Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)
an ihm klebenden Kriegerin zu befreien, doch er bekam sie nicht einmal zu fassen. Schließlich torkelte er brüllend und um sich schlagend durch den Wald und begann, sich vollkommen unkontrolliert gegen die Bäume zu werfen. Spätestens jetzt hätten sich einige Krieger aus Lorics Stamm in die Felle gemacht. Es gab einige Regeln bei seinen Leuten, an die sich selbst der Morg gehalten hatte. „Erleichtere dich nicht da, wo andere trinken, lästere nicht den Göttern und mach’ Duice nicht wütend.“ Nach Lorics Einschätzung hatte Cvon Letzteres wohl gerade sehr gründlich hinbekommen.
Schließlich schien Cvon es satt zu haben, sich von ihm durch den Wald tragen zu lassen, und sprang so sicher von seinem Rücken, wie andere Leute aus einer Kutsche steigen mochten. Duice fuhr sofort herum und ging laut brüllend auf sie los. Die Kriegerin stand nur mit beängstigender Ruhe da und sah dem heranwalzenden Koloss entgegen. Loric kam nicht einmal auf den Gedanken, der schlanken Frau gegen seinen bulligen Freund beizustehen; er fürchtete eher um ihn.
Sie wartete so lange mit ihrer Reaktion, dass man beinahe glauben konnte, sie würde sich in Grund und Boden trampeln lassen. Doch plötzlich, mit der präzisen Schnelligkeit einer Klapperschlange, wirbelte sie um die eigene Achse und setzte einen gewaltigen Fußtritt genau hinter sein linkes Ohr. Der dumpfe Laut tat selbst den Umstehenden weh.
Duice stürzte mit der Kompromisslosigkeit eines Katapultgeschosses zu Boden. Cvon kreiselte geschmeidig unter dem Koloss hinweg und war schon wieder auf dem Weg zu ihrem Schwert, als der leblose Körper auf dem weichen Waldboden einschlug. Mehrere Atemzüge lang herrschte heilsame Stille, die nur von den Schritten der Kriegerin gestört wurde.
„Aua“, meinte Loric trocken und holte damit auch Naginar aus seiner Erstarrung. Eilig kniete der Freund bei Duice nieder und vergewisserte sich, dass der Riese noch unter den Lebenden weilte. Hroki sah unterdessen nach Phalil, der schwer mitgenommen an einem Baum lehnte und Duice mit blutunterlaufenen Augen anstarrte. Dem Elf war deutlich anzusehen, dass seine Art tatsächlich nicht so robust wie ein Ork war.
Seine Herrin zeigte jedoch wenig Mitgefühl. „Ich muss darauf bestehen, dass du deine Waffen nur gegen Feinde einsetzt“, hörte Loric sie mit ihrer entnervenden Freundlichkeit sagen, während sie ihm eine alkoholisch riechende Flüssigkeit über seine zahlreichen Schürfwunden goss. Es war nicht sicher, ob Hrokis Ermahnung oder die mit Sicherheit schmerzhafte Behandlung für das deutliche Hervortreten von Phalils Kiefermuskulatur sorgte. „Es ist dem Erfolg unserer Mission abträglich, wenn du unsere Mitreisenden zu töten versuchst.“ Der Krieger starrte sie beinahe feindselig an, bekam sich dann aber wieder unter Kontrolle.
Loric hatte jedoch wenig Interesse an Phalils Befinden oder Hrokis Meinung. Er sah Cvon hinterher, die unbeeindruckt ihr Schwert aus dem Boden zog und in der dafür vorgesehenen Halterung unterbrachte. Irgendwie hatte er das Gefühl, etwas sagen zu müssen, aber ihm fiel einfach nicht ein was.
„Sie hat ihn umgehauen!“, platzte Naginar mit einer offensichtlichen Erkenntnis in Lorics Dilemma. „Mit einem Schlag!“ Die Fassungslosigkeit in seinen Augen hätte ganze Bibliotheken füllen können.
„Geht’s ihm gut?“, fragte Loric, dem jetzt erst auffiel, dass Duice ernsthaften Schaden genommen haben konnte. Oder? Irgendwie wusste er, dass mit dem Riesen alles in Ordnung sein würde.
„Sie hat ihn UMGEHAUEN, Loric!“, meinte Naginar völlig außer sich.
„Ich hab’s ja gesehen.“
„Nich’mal ein Troll kloppt Duice so einfach MIT EINEM Schlag platt!“ Naginar führte sich auf, als sei sein gesamtes Weltbild erschüttert worden.
„Sie hat wohl ’nen Punkt erwischt ...“, meinte Loric und sah, dass Cvon dabei war, sich abzusetzen. Sie sollte nicht allein im Wald unterwegs sein, solange die unbekannten Angreifer noch in der Nähe waren.
„Die is‘ kein Mensch! Loric! Denk nur an das Ding im Chind’arse-Tempel!“
Loric konnte die Angst in Naginars Augen sehen. Wenn er nicht aufpasste, würde sie sich zur Hysterie ausweiten.
„Also geht’s ihm jetzt gut oder was?“, schnauzte er seinen erschütterten Freund an.
„Ja“, meinte Naginar langsam wieder ins Gleichgewicht zurückfindend. „Der Kopf is heil ...“
„Ok“, meinte Loric und ließ seinen aufgebrachten Freund einfach stehen. Er wusste, dass das nicht nett war, aber
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