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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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ungläubig den Kopf. «Ich habe vier Kühe auf meiner Weide stehen, und zwei davon sehen genauso aus wie die. Sie können gerne kommen und sie ansehen. Vielleicht wollen Sie einen Hufabdruck nehmen oder so.»
    «Mr.   Penland hat erwähnt, dass Sie beide vor kurzem aneinandergeraten sind.»
    Ida May lehnte sich zurück und schaute mich an. «Hat er gesagt, warum? Ich habe vier Restaurants und eine Bäckerei in zwei Countys hier oben, und wir brauchen eine Menge Äpfel. Aber wir beziehen sie nicht mehr von ihm. Wir werden jetzt von einem anderen Erzeuger beliefert. Es ist nichts Persönliches. Ich muss wirtschaftlich arbeiten, und Big Jim will unter keinen Umständen mit dem Preis runtergehen. Dass ich ihm unter die Arme gegriffen habe, als er gerade anfing, ist ihm schnuppe.»
    «Das klingt aber doch nach etwas Persönlichem», bemerkte ich.
    «Ein bisschen vielleicht. Aber ich würde keine zwei Cent für diese verfluchte alte Kuh hinlegen.»
    Direkt neben der Eingangstür von Ida Mays Restaurant klemmten in einem Drahtgestell Zeitungen aus Atlanta. Die Schlagzeilelautete: GRAUSAMER MORD IN MORNING SIDE. WUNSCHKNOCHENS 8. 
    Ich kaufte die Zeitung und spazierte dann die Straße entlang. Ich musste mich bewegen. Es war noch nicht einmal halb elf am Vormittag, und ich hatte schon den obersten Knopf meiner Hose aufmachen müssen. Wenn ich nicht bald aus der Apfelhochburg wegkam, würde ich mich nach Hause rollen können.
    In den nächsten drei Stunden überprüfte ich die Namen auf Big Jims Feindesliste. Dabei lernte ich unter anderem die Familie Snell kennen, Besitzer der zweitgrößten Pfirsich- undApfelplantage in Georgia, die behaupteten, dass eine Stadt in der Nähe Atlantas nach ihnen benannt wäre, sie hegten gar keinen Groll gegen ihren größten Konkurrenten, und sie wären «gute, gottesfürchtige Leute». Fröhlich machten sie mit mir eine Führung durch ihre Plantagen, die Verarbeitungshallen, ihr Wohnhaus und die Pferdeställe. Sie gaben mir in kleine Happen geschnittene Sandwiches mit Pimento-Käse, der bei uns unten im Süden Pamina-Käse heißt. Sie luden mich ein, sie in die Kirche zu begleiten, doch da musste ich ganz plötzlich aufbrechen.
    In den Bergen über East Ellijay stellte ich fest, dass Clyde Clower, der sechste Name auf Big Jims Liste, nicht so zuvorkommend war. Er knallte mir die Tür so heftig vor der Nase zu, dass sein ganzer Wohnwagen wackelte und nur noch ein leichter Geruch nach Budweiser und Marihuana in der Luft hing. Ein paar Tage bevor Sadie verschwunden war, hatte Big Jim ihn entlassen. Ich schnüffelte ein bisschen herum, ohne etwas zu finden, doch Clyde war ein Typ, der so aussah, als könnte er ausrasten und eine Kuh klauen. Ich beschloss, später wiederzukommen und ihn im Auge zu behalten.
    Langsam fing ich an, mir Sorgen um Sadie zu machen. Sie war hinter Big Jims Familie hergetrottet, weil sie lieber bei ihnen war als bei anderen Kühen. Sie konnte Türen öffnen und ging im Haus herum. Diese Kuh war der beste Hund, den er jemals gehabt hatte, sagte Big Jim. Außerdem war sie mittlerweile total an Menschen gewöhnt. Der Gedanke, dass sie an einem fremden Ort war und Angst hatte und unter der Trennung litt, behagte mir nicht.
    Als Nächstes fuhr ich zu Ida May Culpeppers Weide. Mein Neon ächzte und stöhnte den Berg hinauf zu dem Bauernhof mit einer Scheune und ein paar Kühen. Vom hohen Gitterzaun aus verglich ich die Kühe mit Sadie auf dem Foto. Immer hinund her – die Kühe und wieder das Foto. Ich hatte keine Ahnung. Ich rief Sadies Namen. Die Kühe ignorierten mich. Sie hoben nur kurz den Kopf, glotzten mich an und grasten weiter.
    Im Wagen stand ein Korb mit Äpfeln, den mir Big Jim mitgegeben hatte. Ich dachte, dass Kühe vielleicht etwas für Äpfel übrighaben, also legte ich ein paar Äpfel auf den Boden, kletterte über den Zaun und marschierte auf die Weide, um genauer nachzuschauen.
    «Sadie, komm her, Baby. Willst du einen Apfel?»
    Die Kühe trotteten langsam auf mich zu, doch dann hörte ich in der Ferne ein lautes Getrampel. Ich drehte mich um. Ein Bulle kam auf mich zugejagt und wirbelte roten Staub auf. Er hielt den Kopf gesenkt und sah besessen aus. Und als eine Schar Krähen, die auf dem angrenzenden Feld nach Futter gepickt hatte, in den Himmel stob, schreckten auch die Kühe auf. Sie wurden schneller und zielstrebiger, bis schließlich alle im vollen Galopp auf mich zustürmten.
    Ich rannte los und bewarf sie mit Äpfeln. Sie wurden nicht langsamer.

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