Cut

Tageszeit, wo am wenigsten Leute unterwegs sind. Verkleidung? Kennen die Opfer ihn? Briefträger, Gärtner etc.
Opfer haben unterschiedl. Hintergründe.
Verschiedene Geschlechter und Altersgruppen.
Keine Beweisspuren – zusätzl. Vorsichtsmaßnahmen: Manipulation, Säuberung der Tatorte   – Behinderung der Ermittlung.
Kommunikation mit der Polizei. Motivation unbekannt. Anmerkung: Benötige Fotos der Autopsie, Lageskizzen der Tatorte, Videos, Verhörprotokolle der Beamten. Laborberichte von allen Fällen.
    Mit Sicherheit hatte die Polizei bereits alle Dienstleister überprüft – Strom, Gas, Post, Telefon, alles, was die Opfer in irgendeiner Weise verbinden könnte. Rauser hatte von jedem unwichtigen Fall Beamte abgezogen. Hatten sie auch Fotoläden und Elektronikmärkte überprüft? Wenn der Mörder Bilder macht, wird er wahrscheinlich eine Digitalkamera benutzen, irgendein kleines, hochauflösendes Gerät. Druckt er sich Papierabzüge aus? Ja, selbstverständlich. Er braucht bestimmt einzelne Abzüge.
Drucker mit Fotoqualität, Elektronikmärkte und Fotoläden.
Wahrscheinlich arrangiert er einzelne Bilder zu einer für ihn bedeutungsvollen Ordnung, masturbiert dabei und erlebt seine Taten erneut. Doch wozu sollte er Abzüge machen, er benötigt doch nur eine anständige Handykamera, mit der er auch Videos aufnehmen konnte?
    Es war ein kleiner Gedanke, aber doch ein entscheidender Moment. Ich wusste, dass ich dem Verständnis des Innenlebens dieses Mörders gerade einen winzigen Schritt näher gekommen war. Mit einem Handy wäre alles ganz einfach. Er konnte es immer dabeihaben, im Zug, im Büro. Ich dachte darüber nach, und was mir in den Sinn kam, gefiel mir nicht. Mit einer Handykamera konnte der Mörder seine Phantasien ständig entfachen. Er konnte sich seine Aufnahmen überall und jederzeit problemlos anschauen. Niemand würde sich etwas dabei denken, wenn ein Typ auf sein Handy starrt. Heutzutage ist das völlig normal. Halb Atlanta hebt nicht einmal beim Überqueren der Straße den Blick vom BlackBerry.
    Anne Chambers war in Tallahassee getötet und Bob Shelby in der Gegend von Jacksonville ermordet worden. Die Tatzeitenmussten noch einmal mit Fluglisten und den Daten von Autovermietungen verglichen werden. Und sollte der Mörder von Florida nach Atlanta umgezogen sein, würde es auch darüber Zeugnisse geben.
KF Z-Zulassungsstelle , Postnachsendungen, Finanzamt überprüfen.
    Jemandem das Genick zu brechen ist eine ungewöhnliche Mordmethode, besonders für einen Serientäter. Es erfordert gewisse Kenntnisse.
Kampfsportstudios, Militär, Medizinstudenten   … Ärzte?
    Und warum hatten ihm die Opfer die Tür geöffnet? War er Handwerker? Lieferant? Hatte die Polizei die Belege von Uniform- und Kostümverleihen für die Tage vor den Morden überprüft? Hatte es irgendwelche Nachbarschaftskonflikte oder regionale Wahlen gegeben, sodass Gemeindevertreter oder Wahlkämpfer von Tür zu Tür gegangen waren?
Liste der Wahlbezirke, Gemeindeverwaltung. Verhöre mit Nachbarn lesen.
    Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Was tat ich da eigentlich? Diese Beschäftigung barg doch viel zu viele Risiken. Es kam mir so vor, als müsste ich alles, was ich beim FBI getan hatte, neu lernen und nüchtern wiederholen. Das Problem war nicht, dass ich meine Fähigkeiten vergessen hatte, das Problem waren die Reflexe. Manche Menschen können nicht telefonieren, ohne sich eine Zigarette anzustecken, und ich war während meiner Zeit beim FBI eine aktive, wenn auch gut funktionierende Alkoholikerin gewesen. Ich hatte keine Ahnung, ob ich über diese Sache nachdenken oder mit den dabei entstehenden Gefühlen klarkommen konnte, wenn nicht am Ende des Tages ein Drink auf mich wartete. Trotzdem begab ich mich immer tiefer in diese Ermittlung hinein, und im Grunde wusste ich bereits, dass ich bald jeden Tatort des Mörders in allen Einzelheiten kennen und mit Rauser besprechen würde. Bei jeder neuen Entdeckung würden sowohl Freudeals auch Schmerzen aufkommen. Ich dehnte meinen Nacken ein paarmal. Ich war völlig verspannt. Ein Drink würde das sofort ändern. Nur einer. Die Welt der Gewalt hatte mich wieder.
Vielen Dank, Rauser.
    Ich musste mich bewegen, körperlich bewegen. «Hey, Neil», rief ich. Ich konnte ihn an seinem Schreibtisch im Hauptraum sitzen sehen. Er rührte sich nicht. «Wollen wir zu Southern Sweets gehen?» Keine Antwort.
    Southern Sweets, eine kleine Bäckerei in Avondale, hat Köstlichkeiten in den