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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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richtige Moment gekommen ist, um mit den Lambertianern in Kontakt zu treten. Ihnen unsere Gegenwart zu enthüllen und ihnen die Ursprünge ihres Planeten zu erklären. Und einen vorsichtigen kulturellen Austausch zu beginnen.«
    In der Menge setzte ein leises Murmeln ein. Peer wandte sich zu Kate. »Das ist alles? Das sind die Nachrichten, die ich auf keinen Fall verpassen durfte?«
    Sie starrte ihn mitleidig an. »Sie reden vom Erstkontakt mit einer Rasse von Aliens. Willst du das wirklich alles verschlafen?«
    Peer lachte. »Erstkontakt? Sie haben diese Insekten vom allerersten Augenblick an beobachtet, jedes noch so winzige Detail, seit dem Tag, als ihre Vorfahren noch einzellige Algen waren. Alles über sie ist bereits seit langem bekannt: ihre Biochemie, ihre Sprache, ihre Kultur. Steht alles in der Zentralbibliothek zum Nachlesen. Diese ›Aliens‹ haben sich auf dem Objektträger eines Mikroskops entwickelt. Sie bieten uns keine Überraschungen mehr.«
    »Mit Ausnahme ihrer Antwort auf unser Erscheinen.«
    »Unser Erscheinen? Niemand reagiert auf unser Erscheinen.«
    Kate warf ihm einen giftigen Blick zu. »Wie sie auf die Elysianer reagieren.«
    Peer dachte darüber nach. »Ich glaube, irgend jemand weiß auch das schon. Irgend jemand muß schließlich die Reaktionen der lambertianischen ›Gesellschaft‹ entworfen haben, wenn sie herausfinden, daß sie nichts anderes als ein Experiment zu künstlichem Leben sind.«
    Ein Elysianer, der sich als dünner junger Mann zeigte, schritt zum Pult. Durham stellte ihn als Dominik Repetto vor. Peer hatte es aufgegeben, die proliferierenden Generationen weiter zu verfolgen, aber er war überzeugt, daß der Name eine erst vor kurzem erfolgte Hinzufügung war. Er wußte ganz sicher, daß zu der Zeit, in der er selbst das Autoversum studierte, noch kein Repetto daran gearbeitet hatte.
    Repetto wandte sich an die Versammlung. »Ich bin fest davon überzeugt, daß die Lambertianer mittlerweile den konzeptionellen Rahmen besitzen, um unsere Existenz verstehen und einen Sinn für unsere Rolle in ihrer Kosmologie erkennen zu können. Es stimmt, daß sie keine Computer entwickelt haben – aber ihre gesamte Sprache und Begriffswelt beruht auf numerischen Modellen ihrer Umwelt. Diese Modelle sind nichts weiter als Abwandlungen einiger ursprünglich fest verankerter genetischer Grundlagen – Geländekarten, die den Weg zu Nahrungsquellen zeigen, Algorithmen, die das Verhalten von Raubtieren vorhersagen –, aber die modernen Lambertianer haben die Fähigkeit entwickelt, ganze Klassen neuer Modelle zu entwickeln und auszuprobieren, und das Verfahren ist ihnen angeboren, wie den frühesten Menschen die Fähigkeit zu sprechen angeboren war. Jede Gruppe von Lambertianern ist fähig, eine mathematische Beschreibung und Beurteilung von bevölkerungsdynamischen Prozessen der Milben, die sie als Nahrung züchten, zu ›besprechen‹ – genauso einfach, wie die Menschen vor dem START einen einfachen Satz formulieren oder verstehen konnten.
    Wir dürfen nicht den Fehler begehen, sie nach anthropomorphen Standards zu beurteilen. Menschliche technologische Meilensteine sind völlig bedeutungslos. Die Lambertianer haben die meisten Geheimnisse der Chemie und der Physik des Autoversums durch bloße Beobachtung ihrer natürlichen Umgebung entschlüsselt, unterstützt von extrem wenigen praktischen Experimenten. Sie haben Konzepte von Temperatur und Druck, von Energie und Entropie entwickelt – ohne je Feuer, Metallurgie oder das Rad erfunden zu haben … ganz zu schweigen von einer Dampfmaschine. Sie haben die Schmelz- und Siedepunkte aller Elemente berechnet – ohne je auch nur ein einziges davon gereinigt zu haben. Das Fehlen jeglicher Technologie macht ihre intellektuellen Errungenschaften nur noch erstaunlicher. Es ist, als hätten die alten Griechen den Siedepunkt von Stickstoff beschrieben oder die Ägypter die Eigenschaften von Chlor.«
    Peer lachte zynisch vor sich hin. Die Gründer liebten es, wenn die Erde abfällig erwähnt wurde – um so besser, wenn die Hinweise sich auf eine Zeit lange vor ihrer eigenen Geburt bezogen.
    Repetto machte eine Pause. Er wurde sichtlich größer, seine Gesichtszüge nahmen einen würdigeren, erwachseneren Ausdruck an. Die meisten Elysianer würden das nicht als Manipulation betrachten – jedenfalls nicht mehr als eine veränderte Körperhaltung oder einen Wechsel im Tonfall. Feierlich sagte Repetto: »Die meisten von Ihnen werden sich noch an die

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