sprungbrett. Für einen Moment beobachte ich ihn. Ich habe das
Gefühl, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt. Also schwimme ich mal zu ihm und
hänge mich von unten an das Sprungbrett.
„Hi, Raffael“, begrüße ich ihn.
„Alles okay?“
„Jaja, schon in Ordnung“, antwortet er
mir geistesabwesend.
„Das kannst Du Deiner Großmutter
erzählen, aber nicht mir. Was ist los?“, bohre ich. Er springt auf und schreit
mich an.
„Das geht Dich einen Scheißdreck an! Kümmere
Dich um Deinen eigenen Mist!“ Dann läuft er davon. Ich drehe den Kopf und
tausche einen Blick mit Horst, der immer noch auf dem Balkon steht und uns
beobachtet. Ob er Gewissensbisse hat? Ich schwimme zur Leiter und klettere aus
dem Pool. Trevor beobachtet mich genau, als ich langsam aus dem Wasser steige.
Das T-Shirt klebt förmlich an meiner Haut. Auch in der Jeans sieht man momentan
mehr als sie verbirgt. Ich habe den Eindruck, Trevor würde mich jetzt liebend
gern auspacken. Aber es scheint etwas zu geben, was ihn davon abhält. Mehr als
nur das 'Nein' von Steven.
Auf dem Weg in mein Zimmer, wo ich mich
umziehen will, begegnet mir Alex. Ich nehme ihn beiseite.
„Raffael hat irgendwas zu verbergen. Wenn Du ihn siehst, lass mich das gleich
wissen... ich will mit ihm reden, ohne dass er mitbekommt, dass das gestellt
ist“, bitte ich ihn. Alex zuckt mit den Schultern.
„Keine Ahnung, wo der ist. Aber ich werd
Dir Bescheid geben, wenn ich ihn sehe“, meint er leichtfertig und lässt mich
stehen.
In meinem Zimmer lege ich meine nassen
Klamotten über einen Stuhl und werfe mich in bequemere Klamotten. Auf dem Weg
nach unten höre ich verdächtige Geräusche aus Marks Zimmer. Natürlich werfe ich
einen Blick durch das Schlüsselloch. Raffael vögelt mit Mark, aber er sieht
nicht aus, als wäre er voll und ganz bei der Sache. Diesmal kann ich genau in
sein Gesicht sehen. Er wirkt eher so, als würde er Schwerstarbeit leisten.
Jetzt möchte ich eigentlich nur noch wissen, mit was Mark Raffael dazu bringt,
mit ihm Sex zu haben. Dass das hier nicht freiwillig geschieht, sieht ein
Blinder mit dem Krückstock. Wenn Mark Raffaels Morde beobachtet hätte und ihn
nun damit erpressen
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