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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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Vater oder Geschwister als Kläger oder Beklagte irgendwie von einer ungünstigen Entscheidung betroffen. Und die hat direkt oder indirekt irgendeine Auswirkung auf das Leben des Täters gehabt.» Dobbs sah Rauser an. «Sie werden die Vergangenheit des Verdächtigen dahingehend untersuchen müssen. Sobald Sie einen Verdächtigen haben, natürlich. Neben den anderen Dingen, die Dr.   Street bereits aufgelistet hat, wie die Mobilität des Berufs, das reife Alter, Spenden an Kinderorganisationen et cetera.»
    «Das erste und die letzten beiden Opfer haben eine gewisse emotionale Reaktion beim Täter ausgelöst», räumte ich ein. «Anne Chambers, das erste Opfer, hat wesentlich mehr Brutalität erfahren als die anderen. Nur bei LaBrecque, dem letzten Opfer, war es ebenso. Was war der Auslöser? Wir wissen, dass es kein Zivilrechtsprozess gewesen sein kann. Weder LaBrecque noch Anne Chambers waren in ihrer Vergangenheit in dergleichen verwickelt. Und bei David Brooks zeigte der Täter fast eine gewisse Fürsorge und Achtung, Brooks wurde schnell und anscheinend geräuschlos ermordet und dann zugedeckt. Ich habe dazu ein paar Theorien, aber die sind im Moment noch sehr vage.»
    «Ach, kommen Sie, Keye, seien Sie nicht so bescheiden», sagte Dobbs. «Raus damit. Vielleicht führen sie uns irgendwie weiter.»
    «Na schön. Ich stimme Ihnen zu, dass dieses Ausmaß an Gewalt normalerweise auf eine persönliche Beziehung hindeutet. Aufgrund der Art und Weise, wie Anne Chambers ermordet wurde, sowie der Tatsache, dass ihr die Brustwarzen entfernt wurden, die ein Muttersymbol sind, und dass sie im Genitalbereich verstümmelt wurde, glaube ich, dass sie die Mutterfigur im Leben des Täters repräsentierte, eine Mutter, zu der eine sehr gestörte und von Konkurrenz geprägte Beziehung bestand. David Brooks könnte einen geliebten und begehrten Vater repräsentiert haben, zu dem vielleicht sogar eine inzestuöse Beziehung bestand. Allein Brooks durfte ohne zu leiden sterben. In den anderen Fällen war das Leiden der Opfer der Antrieb. Das sagt etwas Wesentliches über die Pathologie des Mörders aus. Es deutet auf unkontrollierte Wut und Sadismus hin. Die Bedürfnisse und Wünsche der Opfer interessieren ihn nicht. Das Töten des Opfers ist nur eine weitere Vorsichtsmaßnahme. Im Grunde räumt er nur auf, nachdem er seine Phantasien ausgelebt hat.»
    «Und welche Phantasien sind das?», fragte Rauser.
    «Das ist zweifellos kompliziert», sagte Dobbs. «In einem der Briefe wurde der Begriff
vielschichtig
verwendet, und der trifft es sehr genau. Es geht um eine Menge Dinge, um Sex, Macht, Rache, darum, nicht gefasst zu werden, sich wichtig zu fühlen, Journalisten einzubeziehen. Wenn er seine Briefe in der Zeitung sieht oder davon hört, fühlt er sich wahrscheinlich fast genauso gut, als würde er an den Tatort zurückkehren. Und mit Ihnen beiden zu kommunizieren muss ein besonderer Kitzel sein. Er zieht Sie beide in seinen privaten kleinen Kreis, und das nährt seine Wahnvorstellung, dass er der Mittelpunktist, das Machtzentrum. Jetzt, wo ich hier bin, wird sich dieser Kreis erweitern», sagte Dobbs. «Ich bin gespannt, wie unser Täter damit umgeht.»
    Ich stimmte Dobbs zu. «Sie sind in der Öffentlichkeit äußerst präsent. Wahrscheinlich wird er jetzt auch mit Ihnen kommunizieren.»
    Dobbs schien daran Anstoß zu nehmen. «Ich bin in der Öffentlichkeit nur präsent, weil ich dafür bezahlt werde.»
    Aber sicher. Niemand würde dir Mediengeilheit vorwerfen.
    «Und wie passt LaBrecque da rein?», wollte Rauser wissen.
    «Keine Ahnung», gab ich zu
.
«Das Auswahlverfahren, das wir festgestellt haben, also die Verbindung zum Zivilrecht, trifft nicht auf LaBrecque zu. Welche Verbindung auch immer zu ihm besteht, sie ist persönlich. Wir können sie in diesem Stadium noch nicht bestimmen.»
    «Unser Techniker hat die Herkunft des Computers ermittelt, von dem die Mail kam», berichtete Rauser. «Er steht in einem Internet-Café in der Innenstadt. Es gibt dort keine Kameras. Ab Ende der Woche wird der Laden überwacht.»
    Dobbs lehnte sich gemütlich in die weichen Sitzelemente zurück. «Ja, äh», brummte er, beendete den Satz aber nicht.
    Rauser zog sein klingelndes Telefon aus der Tasche und ließ Dobbs und mich allein.
    Dobbs legte seine Hände hinter den Kopf und lächelte mich an. «Gut gemacht, Dr.   Street. Sie haben hart daran gearbeitet, und das merkt man. Ich hätte kein besseres Bild zeichnen können.»
    «Ich hatte

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