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Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Titel: Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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war so wunderschön und friedlich gewesen, dass man beinahe glauben konnte, die Theravor seien nichts weiter als ein Schauermärchen aus dem kranken Geist eines hauptberuflichen Kindererschreckers. Und doch hatte gerade das Fehlen eines greifbaren Anhaltspunktes für die Gefahr an ihrer aller Nerven gesägt.
    Die Spuren vor ihnen hätte auch ein Blinder ohne seinen Krückstock als das erkannt, was sie waren. Zwei Reihen tiefer Abdrücke von Pranken, gegen die selbst Duices Riesenlatschen wie Kinderfüße wirkten; dazwischen die Schleifspur eines Schwanzes, der doppelt so dick wie Lorics Oberschenkel sein mochte. Die Spur wirkte so gewaltig, dass selbst Cvon beeindruckt war. Diese Theravor waren verdammt groß. Doch Cvon war sicher, dass sie bluteten wie jedes andere Wesen auch. Und was blutete, konnte sie auch töten.
    „Erstaunlich, dass wir nur auf eine einzelne Spur treffen, ich spüre viele von ihnen, ein paar ...“, versuchte Hroki sachlich zu erklären, doch ihre ruhige Analyse wurde von Naginars entsetztem Aufschrei unterbrochen. Mit zum Schlag erhobenem Schwert fuhr Cvon herum und starrte in die kleinen Augen eines riesigen Theravors. In Sekundenbruchteilen nahm sie Phalils Langschwert wahr, das in einer blitzschnellen Bewegung aus der Scheide fuhr, und sah Naginar erschreckt die Hände vor das Gesicht schlagen. Doch all das wurde nur registriert und für spätere Betrachtungen gespeichert. Cvon war nun wieder die Kriegerin, der bis jetzt kein Sterblicher die Stirn bieten konnte. Und Kriegerinnen handelten.
    Schneller, als das Auge folgen konnte, fauchte ihr Beschützer am Kopf des Ungetüms vorbei und schlug Phalil klirrend die Waffe aus der Hand. Sie hörte den Ruf des Schwertes; den Ruf nach Blut und Kampf – aber sie ignorierte ihn. Geschmeidig fing sie die Wucht ihres Beschützers ab und bändigte den heißen Zorn der kalten Klinge. 
    Hroki schien der Ernst der Lage vollkommen entgangen zu sein. Damenhaft pikiert wandte sich der Theravor dem vor Schmerzen fluchenden Elf zu. „Wie unprofessionell“, meinte er mit Hrokis melodiöser Stimme und sah auf Phalil herab, der sich bleich den Daumen massierte.
    „Entschuldigt“, sagte er leise, doch seine knirschenden Zähne sprachen eine andere Sprache.
    „Das war dumm“, knurrte Cvon die monströse Erscheinung an, die noch immer Hrokis magischen Kristall in den Händen hielt.
    „Ja, erstaunlich dumm. Dabei ist Phalil darin ausgebildet, sich auf ...“
    „Ich meinte, es war dumm, sich ohne Ankündigung in einen Theravor zu verwandeln“, meinte Cvon.
    „Ich habe mich nicht in einen Theravor verwandelt“, verteidigte sich Hroki mit orange verfärbter Iris. Sie schien regelrecht beleidigt zu sein. Cvon zog die Augenbrauen zusammen.  
    „Na prima“, mischte sich der sichtlich aufgebrachte Loric ein. „Dann haben wir wohl alle plötzlich einen sehr schweren Augenfehler bekommen?“
    Nur langsam traute sich das Blut wieder in sein Gesicht zurück. Naginar war vor Schreck sogar umgefallen und rappelte sich fluchend auf.
    „Das ist wohl die absurdeste Theorie, die ich jemals gehört habe“, sagte die riesige Echse und Hrokis Stimme war deutlich anzumerken, dass sie ehrlich erschüttert war. „Nicht einmal die menschlichen Kinder in der Sui-Duorn Praktikareihe haben jemals eine so haltlose Vermutung vorgetragen.“
    Lorics Gesicht nahm einen ungesunden Violetton an.
    Cvon hielt den Augenblick für gekommen, die Gesprächsführung wieder an sich zu reißen. „Vielleicht könntest du uns dann mitteilen, warum du wie ein Theravor aussiehst?“ Ihre Stimme war ausdruckslos, doch ihre Geduld war nahezu erschöpft. Hier standen sie, nur ein paar Meter von einer ganzen Theravorsiedlung entfernt, und schwatzten, als stünden sie auf dem Marktplatz von Kalva.
    „Ich habe eine Illusion gewirkt.“
    „Wo ist denn da der Unterschied?“, platzte Loric heraus. Cvon befürchtete, dass er jetzt erst richtig in Fahrt kam.
    Der falsche Theravor musterte ihn einen Augenblick und meinte dann: „Eine Illusion gibt mir den Anschein, ein bestimmtes Äußeres zu haben“, erklärte Hroki in dem Tonfall, den man gewöhnlich für Schwachsinnige reserviert. „Eine thaumaturgische Verwandlung ist eine tatsächliche Veränderung des Körpers.“
    „Das ist doch scheißegal!“ Der Ork war mittlerweile wirklich laut.
    „Ist es nicht“, meinte Hroki ruhig. „Hätte ich mich wirklich in einen Theravor verwandelt, könnte ich nicht mit Euch reden und müsste mir deshalb

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