Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
Vom Netzwerk:
Fußboden und zuckte die Achseln. Dann tastete er in seinem Brustkorb nach den anderen Organen. Schließlich begnügte er sich mit einem Stück Lunge, die sich – losgelöst und fern ihres Platzes in seinem Leib – weiter im Rhythmus seines Atems aufblähte und zusammenzog. Funktionell betrachtet, blieb das Gewebe einfach in seiner Brust. »Sobald du anfängst, nach Sicherheit zu fragen, wirst du dich am Ende den Forderungen der realen Welt unterwerfen. Bist du Angehörige der Solipsistischen Nation oder nicht?«
    Kate musterte seine blutlosen Wunden und sagte gelassen: »Angehörige der Solipsistischen Nation zu sein bedeutet nicht, an der eigenen Dummheit zu sterben. Du nimmst deinen Körper auseinander und glaubst, daß das deine Unverwundbarkeit beweist? Du implantierst vorgefertigte, auf bestimmte Perspektiven festgelegte Erinnerungen und glaubst, du hättest deshalb schon ewig gelebt? Ich will keine billige Imitation von Unsterblichkeit, ich will das Original!«
    Peer runzelte die Stirn und besah sich ihren neu zugelegten Körper genauer. Es war noch immer unverkennbar »Kate« – aber die ernsteste Variation von ihr, die er je gesehen hatte. Kurzhaarig, knochiges Gesicht, scharfe graue Augen. Schlanker als zuvor, in einem weiten weißen Kleid. Asketisch, entschlossen, sachlich.
    Sie sagte – absichtlich beiläufig, als ginge es nur darum, das Thema zu wechseln: »Es gibt interessante Neuigkeiten: Da ist ein Mann – ein Besucher –, der Kontakt mit allen reichen Kopien aufgenommen hat. Er verkauft Zweitversionen für einen lächerlichen Teil ihres Vermögens.«
    »Wieviel?«
    »Zwei Millionen Ecu.«
    »Im Monat?«
    »Nein, für immer.«
    Peer schnaubte. »Er ist ein Betrüger.«
    »Und er hat draußen einen ganzen Stab von Programmierern, Entwicklern, Architekten zusammengestellt. Er hat Arbeiten in Auftrag gegeben – und auch bezahlt –, für die man mindestens ein Dutzend Prozessor-Cluster benötigt.«
    »Guter Trick. Damit kann er vermutlich einigen Tattergreisen einreden, daß er bieten kann, wovon er redet. Aber nur den wenigsten. Wer wird schon zahlen, ohne daß die Hardware am Netz ist, ohne daß ihre Leistungsfähigkeit getestet ist? Oder wird er das auch vortäuschen? Er kann ihnen Simulationen von brandneuen Maschinen vorspielen, aber wenn es sie nicht wirklich gibt, dann können sie natürlich auch nicht rechnen. Ende des Schwindels.«
    »Sanderson hat bezahlt. Repetto auch. Das letzte, was ich gehört habe: Er hat auch mit Riemann gesprochen.«
    »Ich glaube kein Wort davon. Sie haben alle ihre eigene Hardware – warum sollten sie sich Sorgen machen?«
    »Weil sie in der Schußlinie stehen. Die Bevölkerung kennt sie und weiß, daß sie ihre eigene Hardware haben. Wenn die Dinge sich zum Schlechten ändern, wird man ihre Hardware konfiszieren. Dieser Mann dagegen, Paul Durham – er ist ein Niemand. Er handelt ohne Zweifel in irgend jemandes Auftrag, das steht fest, aber wer immer das ist: Sie tun, als hätten sie mehr Rechenkapazität zur Verfügung als Fujitsu, und nur einen winzigen Bruchteil der Kosten. Nicht ein Bit davon wird auf dem freien Markt angeboten. Niemand weiß, daß sie überhaupt existiert – offiziell.«
    »Und inoffiziell wahrscheinlich genausowenig. Es gibt sie nicht! Zwei Millionen Ecu … «
    »Sanderson hat gezahlt. Repetto auch.«
    »Das hast du aus ein und derselben Quelle.«
    »Durham bekommt von irgendwoher Geld. Ich habe mit Malcolm Carter persönlich gesprochen. Durham hat eine ganze Stadt bei ihm in Auftrag gegeben, mehrere tausend Quadratkilometer groß – und keine passiven Aufzeichnungen! Die architektonischen Details sind ausnahmslos bis hinunter zum menschlichen Auflösungsvermögen oder sogar noch weiter ausgeführt. Pseudo-autonome Menschenscharen bevölkern sie, Hunderttausende von Leuten. Zoos und Freigehege, nach den neuesten Verhaltensalgorithmen programmiert, und es gibt einen Wasserfall, größer als jeder, den es auf der Erde gibt.«
    Peer zog eine Darmschlinge aus dem Loch in seiner Brust und wickelte sie verspielt um den Hals. »Du könntest auch eine Stadt für dich selbst haben, wenn du bereit wärst, mit der entsprechenden Verlangsamung zu leben. Was fasziniert dich so an diesem Betrüger, diesem Durham? Selbst wenn er es ehrlich meint – du kannst nicht bezahlen, was er verlangt. Mach dir nichts vor: Du bist dazu verdammt, mit mir in den Slums zu wohnen – aber es spielt keine Rolle.« Peer erlaubte sich eine kurze Rückblende zu jenem

Weitere Kostenlose Bücher