Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)
einen Tritt in den Unterleib. Sprungbereit und fauchend wie ein Tier fuhr sie zu Vontares herum und Arlton fühlte ihren Zorn gegen die Macht des Steins anrennen. Aber sie alle wussten, dass sie keine Chance hatte.
Vontares lächelte nur. Er hatte den schwarzen Stein aus Tia-Lhors Blut geformt und trug ihn seither Tag und Nacht an einer Kette um den Hals. Er gab ihm absolute Macht über Arltons Gebieterin und machte es ihr unmöglich, ihn anzugreifen; nicht einmal anspucken konnte sie ihn. Doch sie würde an diesen Fesseln reißen, solange sie existierten.
„Wenn mich die Meinung meiner Lakaien interessieren würde, wäret Ihr vielleicht um die Eure gebeten worden“, meinte er wieder in seiner entnervenden Freundlichkeit. Es gab wohl niemanden, der das Wort „Lakaien“ so abwertend über die Lippen brachte, wie der Herr von Uvia’Lys. Lächelnd schaute er in ihre riesigen vor Hass sprühenden Augen und ergötzte sich an ihrer Hilflosigkeit. Der Zorn schien ihr selbst die Fähigkeit zu sprechen genommen zu haben. Arlton musste all seinen Willen aufbieten, um Vontares unerträgliches Verhalten nicht mit dem Schwert in der Hand zu beantworten, doch Tia-Lhor hatte ihm verboten einzugreifen, was immer auch geschehen mochte.
„Ich denke, ich bin es Nishuns Andenken schuldig, Eure Meinung über sie etwas zu korrigieren, meint Ihr nicht?“ Sein Lächeln erreichte nicht einmal ansatzweise seine kalten Haifischaugen. Quälend langsam griff er nach dem um seinen Hals hängenden Stein. Arltons Kopfhaut zog sich schmerzhaft zusammen und Tia-Lhors sprühender Hass wich eisiger Kälte.
Herausfordernd sah sie ihn an. „Nur zu“, meinte sie trocken. Ein kaum wahrnehmbares Aufleuchten in Vontares’ Augen zauberte einen spöttischen Zug um ihren Mund. Einen Lidschlag später verkrampfte sich ihr Körper unter furchtbaren Schmerzen, doch ihr Blick sank nicht.
„Was denkt Ihr über Nishun, meinen reizenden Schützling?“, fragte Vontares, als er den Schmerz nach einigen Augenblicken von ihr genommen hatte.
„Euer Schützling?“ Ätzendes Lachen troff über ihre Lippen. „Wie wir jetzt sehen, muss sie ein sehr bemitleidenswertes Geschöpf gewesen sein, wenn sie ...“
Mit einem feinen Lächeln ließ Vontares erneut den Stein nach Tia-Lhor greifen und zwang sie mitten im Satz abzubrechen. Wieder verkrampfte sie, doch außer einem leisen Keuchen unterdrückte sie jede Schmerzäußerung.
„Das war es nicht, was ich hören wollte“, erklärte Vontares mit einschmeichelnder Stimme.
„Dann hättet Ihr besser jemand anders gefragt.“
Arlton hörte den Schmerz in ihrer Stimme nachschwingen. Vontares Kaumuskulatur trat deutlich hervor, als er wieder nach seinem Stein griff.
Tia-Lhors Aufschrei fuhr Arlton bis ins Mark. Diesmal ließ er sich Zeit; sah mit gebleckten Zähnen zu, wie sie keuchend auf ein Knie fiel und am ganzen Körper zu zittern begann. Er ließ erst von ihr ab, als ihr ein dünner Rinnsal schwarzen Blutes aus der Nase troff. In hilflosem Entsetzen musste Arlton mit ansehen, wie sie um ihre Fassung kämpfte.
„Ihr wolltet mir Eure Meinung über Nishun kundtun, wenn ich mich recht erinnere“, meinte Vontares nun deutlich angespannt. Eine tiefe Falte teilte seine Stirn in zwei Hälften.
Tia-Lhor kämpfte sich auf die Füße und sah mit trüben Augen zu ihm hoch. „Geh und erschreck ein paar Kinder“, keuchte sie mit versagender Stimme.
Vontares wurde blass. Die zivilisierte Maske fiel und hinterließ eine Grimasse des Hasses, die selbst Arlton in den vielen Jahren seines Dienstes für Uvia’lys nicht zu Gesicht bekommen hatte. Vontares packte den Stein so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
Ein langgezogener Schrei entrang sich Tia-Lhors Kehle. Ihr Körper wand sich in reiner Agonie, zwang sie auf die Knie und ließ sie wehrlos zuckend auf den Boden schlagen. Ihr Schmerz drohte Arlton das Fleisch von den Knochen zu schälen. Gegen seinen Willen spürte er seine Hand an den Schwertknauf herangleiten. Vladins fester Griff war es, der die Bewegung stoppte. Pflichtbewusstsein und Beschützerinstinkt führten einen Krieg in seinem Herzen aus. Sie hatte ihm verboten, sich einzumischen.
„Es hat keinen Sinn, wenn du dich jetzt umbringen lässt“, zischte Vladin ihn eindringlich an. „Er wird nur noch wütender werden.“
Es war erstaunlich, dass sein Flüstern über ihre grauenvollen Schmerzensschreie hinweg zu ihm drang. Mühsam beherrschte er sich.
Vontares brauchte unerträglich
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