Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)
und unter lebensgefährlichen Bedingungen stattfanden.“ Der Stolz war ihrer Stimme nicht anzumerken, aber dennoch überdeutlich zu spüren, als sie ihrem Untergebenen den Plan auseinandersetzte. Wieder musste Cvon nicht hinschauen, um zu wissen, wie es hinter ihr aussah. Sie spürte, dass Phalils Augen immer größer wurden und sie anstarrten.
Hrokis Plan hatte ihr den gefährlichsten Teil zugedacht, doch Cvon hörte nicht einmal zu. Sie hatte bereits lange genug darüber nachgegrübelt und sich entschieden. Doch Phalil musste Hrokis einfachen Plan für absolut irrsinnig halten.
Die Etherna verpackte die eigentlich so einfache Geschichte in einer detaillierten Beschreibung der Gesellschaftsstruktur der Theravor. Mitten in der Wildnis, im Angesicht des Untoten und vermutlich in unmittelbarer Nähe der Menschenfresser, klärte sie Phalil über die philosophischen Tiefen des theravorischen Geistes auf. Cvon konnte nur den Kopf schütteln, doch auch die Anderen schienen dies für den idealen Zeitpunkt für eine regelrechte Vorlesung zu halten.
Wenn Hroki Recht hatte, hatten die Schrecken der Südlande ein sehr überschaubares Weltbild. Da gab es Lebendiges und Totes. Das Lebendige ließ sich noch einmal in Freunde und Beute aufteilen und Freunde wiederum konnten männlich oder weiblich sein. Da sich Theravor nur dreimal im Jahr paarten, war das Geschlecht für sie vor allem eine Frage der Rangordnung. Die wesentlich selteneren Weibchen hatten das Sagen und die um einiges kräftigeren Männchen ordneten sich unter.
Die Rangordnung der Weibchen hing wiederum von der Kraft ihrer Männchen ab. Ein weiblicher Theravor, der etwas auf sich hielt, erfreute sich eines Harems von bis zu fünf Männchen. Hroki hatte Cvon versichert, dass nach der merkwürdigen Logik der primitiven Kreaturen auch menschliche Frauen als „weiblich“ anerkannt werden würden, sobald sie nicht mehr in das Schema „Beute“ fielen.
Also sah der Plan vor, dass sich Cvon als Theravor-Weibchen ausgab und die Matrone eines der größeren Clans herausforderte. Wie es in der matriachalen Gesellschaft der Theravor üblich war, würde das Weibchen ihr stärkstes Männchen gegen sie antreten lassen und Cvon würde einen ungleichen Zweikampf mit einem der ach so unbesiegbaren Schrecken der Südlande austragen. Wenn das für Phalil nicht lächerlich klang, rührten ihn wahrscheinlich auch Artell-Andachten zu Tränen.
Der kritischste Punkt würde nach Ansicht der Etherna die Kontaktaufnahme sein. Je nach Bösartigkeit der Matrone des Stammes wurden nämlich auch Artgenossen in die „Beutekategorie“ eingeordnet. Nicht selten wurde so eine Begegnung zwischen mehreren Theravor zu einem regelrechten „Festessen“.
„Cvon?“
Loric war in der linkischen Art, die er ihr gegenüber ständig an den Tag legte, an sie herangetreten. Wenigstens einer von ihnen ließ sich nicht von der Vorlesung gefangen nehmen.
„Was?“
„Alles in Ordnung?“, fragte er vorsichtig.
Mit gerunzelter Stirn sah sie zu ihm auf. „Ja.“
„Ich frage nur, weil ich dich vielleicht beleidigt habe oder so.“ Er vermied, ihrem erstaunten Blick zu begegnen. „Weil ich gegen deine Meinung geredet habe, meine ich, und du jetzt so still bist ...“
Cvon zog die Stirn kraus. „Unsinn“, meinte sie und sah wieder auf ihr Schwert. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie schroff sie ihn behandelte. Doch im gleichen Moment fragte sie sich, warum sie nett zu ihm sein sollte. Sogleich ärgerte sie sich darüber, überhaupt darüber nachzudenken. Was war das nur für eine merkwürdige Reise, auf die sie da gegangen war?
Loric schien ihre „kalte Schulter“ entweder zu übersehen oder zu ignorieren. Seelenruhig setzte er sich zu ihr. „Wo ich herkomme, ist das nicht unsinnig. Kein Krieger lässt sich gern widersprechen.“
„Ich bin kein Ork, Loric.“
„Aber eine Kriegerin“, meinte er lächelnd.
„Es stört mich nicht, wenn du eine andere Meinung hast als ich“, meinte sie und wandte sich wieder der makellosen Klinge ihres Beschützers zu. Das Gespräch war für sie beendet.
Mit einem Ohr verfolgte sie die Ausführungen Hrokis. Ihr innerliches Kopfschütteln ging zunehmend in ein innerliches Schulterzucken über. Lange brütete sie so vor sich hin, bis sie bemerkte, dass Loric sie immer noch ansah. Abweisend hob sie den Blick. Zu ihrer Überraschung verzog sich das grobe Orkgesicht zu einem warmen Lächeln, das seine Augen erreichte und geradezu leuchten ließ.
„Was
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