Cute & Winter: Eiskaltes Verlangen (German Edition)
zurückbringe?“, wollte René wissen. „Er hätte doch froh sein müssen, dass sein missratener Sohn von der Bildfläche verschwunden ist ...“
Dennis starrte René an. Der konnte diesen Blick nicht deuten. „Er wollte nicht, dass ich ihn blamiere. Er wollte diese Heile-Familie-Fassade aufrecht erhalten. Also musste ich zurückkommen, durfte aber nicht weiter auffallen. Du weißt ja, die Nachbarn ... und nicht nur die! Wegen der ganzen Streitigkeiten bin ich kurz vor meinem Abi abgehauen. Zu blöd, jetzt muss ich im nächsten Jahr die Prüfungen nachholen ... Aber ich habe den Druck einfach nicht mehr ausgehalten.“
„Für mich macht das alles noch keinen Sinn“, murmelte René nach einer Weile nachdenklich. „Hat Miriam deinen Vater geliebt? Was ist eigentlich mit deiner richtigen Mutter?“
„Ich weiß nicht, was für eine Beziehung Miriam und mein Vater hatten. Das war mir egal. Meine Eltern haben sich getrennt, meine Mutter ist zwei Jahre später gestorben. Krebs.“ Dennis stockte kurz. Nur einen winzigen Augenblick, aber René hatte es bemerkt. „Sie war nach der Trennung ins Ausland gegangen, nach Frankreich. Deswegen bin ich bei meinem Vater geblieben. – Ich glaube, meine Eltern haben sich damals wegen Miriam getrennt. Mein Vater hatte eine Affäre mit ihr. Davon bin ich zumindest überzeugt.“
Als er geendet hatte, nickte René. „Deine Stiefmutter hätte ein Motiv, wenn es eine Lebensversicherung gibt! Ich werde sie etwas genauer unter die Lupe nehmen. Du bleibst fürs Erste hier bei mir, ist vielleicht am besten so. Du kannst im Büro schlafen. Ich nutze es nicht so oft und dort ist eine kleine Couch, die man ausziehen kann.“
Dennis war erleichtert und nahm Renés Angebot gerne an. Er hätte auch nicht gewusst, wo er sonst hin sollte.
„Bist du sauer, wenn ich mich jetzt direkt hinlege? Ich kann nicht mehr ...“
René schien verständnisvoll und wuschelte ihm mit einer seltsam vertrauten Geste durch die Haare.
„Na klar, kein Problem. Leg dich ruhig hin, wir können auch später noch reden.“
Während Dennis noch einmal kurz im Bad war, richtete René das Bett im Büro her und stellte seinem Gast noch eine Flasche Wasser hin. „Falls du Durst hast“, erklärte er, als Dennis wieder kam.
„Danke!“
„Ich lass dich dann jetzt alleine. Wenn du etwas brauchst, ich bin noch eine Weile im Wohnzimmer.“
„Ist okay.“
„Schlaf gut.“
Da Dennis ihm ja nun einen Auftrag erteilt hatte, rief René beim Polizeipräsidium an und ließ sich zu Gregor Kowalski, dem ermittelnden Beamten, durchstellen. Er kannte Kowalski vom Sehen, hatte aber noch nichts mit ihm zu tun gehabt. Dementsprechend karg waren dessen Auskünfte. René hatte wohl noch nie ein Telefonat geführt, in dem so häufig „dazu kann ich noch keine Auskunft geben“ vorgekommen war. Immerhin wusste Kowalski nun, dass auch ein privater Ermittler eingeschaltet war. Wie immer er das finden mochte.
Im Grunde arbeitete René gern mit der Polizei zusammen, zumindest wenn die einigermaßen entgegenkommend war. Denn immerhin verfolgte sie doch meist das gleiche Ziel.
Frustriert legte er schließlich auf. Es wäre definitiv besser gewesen, wenn Rilke den Fall bekommen hätte. Seufzend widmete er sich dem Papierkram auf seinem Schreibtisch, denn es war noch eine Menge vom letzten Fall liegen geblieben.
René hatte eine ganze Zeit lang vor dem Laptop gesessen, um die letzten Berichte fertig zu schreiben, eine Arbeit, die er nicht besonders schätzte. Er sah auf seine Armbanduhr, es war bereits nachmittags und jetzt meldete sich auch sein Magen. Und seine Blase. Er hatte von Dennis die ganze Zeit nichts gehört oder gesehen. Wahrscheinlich war der Junge völlig erschöpft eingeschlafen.
Gedankenverloren öffnete René die Badezimmertür und lief fast in Dennis hinein, der vor dem Spiegel stand.
„Oh, entschuldige.“
Dennis griff verlegen nach seinem T-Shirt, das er auf dem Rand des Waschbeckens abgelegt hatte. Aber es war zu spät. Natürlich hatte René die Brandwunden auf seinem Oberkörper gesehen. Sein Blick war durchdringend.
„Ich wusste gar nicht, dass du auf so eine harte Tour stehst.“
„Lass uns nicht darüber reden, okay?“
René runzelte die Stirn. Was hatte das zu bedeuten? Woher hatte der Junge so heftige Verletzungen? Er glaubte nicht wirklich, dass Dennis derart masochistisch veranlagt war. Und sein flehender Blick sprach ebenfalls dagegen. Diese Verletzungen hatten Dennis keine Lust
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