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Cut

Cut

Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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er lebt in irgendeinem Heim oder so.»
    «Weil du so viel über sein Leben weißt, oder wie?», meinte Rauser.
    Neil suchte noch immer nach etwas Essbarem. «Hey, habt ihr euch jetzt doch über die Kekse hergemacht?» Er grinste. «Mann, es sind ja kaum noch welche übrig.»
    Wir schauten Dobbs an. Er war mit den Händen hinter dem Kopf und offenem Mund einfach eingeschlafen.
    Rauser sah mich an, als hätte sich mein Kopf gerade einmal um die eigene Achse gedreht. «Hast du Dobbs etwa die Haschkekse gegeben? Dir ist ja wohl klar, dass damit ungefähr eine Million Probleme auf mich zukommen!»
    «Ach, ich bitte dich», sagte ich. «Vorhin bist du noch aufgesprungen und wolltest ihm eine knallen. Hätte das keine Probleme gemacht?»
    «Das war nur Spaß», entgegnete Rauser.
    Ich schaute zu Dobbs hinüber. «Sieht er nicht aus wie ein Engel, wenn er schläft und schnarcht?»
    «Wenn er stoned aufwacht und rauskriegt, dass du ihm Haschkekse vorgesetzt hast, macht er dir das Leben zur Hölle.» Rauser kriegte sich gar nicht wieder ein.
    «Wer weiß», sagte ich. «Vielleicht wacht er beschwingt und lammfromm auf.»
    «Klar, und vielleicht kommt gleich Madonna rein und wackelt mit dem Arsch für uns.»
    «
Die
Madonna oder einfach eine Madonna?»
    Rauser zuckte mit den Achseln.
    «Welche wäre dir denn lieber?»
    «Zum Arschwackeln?»
    «O Mann.»
    «Bestimmt nicht
die
Madonna.»
    Rauser und ich suchten unsere Sachen zusammen, denn wir wollten los, allerdings nicht in die gleiche Richtung. «Hey», rief Neil. «Was soll ich mit dem schlafenden Engel machen?»
    «Gib ihm einen starken Kaffee und ruf ihm ein Taxi, wenn er aufwacht», sagte ich. «Ach, und kein Wort über die Kekse, okay?»

22
    D ass ich eine Riesenwohnung im zehnten Stock von Atlantas Georgian Terrace Hotel besitze, ist ein absoluter Glücksfall. Der Eigentümer hatte mich wegen einer Scheidung engagiert, für einen Auftrag also, der gewisse Diplomatie und Diskretion erforderte. Der Mann hatte eine Geliebte, eine Ehefrau, ein Kind, einen Geliebten und eine Menge Grundbesitz. Zu seinem Glück fand ich heraus, dass auch seine Frau eine Geliebte
und
einen Geliebten hatte. Er bezahlte mich dafür, privat mit ihr zu verhandeln, damit sich die Anwälte nicht über seine ungeheuren Vermögenswerte stritten. Wie durch ein Wunder ging das reibungslos über die Bühne. In dieser Zeit kam mir zu Ohren, dass er beabsichtigte, seinen Privatbereich im Hotel wieder in Hotelsuiten umzuwandeln. In den achtziger Jahren hatte das Gebäude aus Luxusapartments bestanden, die mein Auftraggeber nach dem Kauf wieder in Hotelzimmer umgebaut hatte. Bis auf eines. Schon bei meinem ersten Besuch hatte ich mich in die weißen Ziegelwände, Stuckverzierungen, Bäder aus Marmor, vier Meter hohen Decken, geschliffenen Holzdielen und großen Fenster mit Blick auf die Peachtree Street verliebt. Allein für die Möglichkeit, ein Gebot abzugeben, wollte ich nicht nur auf mein jetziges, sondern auch auf alle zukünftigen Honorare verzichten und versprach ihm dazu meinen Erstgeborenen. Damals hatte ich ein bisschen Geld auf der hohen Kante. Eine Versicherunghatte mir meinen Anteil an der Summe ausgezahlt, die sie in einem Fall von Kunstfälschung wiedererlangt hatte. Trotzdem ging für die Anzahlung nicht nur jeder Penny drauf, den ich besaß, sondern auch jeder Penny, den ich aus meinen Eltern herausquetschen konnte, und außerdem alles, was ich sonst zu Geld machen konnte. Darüber hinaus musste ich horrende Kredite aufnehmen und lebte in den nächsten drei Jahren auf einer Baustelle. In dieser Zeit wurde White Trash dauerhaft traumatisiert, das Apartment aber auch in das weiträumige Loft verwandelt, das jetzt mein Zuhause ist. Zu einer Einrichtung hat es jedoch nicht mehr gereicht, damit muss ich warten, bis ich wieder flüssig bin, also fünfzehn Jahre oder so. In der Zwischenzeit müssen ein Bett, ein Kleiderschrank, ein gewaltiges Sofa, ein Tisch mit marokkanischen Fliesen, den ich auf dem Dogwood Festival im Piedmont Park ergattert hatte, ein Fernseher, C D-Player , Computer, drei Läufer und eine dürre weiße Katze genügen.
    Ich bin die einzige ständige Bewohnerin des Hotels und kenne die meisten Angestellten beim Namen. Abends esse ich ziemlich häufig unten im Livingston und sitze so oft wie möglich auf der Restaurant-Terrasse an der Peachtree Street. Allerdings genieße ich nicht die Privilegien eines Gastes, zumindest nicht tagsüber. Der Hotelmanager scheint meine Anwesenheit

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