Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
Vom Netzwerk:
nicht alles nur geträumt habe …«
    »Großartig! Von wem?«
    Sie erzählte von ihrem Treffen mit Durham und von seinem Auftrag, den Urkeimen.
    Aden sagte: »Du weißt also nicht einmal, was er damit vorhat?« Er lachte ungläubig. »Außer daß er irgendwelche obskuren intellektuellen Ansichten zur Evolution ›beweisen‹ möchte! Und woher willst du wissen, wann du es ›bewiesen‹ hast? Was, wenn es diesem Durham nicht genügt?«
    »Der Vertrag ist zu meinem Vorteil. Noch bevor ich mit der Arbeit anfange, zahlt er das Geld an einen Treuhänder. Ich bin zu nichts weiter verpflichtet, als innerhalb von sechs Monaten einen erkennbaren Versuch zum Abschluß des Projekts zu machen. Wenn es Streit gibt, muß er das Urteil eines unabhängigen Sachverständigen akzeptieren, inwieweit es einen ›erkennbaren Versuch‹ gegeben hat. Das von mir konsultierte Expertensystem hat den Vertrag mit AAA bewertet.«
    Aden war immer noch skeptisch. »Du solltest einen zweiten Rat einholen; es gibt kaum je zwei Expertensysteme, die der gleichen Meinung sind, von den Erfolgsaussichten vor Gericht ganz abgesehen. Aber wie dem auch sei – wenn alles glatt geht, was zahlt er?«
    »Dreißigtausend Dollar. Nicht schlecht für sechs Monate Arbeit, oder? Dazu Rechenzeit für noch einmal denselben Betrag, die direkt über Durham abgerechnet wird.«
    »Was? Wie kann er sich das leisten?«
    »Er ist Versicherungsvertreter. Wenn er gut ist, dann kann er ohne weiteres … na, sagen wir, zweihunderttausend im Jahr verdienen.«
    »Von denen, wenn er seine Steuern bezahlt hat, vielleicht noch hundertzwanzigtausend übrig sind. Und er gibt sechzigtausend allein für diesen Mist aus?«
    »Ja. Paßt dir das nicht? Das macht ihn noch immer nicht arm. Und er könnte ebensogut das Doppelte verdienen – von Ersparnissen, Geldanlagen und Steuertricks einmal ganz abgesehen. Seine finanziellen Verhältnisse brauchen mich nicht zu kümmern; wenn das Geld erst beim Treuhänder eingegangen ist, kann er von mir aus bankrott gehen. Das ändert nichts daran, daß ich mein Geld bekommen werde, sobald ich die Arbeit abgeliefert habe. Was sollte ich also einzuwenden haben?«
    Aden schüttelte den Kopf. »Ich verstehe einfach nicht, wofür er so viel Geld ausgeben möchte. Es gibt doch Gott weiß wie viele Kopien auf der Welt, und sie leiten – jetzt in diesem Augenblick – die Hälfte aller großen Unternehmen, falls du es noch nicht wissen solltest. Warum sechzigtausend Dollar ausgeben, um zu beweisen, daß künstliches Leben sich auch über die Ebene von Bakterien hinaus entwickeln kann?«
    Maria stöhnte. »Das haben wir schon oft genug durchgekaut. Autoversum und Virtuelle Realität sind nicht dasselbe. Kopien sind keineswegs das menschliche Gegenstück von A. lamberti. Sie sind ein Schwindel, ein einziger Pfusch. Sie tun, was man von ihnen erwartet – mit höchster Präzision. Doch man sucht vergebens eine zugrundeliegende Logik. Jeder Teil ihres ›Körpers‹ gehorcht anderen Ad-hoc -Regeln, die nach rein praktischen Erwägungen definiert wurden.
    Natürlich wäre es verrückt, einen kompletten menschlichen Körper auf molekularer Ebene simulieren zu wollen – aber wenn man wissen möchte, wie die fundamentalen physikalischen Gesetze mit der Biologie zusammenhängen, dann sind Kopien uninteressant. Sie haben keine Physik. Das Verhalten der Nervenzellen einer Kopie entsteht nicht aus tieferen Gesetzmäßigkeiten, es ist nur eine Frage der dafür verwendeten Rechenprogramme – die ihrerseits aus dem Wissen über das menschliche Gehirn abgeleitet werden. Dabei sind diese Gesetzmäßigkeiten beim lebenden Menschen natürlich eine Frage der physikalischen Gesetze, die für jedes einzelne der daran beteiligten Milliarden Moleküle gelten. Kopien sind ein Betrug an der Physik, und das ist der Preis dafür, daß sie überhaupt funktionieren können. Für die Kopien existieren keine Moleküle, keine Physik – wir haben lediglich das Resultat – ihre ›Biologie‹ – per Hand ›eingegeben‹.«
    »Und das beleidigt dein ästhetisches Empfinden?«
    »Darum geht es nicht. Kopien haben ihren Sinn – wenn der Tag kommt, dann will ich lieber das Softwareimitat eines Menschen sein als tot. Worauf ich hinaus will, ist: Sie sind keine Hilfe, wenn wir herausfinden wollen, welche Art von Physik für welche Art von Leben erforderlich ist.«
    »Das ist die wichtigste Frage, vor der die Gesellschaft heute steht.«
    Maria spürte, wie der Ärger ihr das Blut ins

Weitere Kostenlose Bücher