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Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Titel: Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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her!“ Mit einer entschlossenen Geste versucht er, ihr das Schwert aus der Hand zu reißen, doch Cvon ist schneller. Für sie läuft plötzlich alles ganz langsam ab, doch für die Anderen muss es so aussehen, als explodiere sie.
    Mit einem gewaltigen Schlag schlägt sie den Kopf des Jungen unterhalb des Jochbeins in zwei Teile. Sein Blut hinterlässt eine warme Spur auf ihrem Gesicht. Ansatzlos wirbelt sie herum und mäht sich links und rechts durch die Reihen der Kinder. Ihre Klinge dringt mühelos durch Fleisch und Knochen. Blut und Geschrei scheinen wie eine Welle über ihr zusammenzuschlagen. Ihr Körper bewegt sich beinahe schwerelos mit der spielerischen Präzision eines lebenslangen Tänzers. Sie begreift zum ersten Mal, dass er genau hierfür geschaffen wurde. Sie schlägt und tötet mit einer emotionslosen Leichtigkeit, die ihr Angst vor sich selbst macht.
    Als die Bande panisch auseinanderspritzt, liegen fünf von ihnen bereits tot am Boden, doch die Kriegerin in ihr hat noch nicht genug. Mit einem gewaltigen Sprung setzt sie ihnen nach; durchstößt den Hals eines flüchtenden Jungen von hinten und bekommt die strähnigen blonden Haare eines kleinen Mädchens zu fassen. Mit einem Ruck wirft sie die Schreiende zu Boden und ist sofort über ihr. Sie lässt sich mit den Knien auf die Schultern ihres Opfers fallen und holt noch in der Bewegung zum tödlichen Schlag aus.
    Doch sie zögert. Die Kleine ist völlig erstarrt und schaut sie mit weit aufgerissenen Augen an. Cvon weiß nicht, woher sie den tödlichen Schlag kennt, den sie im Begriff ist, auf die Unglückliche niederfahren zu lassen. Doch sie kennt den Ausdruck im Gesicht des Blondschopfes. Grauenvolle Angst schimmert in ihren grauen Augen. Angst vor dem übermächtigen Monster, das wie ein Alptraum über sie gekommen ist. Cvon lässt die erhobene Faust sinken. Das Mädchen atmet in kurzen, hektischen Zügen. Die Kriegerin kann das Herz ihres Opfers an ihrem Oberschenkel schlagen spüren.
    Cvon kann nicht verstehen, was sie getan hat. Hilflos streicht sie dem Blondschopf über die Wange. Es sind gute graue Augen – weit aufgerissen. Dann teilen sie sich. Erst vier, dann acht, dann sechzehn Augen starren sie an. Die Welt beginnt sich zu drehen und ein großer kalter Wirbel senkt sich wie ein alles verzehrender Rüssel in ihren Geist. Die Welt zerfließt zu braunem Nichts.
     

     
    „Wie ist das passiert?“ Vontares Stimme war leise und beherrscht wie immer. Mit den toten Augen eines Hais umkreiste seine hagere Gestalt die drei Überlebenden seiner Expedition. Aufmerksam, aber ohne jede sichtbare Gefühlsregung hatte er die Nachricht vom Tod seines Schützlings entgegengenommen und schien jedes Wort genauestens abzuwägen. Beinahe konnte man ihn für die beherrschte graue Eminenz halten, die er so gern nach außen spielte. Doch Arlton kannte ihn gut genug, um es besser zu wissen und sich Sorgen zu machen.
    In der Gegenwart seiner Untergebenen erhob sich Vontares nur für Hinrichtungen, Folterungen und – äußerst selten – Auszeichnungen. Diese jedoch wurden nicht für den Verlust von Lieblingsschülerinnen vergeben. Dass er nie die Beherrschung zu verlieren schien, konnte nicht davon ablenken, dass er in diesem Raum das bösartigste Monstrum war.
    „Wir schlichen uns an das Lager der Hsul heran und wurden entdeckt ...“, erklärte er.
    „Wer ist dafür verantwortlich?“, unterbrach Vontares leise.
    „Das wissen wir nicht. Jemand muss auf einen Ast getreten sein.“
    „Das ist keine befriedigende Antwort, Waffenmeister“, stellte Vontares kalt fest.
    „Wenn Eure besten Krieger, Euer Burgfräulein und meine Wenigkeit durch einen Wald schleichen, wer wird da wohl auf einen Zweig treten?“, fragte Tia-Lhor mit aufreizender Freundlichkeit und trieb ihren beiden elfischen Begleitern damit den Schweiß auf die Stirn. War sie von Sinnen? Wusste sie nicht, wie gefährlich es war, ihn auch noch zu provozieren?
    Doch Vontares blieb nur mit ausdruckslosem Gesicht vor ihr stehen. Sekundenlang starrten sich die beiden an.
    „Mir scheint, dass Ihr einen bedauernswerten Mangel an Respekt vor den Toten und meiner Schülerin aufweist“, meinte er freundlich.
    „Und mir scheint, dass Ihr das Leben vieler Krieger verschwendet und unsere gesamte Mission zum Scheitern gebracht habt, weil Ihr Eurer Zuckerpüppchen mitspielen lassen musstet.“
    Auch Arltons Kriegeraugen sahen die Ohrfeige nicht kommen, die Tia-Lhors Kopf herumriss, doch er spürte sie wie

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