Cute & Winter: Eiskaltes Verlangen (German Edition)
Verdächtigen an?!“, gab Tom zu bedenken.
„Na, das fehlte mir auch noch.“
Renés Blick fiel auf die große Wanduhr. „Ähm, Moment mal ...“ Er ging mit dem Telefon in der Hand durch die Wohnung, nur um festzustellen, was er bereits geahnt hatte: Kilian war noch nicht zurück. Es war bereits kurz vor elf.
„Was ist?“, wollte Tom wissen.
„Mein Bruder ist noch nicht zurück.“
Tom seufzte. „Mach dir keine Sorgen. In dem Alter hat man diese seltsame Krankheit, bei der man die Uhr plötzlich nicht mehr lesen kann.“
„Wenn du meinst ...“ René spürte, wie sich die Härchen in seinem Nacken aufrichteten. „Aber wenn er in einer Stunde noch nicht aufgetaucht ist, melde ich mich noch mal bei dir. Da kannst du dich drauf verlassen!“
„In einer Stunde liege ich schon in meinem Bett und träume was Schönes.“
„Apropos“, René grinste. „Was machen die Doktorspiele?“
„Arschloch.“ Tom beendete das Gespräch.
„So genau wollte ich es gar nicht wissen“, murmelte René. Er holte sein Handy aus der Jackentasche und rief seinen Bruder ebenfalls auf dem Handy an. Kilian meldete sich nach dem dritten Klingeln.
„Was gibt’s?“
„Was immer du gerade machst, Milchgesicht, schieb deinen Arsch hier rüber!“, knurrte René unfreundlich. Doch tief in seinem Innern war er erleichtert, Kilians Stimme zu hören. Wahrscheinlich litt er bereits unter Verfolgungswahn..
„He, was soll denn ... oh, schon so spät?“
„Yep. Und jetzt sieh zu, dass du die Hose wieder ankriegst und hier antanzt.“
„Hose? Was denn für eine ...“ Kilian dämmerte, was René gemeint hatte. „Blödmann!“
„Halt, warte!“ Renés ungutes Gefühl war mit einem Schlag zurückgekehrt, und normalerweise vertraute er auf seine Intuition. „Bei wem bist du gerade?“
„Bei Eve und Bill. Wieso?“
„Hat einer von denen einen Führerschein und kann dich nach Hause fahren?“
„Nein! Ich fahr mit der ...“
„Ich hole dich ab“, unterbrach René. Er konnte das Stirnrunzeln seines Bruders fast schon durch das Telefon hindurch sehen.
„Häh? Wie bist du denn drauf?“
„Also, wo muss ich hin?“
27
„Gut, dass ich dich treffe ...“
Til Maurer drehte sich langsam um.
„Hallo, Miss Marple. Na, gibt’s Neuigkeiten?“ Er wirkte müde, nicht wirklich interessiert. Das machte René stutzig. Gut, Til Maurer hatte sich bisher noch nie überschlagen vor Neugier, aber dieses Desinteresse war schon eigenartig.
René zog sich einen Stuhl an den kleinen Tisch heran. Tils müdes Blinzeln irritierte ihn.
„Ich suche jemanden, Cem Nagis. Vor einer Woche habe ich ihn im Krankenhaus besucht. Dort ist er allerdings nicht mehr. Und ich habe auch keine Auskunft mehr bekommen. Seltsam, oder?“
„Cem?“ Til zog eine Grimasse, seine Augen verdunkelten sich. „Den wirst du auch nicht mehr sprechen können. Der ist vorgestern im Krankenhaus gestorben.“
„Was?“ René traute seinen Ohren kaum.
„Herzinfarkt durch irgendeinen Infekt oder so etwas ...“
„Das glaube ich nicht!“
Til zuckte mit den Schultern. „Du weißt ja, dass er Aids hatte.“
René nickte ernst. „Aber es ging ihm wieder gut. Ich kann das wirklich nicht glauben, dass er so plötzlich ...“ In seinem Kopf rasten die Gedanken, wieder setzte er das Puzzle neu zusammen. War Cem ermordet worden? Hatte er ihn am Ende noch auf dem Gewissen, weil er ihn im Krankenhaus besucht hatte? Was hatte Cem gewusst, was für den Mörder gefährlich werden konnte? – Oder ging seine Fantasie mit ihm durch?
Ihm wurde Tils Anwesenheit wieder bewusst. „Entschuldige, Cem war dein Freund, nicht wahr?“
Maurer nickte langsam. Er kniff die Augen zusammen, um René zu fixieren. „So ist das Leben ... Du glaubst doch nicht, dass er im Krankenhaus ermordet wurde?“
Himmel, war der Mann scharfsinnig.
„Wahrscheinlich hätte man das dort festgestellt“, gab René zu, doch seine Gedanken liefen in eine ganz andere Richtung. „Weißt du, wann die Beerdigung sein soll?“
„Verbrennung“, verbesserte Til leise. „Cem wollte verbrannt werden. – Nächsten Dienstag. Seine Familie wird wohl nicht erscheinen“, fügte er höhnisch hinzu. Aber René hörte den schlecht unterdrückten Schmerz in Tils Stimme.
Cems Tod bedeutete einen herben Rückschlag für seine Ermittlungen.
„Bist du hier verabredet?“
Maurer schüttelte den Kopf. Offenbar wollte er nur abhängen und seinen Kummer ertränken.
„Stört’s dich, wenn ich etwas
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