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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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Auswahlverfahren zu verstehen. Ich zwang mich dazu, nicht übermäßig eilig zu gehen und mich nicht umzudrehen. Hauptsache, ich gelangte sicher zu meinem Wagen. Ab und zu hörte ich, wie eine Tür zugeschlagen oder ein Motor gestartet wurde. Jedes Geräusch schien verstärkt zu sein. Aber wenn der Mörder heute Nacht hier wäre und die Absicht hätte, mich in seine Gewalt zu bringen, würde es nicht im Parkhaus geschehen, sagte ich mir. Dann eher auf einem einsamen Abschnitt auf der Interstate oder an einer roten Ampel an einer unbelebten Straßenkreuzung. Nein. Er wollte mich nicht. Am Ort des Mordes anLaBrecque hatte er bereits eine Gelegenheit verstreichen lassen, behauptete er jedenfalls. Ihm ging es darum, zu beobachten, dachte ich. Beobachten war sein Antrieb.
    Beobachten bedeutet Macht haben.
    Als ich mich meinem Impala näherte, hatte ich regelrecht das Gefühl, dass sich Blicke in meinen Rücken bohrten. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, meinen Koffer nicht stehenzulassen und davonzurennen. In meiner Zeit beim FBI hatte ich mit etlichen Fällen von Serienmördern, Kinderschändern, Vergewaltigern und anderen Serientätern zu tun gehabt, doch ich war nie persönlich hineingezogen worden. Es hatte immer eine Grenze zwischen den Tätern und den Kriminologen gegeben. Aber emotional hatte meine Arbeit ihren Tribut gefordert. Ich hatte sie nach Feierabend mit nach Hause und ins Bett genommen, das ich mit meinem Mann teilte. Nachts litt ich unter Schweißausbrüchen und musste trinken, um Abstand zu den grausamen Taten zu gewinnen, die ich am Tage bis ins kleinste Detail analysiert hatte. Und morgens brauchte ich wieder einen Drink gegen die Mattigkeit, die Depression und den Kater. Ich bin davon überzeugt, dass jeder, der empathiefähig ist, durch die Auseinandersetzung mit dem Leiden von Gewaltopfern gebrandmarkt ist. Manche Menschen können besser damit umgehen als andere, das ist alles. Doch bisher hatte das Böse noch nie persönlich an meine Tür geklopft, so wie es jetzt der Fall war.
    Ich schloss den Wagen auf, warf meinen Koffer über den Sitz und sprang mit pochendem Herzen hinein. In diesem Moment war ich wieder äußerst dankbar dafür, dass mein Vater den ramponierten Impala, den ich schon während der Highschool gefahren hatte, kurz bevor ich zum College ging, komplett restauriert und mit einem V- 8-Motor mit vierhundertsiebenundzwanzig PS ausgestattet hatte. Mit diesemWagen ließ ich wirklich jeden stehen. Selbst jetzt, samt einem Einschussloch in der Windschutzscheibe, begeisterte mich mein alter Impala. Er brummte wie eine Untergrundbahn, ein Klang, den ich besonders liebe, wenn das Verdeck unten ist. Man darf nicht vergessen, dass ich in Georgia aufgewachsen bin, umgeben von aufgemotzten Autos und Typen in engen Jeans. In meiner Kindheit hatte Mutter jeden Samstagnachmittag einen Picknickkorb gepackt, und wir waren zu den Dragsterrennen bei Yellow River gefahren. Wir aßen Gurken mit schwarzem Pfeffer und weißem Essig, Kartoffelsalat aus Plastikschüsseln und kleine schwarze Hamburger, die mein Vater bis zur Unkenntlichkeit auf einem winzigen tragbaren Grill verkohlte. Wir hatten einen Klapptisch dabei und eine karierte Tischdecke, die dem Geschehen wohl ein wenig Anstand verleihen sollte. Zum Essen gehörte der Geruch nach Abgasen und verbranntem Gummi. Und absolut ohrenbetäubender Lärm. Doch samstags am Yellow River Drag Strip war mein Vater ein glücklicher Mann. Nur zu diesem Anlass verließ er seine Garage, in der er ständig herumwerkelte, und nur dort musste er die Stimme meiner Mutter nicht hören.
    Ich war elf Jahre alt, als er beschloss, dass ich Auto fahren lernen sollte. Er setzte mich auf einem Feldweg hinter das Steuer unseres verbeulten Chevy Pick-ups und machte sich vor Lachen fast in die Hose, wenn ich eine Schneise ins Maisfeld schlug, ehe ich die Bremse fand. Später, als Teenager, unternahmen mein Bruder und ich lange, stumme Fahrten mit ihm, gelegentlich hielten wir an, um von Händlern am Straßenrand gekochte Erdnüsse und frische Pfirsiche zu kaufen, dann stiegen wir wieder in den Wagen und fuhren weiter, ohne Ziel, nur ich, mein kalkweißer Vater und mein schwarzer Bruder, und die Einheimischen starrten uns hinterher. Heute klingen die über den Asphalt rauschenden Reifen für michbeinahe wie das Meer. Ich kann fahren und fahren und dabei alles vergessen.
    Ich holte mein Handy hervor und rief Rauser an. Er ist immer ziemlich sauer, wenn er mitten in der Nacht

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