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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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Die Reifen von Rausers Crown Vic brummten gleichmäßig über die Straße. Die Fenster waren heruntergelassen. Rauser sagte, er hätte in letzter Zeit Pech mit Klimaanlagen. Im Hintergrund hörte man das Geplapper des Polizeifunks. Wir schwiegen. Ich war müde und vielleicht sogar ein bisschen deprimiert. Rauser wahrscheinlich auch.
    «Zehn-fünf-vier-L-F, möglicherweise eins-acht-sieben»,ertönte es aus dem Funkgerät, eine Meldung, die Rausers Aufmerksamkeit erweckte. «Juniper Ecke Eigth.»
    «Hier zwei-drei-drei. Circa zwei Minuten», sagte er in sein Funkgerät und schaute mich an. «Möglicher Leichenfund, vielleicht Mord. Es ist gleich um die Ecke. Ich muss hin.»
    Als Rauser Blaulicht und Sirene einschaltete, wichen die Fahrzeuge vor uns verschreckt in alle Richtungen aus. Rauser raste noch einen Block weiter und bog dann von der Ponce ab. Augenblicke später hielten wir an der 8   t h Avenue nahe Juniper. Im Vorgarten eines viktorianischen Hauses mit babyblauen Fensterläden sah ich zwei Frauen stehen. Sie machten beide große Augen und hatten die Arme verschränkt. Ein Streifenwagen hielt an, dann ein weiterer ziviler Crown Vic. An der Straße parkte ein silberner Lincoln.
    Rauser nahm sein Funkgerät. «Zwei-drei-drei, erledigt. Ich bin zehn-neun-sieben», sagte er und sah mich wieder an. «Ich bringe dich nach Hause, sobald ich weiß, was hier los ist. Warte im Wagen, okay? Ich möchte nicht, dass du zu Fuß gehst.»
    Zu Fuß wäre ich in weniger als zehn Minuten zu Hause gewesen, doch ich sagte: «Ich warte.»
    Rausers Wagen war wie ein Ofen. Ich stieg aus und lehnte mich an die Tür. Das war auch nicht viel besser. Ein Pekanbaumblatt raschelte in einem Lufthauch, der sofort wieder erstarb. Rauser ging zu den beiden Frauen und sprach mit ihnen. Dann redete er mit dem uniformierten Polizisten und den Detectives. Gemeinsam gingen sie zu dem silbernen Lincoln. Rauser öffnete das Schulterholster, das er fast immer trug, und machte die Autotür auf. Für den Bruchteil einer Sekunde meinte ich, Rauser die Reaktion auf das anzusehen, was er im Wagen sah. Kaum wahrzunehmen, ein leichtes Versteifen, irgendetwas mit seiner Schulter. Was auch immer es war, ich bemerkte es, und es gefiel mir nicht.
    Rauser richtete sich wieder auf, ging zum Heck des Wagens und sah sich das Nummernschild an. Er hatte jetzt sein Handy am Ohr. Das Team der Spurensicherung traf ein, dann ein Kombi des Gerichtsmedizinischen Instituts. Frank Loutz, der Gerichtsmediziner von Fulton County, stieg aus.
    Ich beobachtete, wie sich Rauser ein paar Schritte entfernte, eine Zigarette ansteckte und die Stirn abwischte. Er war immer noch nicht an die langen, glühend heißen Sommer Atlantas gewöhnt. Ein weiterer Transporter der Spurensicherung erschien, gefolgt von Jo Phillips in einem goldenen Ford Taurus. Na großartig, Jo Phillips, die Blutspurenexpertin. Rauser schien sie nicht zu bemerken. Er drehte sich um und sah mich an.
    Der Gerichtsmediziner ging zu ihm, und nachdem die beiden miteinander gesprochen hatten, kam Rauser zu mir.
    «Es ist Dobbs», sagte er.
    «Was?»
    «Er ist tot.»
    Fünfzig Meter entfernt sicherten zwei Uniformierte das Gelände um den silbernen Lincoln mit dem gelben Polizeiband. Der Lärm von Hupen und Bremsen in der Ferne sagte mir, dass der Feierabendverkehr zunahm. Die Polizisten beeilten sich, den Tatort weiträumig abzusperren, damit die Kamerateams und Schaulustigen, die bald kommen würden, auf Abstand gehalten werden konnten.
    «Die Körpertemperatur deutet darauf hin, dass er seit zehn, zwölf Stunden hier ist», berichtete Rauser mir. «Charlie haben wir heute Morgen erst ein paar Stunden später abgeholt. Es gibt zahlreiche Stichwunden.»
    Immer mehr Techniker und Detectives trafen am Tatort ein. Ich musste daran denken, wie ich Dobbs behandelt hatte, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Ich dachte an die Haschkekse.
Mein Gott.
War er durch die Drogen beeinträchtigtgewesen und hatte sich nicht wehren können? Ich ließ mich am Crown Vic runterrutschen und setzte mich auf die Bordsteinkante.
    Rauser legte mir eine Hand auf die Schulter. Er wollte mich nach Hause fahren.
    Ich sah zu ihm hinauf. «Ich will Jacob sehen.»
    Rauser wirkte verärgert. «Ach, jetzt ist es Jacob? Sonst hast du immer Dobbs gesagt. Warum musst du alles romantisieren? Er war ein Scheißkerl, Keye. Und falls du dir die Schuld geben solltest, Dobbs war nicht völlig weggetreten, nur weil er ein bisschen THC im Blut hatte. Er hat

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