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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Handbewegungen so schnell mit unsichtbaren Kollegen gestikulierten, daß sie fast wie statische Mehrfachbelichtungen von Fotografien wirkten.
    Peer hatte keine Ahnung, womit die Systeme die Geräusche und visuellen Eindrücke ihrer Umgebung aufnahmen und zu den – vermutlich – völlig normalen Elysianern weiterleiteten, die die unhandlichen Computer als Ergebnis aller sich drehenden Zahnräder und hektischen Handzeichen simulierten; oder ob die fraglichen Leute ihre Umgebung vollkommen anders wahrnahmen, als wenn sie sich einfach als das physiologische Standardmodell gezeigt hätten, das diese Welt bewohnte.
    Neben den protzig-phantasievollen Menschen und den »Maschinen«-Menschen waren solche in Tierkörpern anwesend – vielleicht, aber vielleicht auch nicht, reflektierten sie die echten Modelle der Menschen in ihnen. Es konnte bemerkenswert bequem sein, ein Löwe oder sogar eine Schlange zu sein – wenn man sein Gehirn dem Wechsel genügend angepaßt hatte. Peer hatte selbst einige Zeit damit verbracht, in der Gestalt von Tieren zu leben, sowohl in historischen Tieren der Erde als auch in mythischen, und er hatte sie alle genossen – aber als die Phase zu Ende war, hatte er herausgefunden, daß er nur sehr wenig an seinem Bewußtsein manipulieren mußte, damit sich die menschliche Gestalt Bit für Bit ebensogut anfühlte. Es erschien ihm einfach eleganter, es sich in seiner angestammten Physiologie bequem zu machen. Offensichtlich war die große Mehrheit der Elysianer der gleichen Meinung.
    Achttausend war eine durchschnittliche Besucherzahl für diese Versammlungen, aber Peer hatte keine Ahnung, welchen Teil der Gesamtbevölkerung sie repräsentierte. Selbst wenn man Callas, Shaw und Riemann nicht berücksichtigte – die drei Gründer, die in ihren eigenen privaten Welten geblieben und nie mit irgend jemand anderem in Kontakt getreten waren –, konnte es Hunderttausende von Nachkommen der ersten Generation geben, die sich dafür entschieden hatten, nie in Erscheinung zu treten und nicht innerhalb der Kerngemeinschaft zu bleiben.
    Der ewig expandierende Kubus von Elysium war von Anfang an in vierundzwanzig schiefe Pyramiden geteilt gewesen; eine für jeden der achtzehn Gründer und ihre Nachkommen, und sechs für gemeinsame Zwecke und Unternehmen (wie zum Beispiel Cyber-City selbst oder den Planeten Lambert, der den größten Teil beanspruchte). Die meisten Elysianer – zumindest die meisten, die die Stadt benutzten – hatten sich einer gemeinsamen objektiven Zeit unterworfen. Im Verhältnis zur Absoluten Zeit – dem Ticken der Uhr des Zellularautomaten Autoversum – wurde diese Standardzeit immer schneller, und jeder Elysianer benötigte eine ständig wachsende Anzahl von Prozessoren, um Schritt zu halten; aber da Elysium selbst noch schneller wuchs, hatte der einzelne letztlich trotzdem einen immer größeren Überschuß an Rechenkapazität.
    Die Gebiete der Gründer waren vollkommen autonom, unterteilt nach seiner oder ihrer eigenen Entscheidung. Jedes konnte mittlerweile eine Bevölkerung von mehreren Trillionen unterhalten, die nach der Standardzeit lebten. Peer hatte den Verdacht, daß die meisten Prozessoren nur im Leerlauf betrieben wurden – manchmal hatte er Tagträume, daß Elysianer der fünften Generation die Geschichte der Stadt studieren und neugierig auf Malcolm Carter würden und schließlich einen der Gründer so unter Druck setzen könnten, daß er ihnen die überschüssige Rechenkapazität seines fast leeren Gebietes zur Verfügung stellte und sie die Stadt nach blinden Passagieren absuchen konnten. Die ganze geniale Tarnung Carters und die Nadel-im-Heuhaufen-Wahrscheinlichkeit würden einer derartigen Prüfung nicht standhalten können. Wenn man ihre Gegenwart erst einmal entdeckt hätte, wäre es ein leichtes, sie einzugliedern – immer vorausgesetzt, die Elysianer wären großzügig genug gegenüber dem unbedeutenden Pärchen von Dieben.
    Kate gab vor zu glauben, daß sie das auf lange Sicht für unausweichlich hielt, doch Peer war es ziemlich egal, ob man sie schließlich finden würde oder nicht; alles was zählte war die Tatsache, daß die Rechengeschwindigkeit der Stadt ständig wachsen mußte, um mit der zunehmenden Bevölkerung und der immer schneller ablaufenden Standardzeit Schritt zu halten. Solange dieser Prozeß andauerte, nahm auch sein eigener winziger Anteil an den Ressourcen zu. Schließlich wäre Unsterblichkeit in einer »Maschine«, die nur eine endliche Zahl

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